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Engelsmorgen

Engelsmorgen

Titel: Engelsmorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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und zählte an den Fingern alle ihre Einfälle auf.
    Luce wusste, dass sie ihr eigentlich hätte zuhören müssen (»Wäre es nicht super, wenn wir uns alle wie die Orgelpfeifen der Größe nach aufstellen würden?«), vor allem wo sie doch sehr bald vor allen etwas Lustiges und Kluges – und Gereimtes – über die Umwelt vortragen sollte. Aber sie hatte jetzt den Kopf dafür nicht frei. Es beschäftigte sie nämlich immer noch das Gespräch mit Francesca und Steven.
    Es hat seinen guten Grund, warum man bestimmte Dinge besser Fachleuten anvertraut. Wenn Steven recht hatte und es tatsächlich für jeden Augenblick der Geschichte einen Verkünder gab – dann hieß das letztendlich nichts anderes, als dass man besser die Vergangenheit den zuständigen Fachleuten überlassen sollte. Luce maßte sich nicht an, Expertin für Sodom und Gomorrha sein zu wollen. Sie wollte nur mehr über ihre eigene Vergangenheit – und die von Daniel – erfahren. Und wenn es in diesem Fall irgendeinen Experten gab, dann doch wohl sie.
    Aber Steven hatte es ja selbst gesagt: Es gab Trillionen von Schatten. Es wäre ein hoffnungsloses Unterfangen, darunter diejenigen ausfindig machen zu wollen, die etwas mit ihr oder Daniel zu tun hatten. Ganz zu schweigen davon, dass sie keine Ahnung hatte, was sie mit ihnen anstellen sollte, wenn sie sie eingefangen hatte.
    Sie blickte zum Deck hoch, wo sie die Haare von Francesca und Stevens Hut erkennen konnte. Luce malte sich aus, wie sie gerade heftig miteinander stritten. Über Luce. Und über die Verkünder. Und sich wahrscheinlich dann darauf einigten, das Thema in Luces Gegenwart nie wieder zu erwähnen.
    Luce war sich ziemlich sicher, dass sie ganz auf sich gestellt sein würde, wenn es darum ging, mehr über ihre eigene Vergangenheit zu erfahren.
    Aber Augenblick mal.
    Ihr erster Unterrichtstag in Shoreline. Während des Kennenlernspiels. Da hatte Shelby doch gesagt …
    Luce vergaß ganz, dass sie mit den anderen drei Mädchen in einer Besprechung war, sprang auf und rannte über das Deck. Da ertönte auf einmal hinter ihr ein durchdringender Schrei.
    Als sie herumwirbelte, sah sie am Heck der Jacht etwas Schwarzes vorbeihuschen und danach über die Reling gleiten.
    Nichts mehr.
    Dann ein Aufklatschen.
    »Oh mein Gott! Dawn!«, schrien Jasmine und Amy. Sie beugten sich tief über das Geländer und schauten aufs Wasser.
    »Das Rettungsboot!«, brüllte Amy und rannte ins Innere der Jacht.
    Luce stürzte neben Jasmine an die Reling und fuhr sich erschrocken mit der Hand an den Mund. Dawn war über Bord gegangen und strampelte verzweifelt im Wasser. Zuerst waren nur ihr dunkler Haarschopf und ihre rudernden Arme zu sehen, aber dann blickte sie hoch und Luce bemerkte den entsetzten Ausdruck in ihrem totenblassen Gesicht.
    Eine große Welle kam und begrub Dawns schmächtigen Körper unter sich. Die Jacht fuhr mit voller Kraft weiter und ließ Dawn immer weiter hinter sich zurück. Die Mädchen zitterten. Warteten ängstlich darauf, dass Dawn wieder auftauchte.
    »Was ist passiert?«, fragte Steven, der plötzlich neben ihnen stand. Francesca hob hastig einen Rettungsring aus der Halterung.
    »S-sie wollte an der Glocke ziehen«, stammelte Jasmine. »F-für unsere Begrüßungsrede. S-sie hat sich kaum über das Geländer gebeugt. I-ich weiß nicht, warum sie das Gleichgewicht verloren hat.«
    Luce warf noch einmal einen Blick über die Reling. Das Wasser war bestimmt eiskalt. Immer noch nichts von Dawn zu sehen. »Wo ist sie?«, brüllte sie. »Kann sie schwimmen?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, riss sie Francesca den Rettungsring aus der Hand, steckte einen Arm hindurch und kletterte auf die Reling.
    »Luce – nicht!«
    Sie hörte hinter sich den Schrei, aber zu spät. Luce stieß sich bereits ab, hielt den Atem an und dachte im Fallen an Daniel und den See in der Nähe von Sword & Cross, wo sie beide vom Felsen ins Wasser gesprungen waren.
    Sie spürte die Kälte zuerst um ihren Brustkorb. Wie eine Klammer legte sie sich um ihre Lungen, so groß war der Temperaturschock. Luce wartete, bis sie langsamer nach unten sank, dann strampelte sie hastig an die Wasseroberfläche. Wellen rollten über sie hinweg, das Salzwasser drang ihr in Mund und Nase, aber sie hielt den Rettungsring fest umklammert. Damit zu schwimmen, war umständlich, aber wenn sie Dawn fand – falls sie sie fand –, würden sie beide noch eine Zeit lang im Wasser aushalten müssen, bis das Rettungsboot bei ihnen war.
    Auf der

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