Engelspakt: Thriller (German Edition)
ich Sie nicht einfach so davonkommen lassen darf, Ambrose. Natürlich könnte ich Sie sang- und klanglos verschwinden lassen, doch wir wissen alle beide, dass dies nur eine vorübergehende Lösung wäre. Lieber würde ich Sie als Vertreter der ISA in meinen Diensten behalten.«
Na klar, was sonst?, dachte Ambrose. Damit er als hirnloses Nichts Zanollas Strategie der Desinformation vorantreiben konnte.
»Vergessen Sie’s!«
Innerlich seufzte Ambrose jedoch. Wie es schien, hatte Zanolla mittels der Wahrheitsdroge bereits herausgefunden, dass er über die geheimen Forschungen des Instituts kaum informiert war. Noch tappte die ISA in ziemlich tiefer Dunkelheit. Allein diesem Umstand hatte Ambrose es höchstwahrscheinlich zu verdanken, dass seine Asche bisher nicht ein paar Kammern weiter zu einem Haufen zusammengekehrt worden war.
»Wir werden sehen«, sagte Zanolla zuversichtlich und gab den beiden Sicherheitsleuten ein Zeichen. »Begleiten wir Mister Ambrose doch hinüber, bevor er eine endgültige Entscheidung fällt.«
Keine fünf Minuten später passierte Ambrose, wie ein Schwerverbrecher an Händen und Füßen gefesselt, im Gewahrsam der beiden Sicherheitsmänner gemeinsam mit Dr. Zanolla die vorderste Schleusentür zum Krematorium. Sofort schlug ihm die Kälte entgegen, verbunden mit einem penetranten Gestank. An einer Wand standen drei Bahren mit nackten, leblosen Körpern darauf. Das war aber noch gar nicht das eigentliche Krematorium, wie er begriff. Es war vielmehr die Vorkammer zur Hölle.
Sie passierten eine weitere Stahltür, und der Lärm eines gewaltigen Feuers dröhnte augenblicklich in seinen Ohren. Gleichzeitig schlug ihm eine Hitzewelle entgegen, als betrete er die Sahara zur heißesten Tageszeit.
»Wir nennen unser kleines Prachtstück hier HELIOS «, erklärte Zanolla so stolz wie ein frischgebackener Vater. »Hier herrschen weit über dreitausend Grad. In weniger als zwanzig Minuten ist selbst von den schwersten Knochen nur noch ein Häuflein Asche übrig.«
Die beiden Sicherheitsleute sorgten dafür, dass Ambrose noch ein gutes Stück näher an HELIOS herantrat.
Der ISA -Agent schluckte. Er durfte jetzt nicht in Panik geraten. Die höllische Hitze schlug ihm entgegen, während er wie hypnotisiert auf die Brennkammer starrte. So genau hatte er es nun auch wieder nicht wissen wollen.
»Keine Sorge, Ambrose, sollten Sie sich für HELIOS entscheiden, werden wir Sie selbstverständlich nicht am Stück verbrennen. Wir haben Größeres mit Ihnen vor.«
Ambrose wandte sich von der Brennkammer ab und musterte Zanolla. Was in Gottes Namen sollte das schon wieder heißen?
»Sie sollten den Wert Ihrer Organe nicht unterschätzen«, erklärte Zanolla mit einem breiten Lächeln.
Plötzlich klingelte mitten in der Hitze und dem Dröhnen ein Handy. Für einen Moment wirkte der Doktor leicht irritiert, aber dann begriff er, dass da gerade sein eigenes Mobiltelefon läutete.
Du solltest lieber drangehen, dachte Ambrose. Da er HELIOS am nächsten stand, hielt er die Hitze kaum noch aus. Möglicherweise ist dein Boss dran. Der Teufel.
Zanolla nahm das Gespräch an, hörte kurz zu und legte auf.
»Bitte entschuldigen Sie mich, Mister Ambrose. Die Pflicht ruft. Aber ich denke, wir haben uns auch so verstanden, nicht wahr?«
Ambrose ließ sich das Gefühl der Ohnmacht nicht anmerken.
61.
Obwohl Catherine es durchaus schon einige Male erlebt hatte, überraschte es sie jedes Mal, wenn sie Rom über die Autobahn verließ. Eine unsichtbare Wand schien zwischen der Millionenstadt und ihrem malerischen Umland zu verlaufen. Nichts von der Hektik der Weltmetropole drang zu den mittelalterlichen Städtchen, den beschaulichen Dörfern und den magischen Kastanienwäldern durch.
In diesen hügeligen und weiter nördlich auch gebirgigen Regionen blieben die Menschen von den extrem heißen römischen Sommern verschont, die über vierzig Grad erreichen konnten. Darüber hinaus zog Rom so viele Touristen an, dass die abwechslungsreiche Landschaft um die Metropole herum ihre jahrtausendealte Ursprünglichkeit hatte bewahren können.
Das Umland mit seinen Palästen, Kirchen und geheimnisvollen Abteien war nicht nur traumhaft schön, sondern steckte auch voller Legenden und Mythen.
Catherine bedachte Rinaldo mit einem unauffälligen Seitenblick.
Der Pater war ein versierter Autofahrer, obwohl er vermutlich nur relativ selten Gelegenheit hatte, eine derart luxuriöse Limousine zu fahren. Wie es aussah, genoss
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