Engelspakt: Thriller (German Edition)
dort
hinter den letzten Toren
verborgen ist,
soll dort auf ewig gefangen sein
und dort auf ewig sterben.
(Die verborgenen Mysterien:
Wenn du Frieden willst,
rüste zum Krieg!
41, 53, 55, 12, 28, 23)
Dann studierte sie das Porträt des Jungen mit dem Zitat. Die einzige Übereinstimmung der beiden Papiere bestand in den Worten »Wenn du Frieden willst, rüste zum Krieg!«. Noch dazu war der Satz unter dem Porträt in einer völlig fremden Schrift verfasst. Solche Zeichen hatte Catherine noch nie zuvor gesehen. Irgendwie erinnerte die elegante Schrift allerdings entfernt an Notenschlüssel.
Ansonsten … Engel, die einen schrecklichen Ort fürchten. Feuer, das schwarz war. Etwas, das auf ewig gefangen bleiben und auf ewig sterben sollte.
Plötzlich bemerkte sie etwas, das einem auf den ersten Blick gar nicht auffiel, weil es gar nicht da war. Außer der beeindruckenden, mit einem Schwert bewaffneten Engelsstatue im Eingangsbereich und Dürers Meisterwerk Der Engel mit dem Schlüssel zum Abgrund aus Die heimliche Offenbarung des Johannes hatte sie im gesamten Appartement nichts Engelbezogenes mehr gesehen. Das war mehr als seltsam, da Ciban sich so sehr für die Angelologie interessierte, dass er sogar in seinem vatikanischen Büro mehrere beeindruckende Engelsstatuen aufgestellt hatte.
Catherine erhob sich vom Schreibtisch. Ohne ein Wort ging sie hinüber in den Eingangsbereich und musterte die Statue ausgiebig. Das mächtige Schwert des Engels deutete genau auf den Dürer, während in dem Bild der Engel, der Johannes das himmlische Jerusalem zeigte, gleichzeitig Richtung Treppe deutete.
Sie trat näher an die Grafik heran. Der Engel mit dem Schlüssel zum Abgrund, der Satan in die Hölle stürzte, zog sie geradezu magisch an. Konnte das der schreckliche Ort sein, von dem in dem Vers die Rede war? Irgendetwas stimmte nicht mit dem Bild, obwohl es eine exakte Kopie des Originals zu sein schien. Warum hatte Ciban ausgerechnet diese Druckgrafik ausgewählt? In der historischen Kunstwelt wimmelte es schließlich nur so von apokalyptischen Engelsbildern.
»Wir sollten für heute Feierabend machen, Schwester.« Rinaldo war mit Giada und Coelho neben sie getreten. »Morgen werden wir klarer sehen.«
»Ihr Wort in Gottes Ohr, Pater.« Catherine wandte den Blick nicht ab. »Was, wenn Inspektor Ganzoli morgen früh mit einem Durchsuchungsbefehl vor der Tür steht?«
»Was das angeht, kann ich Sie beruhigen«, sagte Giada. »Wir befinden uns hier nämlich auf vatikanischem Boden. Der gesamte Gebäudekomplex gehört zum Gelände des Vatikans und gilt somit für unseren Inspektor als ausländisches Territorium.«
»Na, wenigstens eine gute Nachricht.«
»Was ist? Haben Sie etwas entdeckt?«, fragte Coelho neugierig und trat seinerseits näher an das Bild heran.
Während der Durchsuchung der Wohnung hatten sie auch die Dürer-Grafik abgenommen, die Wand abgeklopft und den Rahmen des Bildes untersucht. Doch sie hatten nichts Verdächtiges gefunden.
»Ich weiß nicht, aber irgendetwas irritiert mich an dem Bild. Gibt es in der Bibliothek vielleicht einen Bildband mit Dürers Druckgrafiken?«
Giada verschwand für einen Moment, um mit einem Bildband zurückzukehren, und schlug die entsprechende Seite auf.
Alle starrten von dem Bildband auf die Grafik, und jeder hatte mehr oder weniger denselben Aha-Effekt.
»Es ist spiegelverkehrt«, stellte Rinaldo fest.
Catherine trat zur Wand unter der Treppe und klopfte daran. Es klang wie massiver Stein. »Ich könnte mir sogar vorstellen, weshalb.«
»Ein Geheimraum?« Giada schlug das schwere Buch zu.
»Ich wette, der Engel in der Grafik deutet nicht nur auf das himmlische Jerusalem. Gibt es einen Grundriss von der Wohnung?«
»Nicht hier«, antwortete Giada. »Aber den könnte ich uns gleich morgen früh als Erstes besorgen.«
»So viel Zeit haben wir nicht.« Catherine klopfte die Wand unter dem hohen Treppenaufgang weiter ab. Das war niemals nur der Hohlraum unter einer Treppe. »Einen Augenblick.« Sie kehrte zum Eingang des Arbeitszimmers zurück, blieb auf der Türschwelle stehen und warf von dort aus abwechselnd einen Blick auf die Innen- und Außenseite der Wand.
Coelho trat zu ihr und tat es ihr nach, während Giada und Rinaldo sie gespannt beobachteten.
»Sehr interessant«, sagte der Kommandant. »Diese DVD -Regalwand reicht tiefer in das Arbeitszimmer hinein, als es notwendig wäre. Und was sehr wahrscheinlich nicht nur eine innenarchitektonische
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