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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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mich zugekommen ist und wir ein richtiges Gespräch hatten. Mr Popularity hat mit mir geredet! Soll ich meine Überraschung noch ausführlicher schildern? Und ehrlich, er war wirklich ausgesprochen nett.«
    »Er ist nett.« Luce zog die Schwimmbrille vom Kopf.
    »Zu dir«, sagte Penn. »So nett, dass er sich sogar aus der Schule geschlichen hat, um dir eine Kette zu kaufen - die du noch nie angehabt hast.«
    »Doch«, sagte Luce. »Ein Mal.« Was stimmte. Vor sechs Tagen war das gewesen. An dem Abend, nachdem Daniel sie
das zweite Mal allein am See zurückgelassen hatte. Als der Weg, den er durch den Wald gegangen war, violett leuchtete. Sie hatte das Bild danach nicht mehr aus dem Kopf bekommen und konnte nicht einschlafen. Da legte sie die Kette mit dem Schlangenanhänger um - und wachte am nächsten Morgen mit der Hand am Hals auf, wo sie den Anhänger umklammert hielt. Er fühlte sich ganz heiß an.
    Penn zog die Augenbrauen hoch, wie um sie aufzufordern: Okay, dann komm mal auf den Punkt …
    »Der Punkt ist«, sagte Luce schließlich, »dass ich nicht so oberflächlich bin. Ich fahre nicht gleich auf einen Jungen ab, bloß weil er mir Sachen schenkt.«
    »Nicht so oberflächlich, ja?«, erwiderte Penn. »Dann versuch ich’s mal mit einer Liste der nicht-oberflächlichen Gründe, warum du so auf Daniel stehst. Nämlich überhaupt nicht, weil er so wunderschöne grau-violette Augen hat oder wegen des Spiels seiner Muskeln im Sonnenlicht.«
    Ob sie wollte oder nicht, Luce musste lachen, als Penn das in hochdramatischem Tonfall sagte und dabei die Hände auf ihr Herz gepresst hielt. »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Es ist eben so. Ich versteh’s auch nicht.«
    »Und ich versteh nicht, wie du dich so sehr an jemand ranhängen kannst, der nichts von dir will.« Penn schüttelte den Kopf.
    Luce hatte Penn nichts davon erzählt, dass sie mit Daniel ein paar Mal allein gewesen war, von den Augenblicken, in denen sie gespürt hatte, dass sie ihm auch nicht gleichgültig war. Deshalb konnte Penn natürlich nicht verstehen, warum sie so sehr an Daniel hing. Welche Gefühle er in ihr wachrief. Aber das alles war viel zu kompliziert und viel zu intim, um es irgendjemand zu erklären.
    Penn ging vor Luce, die am Beckenrand hing, in die
Hocke. »Na gut, dann sag ich dir jetzt, warum ich dich hier aufgespürt habe. Wir müssen nämlich dringend eine Expedition in die Bibliothek unternehmen, in einer Angelegenheit, die mit Daniel zu tun hat.«
    »Hast du das Buch gefunden?«
    »Nein, das nicht«, sagte Penn und streckte die Hand aus, um Luce aus dem Becken zu helfen. »Das Meisterwerk von Mr Grigori Senior ist aus unerklärlichen Gründen immer noch verschwunden. Aber ich glaube, es ist mir zufällig gelungen, den Zugang zu Miss Sophias Büchersuchmaschine für einen beschränkten Nutzerkreis zu knacken, und da habe ich ein paar ganz interessante Dinge entdeckt. Daran wollte ich dich teilhaben lassen.«
    »Danke«, sagte Luce und stemmte sich ohne Penns Hilfe aus dem Becken hoch. »Ich versuch auch, dich nicht zu sehr mit meiner Schwärmerei für Daniel zu nerven.«
    »Wie du meinst«, sagte Penn. »Jetzt mach schnell und zieh dich um. Draußen regnet es ausnahmsweise mal nicht, und ich habe keinen Regenschirm dabei.«

    Die Haare noch nass, aber sonst mehr oder weniger trocken in ihrer schwarzen Jeans und ihrem schwarzen Kapuzenshirt, folgte Luce ihrer Freundin über das Schulgelände zur Bibliothek. Ein Teil des Gebäudes war von der Polizei mit gelbem Band abgesperrt worden, und die Mädchen zwängten sich vorsichtig hindurch, um trotzdem reinzukommen. Drinnen roch es immer noch stark nach Rauch, gleichzeitig aber unangenehm feucht und modrig von dem Wasser aus der Sprinkleranlage.
    Von dem runden Auskunftsschalter, an dem Miss Sophia
immer gesessen hatte, war nur noch ein verkohlter Kreis auf dem alten Kachelfußboden der Bücherei übrig. Drumherum war in einem Radius von vier Metern alles leer geräumt. Der Rest der Bibliothek schien überhaupt keine Schäden aufzuweisen, was Luce verwunderte.
    Miss Sophia war nicht zu sehen, aber in der Nähe des Rußflecks war ein Klapptisch aufgestellt. Bis auf eine neue Lampe, einen Behälter für Stifte und einen grauen Notizblock war die Tischplatte leer, was ziemlich deprimierend wirkte.
    Luce und Penn warfen sich einen Echt-schrecklich-oder?-Blick zu, bevor sie zum Computerbereich weitergingen. Als sie an den Tischen vorbeikamen, wo das letzte Mal Todd mit seinem Weltatlas

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