Engelspakt: Thriller (German Edition)
Fragen hat er gestellt?«, fragte sie.
»Er wollte wissen, ob mir an dem Tag, als der Professor ermordet wurde, irgendetwas Besonderes an Seiner Eminenz aufgefallen sei. Ob er sich irgendwie anders verhalten habe. Oder ob sich an diesem Tag generell etwas Seltsames oder Außergewöhnliches ereignet habe.«
»Und?«
»Ich habe Seine Eminenz an dem Tag gar nicht gesehen, aber ich erinnere mich an diesen seltsamen Brief. Jemand hatte ihn an der Pforte für ihn abgegeben, und ich legte ihn zusammen mit der übrigen Post für ihn bereit, kurz bevor ich ins Kloster zurückkehrte. Ich bin mir sicher, dass kein Absender darauf stand. Seine Eminenz rief mich jedenfalls an diesem Abend an und fragte, von wem der Brief stammte. Doch ich konnte ihm die Frage nicht beantworten. Seltsam, dass ich mich erst jetzt wieder daran erinnere.«
»Das muss das Bindeglied sein, nach dem ich suche«, sagte Coelho. »Dieser Brief könnte von Alan Scrimgeour stammen.«
»Da Sie das Schreiben nicht bei Seiner Eminenz gefunden haben, muss es noch irgendwo hier sein«, stellte Catherine fest. Sie ersparte es sich und den anderen, noch einmal darauf hinzuweisen, dass der Kommandant und sein Team Ciban in ihrem Appartement angetroffen hatten. An Giada gewandt fügte sie hinzu: »Bei allem Respekt, wir sollten das Arbeitszimmer genauer unter die Lupe nehmen.«
Giada nickte. »Das sollten wir tatsächlich. Aber ich habe noch eine weitere Neuigkeit, und die wird Ihnen dreien ganz und gar nicht gefallen.« Sie setzte die Espressotasse auf der Küchentheke ab. »Unser Inspektor hat mich auch nach Sarah Maria Ciban gefragt.«
Catherine ließ sich mit weichen Knien auf einen der Hocker sinken. »Sie denken, er weiß über Sarah Ciban und den Professor Bescheid?«
»Es wäre zumindest möglich. In jedem Fall ist unser Vorsprung nicht ganz so groß, wie wir dachten.«
»Wo genau bewahrt Seine Eminenz die gelesene Tageskorrespondenz auf?«, fragte Catherine.
»Das weiß ich nicht. Da es mich nichts angeht, habe ich nie darauf geachtet. Aber es gibt ein kleines Aktenzimmer gleich neben seinem Büro, das ich noch nie betreten habe.«
»Worauf warten wir dann noch?« Catherine erhob sich.
»Erinnern Sie sich, was ich vorhin über den Computer Seiner Eminenz gesagt habe?«
»Ja, natürlich.«
»Das Gleiche gilt für diese kleine Kammer. Denken Sie bitte nicht, Sie könnten sich durch eine der Wände zu diesem Raum durcharbeiten. Die gesamte Kammer ist ein Safe.«
Coelho, der noch immer die elektronische Karte in der Hand hielt, seufzte und sagte mit ironischem Unterton: »Das klingt doch äußerst vielversprechend, Schwester.«
55.
Das Ristorante Matriacianella lag in einer der kleineren Seitenstraßen zwischen der Spanischen Treppe und der Via Borghese. Die karierten Tischdecken und die bequemen Holzstühle waren zu so etwas wie einem Markenzeichen des Lokals geworden. Die traditionelle römische Küche war bodenständig und sehr gut. Das Angebot an nationalen und internationalen Weinen mehr als ausreichend für den täglichen und auch den etwas anspruchsvolleren Bedarf.
Wie Robert Martini wusste, kam Antonio Kardinal Mercatis seit vielen Jahren regelmäßig zum Essen hierher. In den letzten fünf Jahren hatte Mercatis angefangen, auch seine Geburtstage im Matriacianella zu feiern. Im engsten Freundeskreis in einem kleinen, gemütlichen Nebenraum.
Wie Martini war Mercatis von Natur aus eher ein Eigenbrötler. Daher hatte der alte, frisch pensionierte Kirchenfürst die Arbeit als Kardinalbibliothekar geliebt, dabei jedoch immer bedauert, keine Zeit mehr für die Archive zu haben.
Martini kam der Gedanke, in welch heftigem Gegensatz die schlichte Feier von Mercatis zu den pompösen Empfängen stand, die der verstorbene Kardinal Benelli einst in seiner Villa gegeben hatte. Als Martini einmal mit Mercatis und Benelli während einer dieser üppigen Feiern über das Sterben und den Tod gesprochen hatte, hatte Mercatis den mehr oder weniger bescheidenen Wunsch geäußert, am liebsten im eigenen Bett im Schlaf zu sterben. Benelli hatte sich darüber in amüsiertes Schweigen gehüllt – nur um wenige Wochen darauf auf einem seiner pompösen Empfänge einen ebenso pompösen Abgang hinzulegen. Mitten beim Feiern, während eines guten Gesprächs und mit einem Glas Wein in der Hand war der alte Benelli aus dem Leben geschieden. Diese Geschichte hatte zumindest in Vatikankreisen die Runde gemacht.
Martini hatte daraufhin einmal mehr ein Bild seines
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