Engelspakt: Thriller (German Edition)
»hätte Zanolla am Ende noch Lunte gerochen und sich auf seine ärztliche Schweigepflicht berufen. Aber als potenzielle millionenschwere Kundin … Ich bin mir sicher, dass wir auf diese Weise erheblich weiterkommen.«
Fast hätte Rinaldo dem Sicherheitsmann seinerseits ein bezauberndes Lächeln zur Ablenkung geschenkt, als er sich in letzter Sekunde fing. Ein wenig verlegen zupfte er an dem ungewohnten Hemdkragen herum und fragte: »Wie soll unser künftiges Kind noch mal heißen?«
Die Frage kam so unvorbereitet, dass Catherine beinahe gelacht hätte. Familienoberhaupt hin oder her. Noch so ein Scherz und sie würde Rinaldo mit der Zeitung eins überbraten.
Sie mussten fast zwanzig Minuten warten, ehe eine Frau in einem schicken Kostüm aus einem der Aufzüge trat und schnurstracks auf sie zuhielt.
»Die Signori Sciutto?« Es war eine rein rhetorische Frage. »Herzlich willkommen. Mein Name ist Valentina Rotolo, Doktor Zanollas Sekretärin. Bitte verzeihen Sie, dass Sie so lange warten mussten. Aber jetzt steht Doktor Zanolla voll und ganz zu Ihrer Verfügung.«
Der Aufzug hatte die Größe eines Vorzimmers, gleichzeitig erinnerte er an ein Spiegelkabinett. Catherine spürte nichts, als er sich in Bewegung setzte, doch als die Tür aufglitt, blickte sie in einen großen Vorraum mit dicken Teppichen, einem eleganten Mehrsitzer und einem überwältigenden Panoramablick.
»Noch einen kleinen Moment, bitte«, erklärte Valentina Rotolo und verschwand hinter einer breiten Eichentür.
Kurz darauf ging die Tür wieder auf, und Rinaldo und Catherine wurden hineingebeten.
Ein Mann Ende vierzig in einem weißen Arztkittel kam auf sie zu. Dem Foto nach war es Zanolla, nur dass er inzwischen erheblich kleiner und fülliger war, als Catherine es erwartet hatte. Nur seine Aura … Catherines Nackenhaare richteten sich auf, und ein Schauder lief durch ihren Körper. Die Aura dieses Mannes drang zum Teil durch ihren schützenden mentalen Schild.
Als der Mediziner ihr mit einem jovialen Lächeln die Hand reichte, schnappte sie unwillkürlich nach Luft. Für einen Augenblick hatte sie das Gefühl zu ersticken, in völliger Dunkelheit zu stehen. Nicht dass sie irgendwelche Gedanken oder Gefühle von Zanolla empfangen hätte, vielmehr ging überhaupt nichts außer einer erschreckend beklemmenden Dunkelheit von dem Mann aus.
»Ist Ihnen nicht gut, Signora Sciutto?«
Zanolla kam Rinaldo zuvor, stützte Catherine und führte sie zu einem der bequemen Sessel, die seinem Schreibtisch gegenüberstanden. »Valentina, bitte ein Glas Wasser für unseren Gast. Und bringen Sie auch gleich Kaffee und Tee herein.«
Catherine wünschte sich nur eines, und zwar dass Zanolla augenblicklich ihren Arm losließ, da seine ölige Berührung ihr wie eine Bedrohung erschien. Doch sie musste sich beherrschen.
»Danke, alles halb so wild. Nur ein leichter Schwindel. Ein Glas Wasser wird mir ganz sicher helfen.«
Im Grunde war ihre Fast-Ohnmacht gar nicht mal so verkehrt. Eine verwöhnte Amerikanerin und Millionärserbin mit leichten Schwindelanfällen, die sich und ihren italienischen Mann zu diesem Ort geschleppt hatte, weil sie ein Kind wollte … Sollten Zanolla während des Gesprächs irgendwelche Zweifel kommen, würde dieser Auftritt sicher dazu beitragen, diese leichter wieder zu zerstreuen.
Rinaldo nahm von Valentina ein Glas kühles Wasser entgegen und reichte es seiner vermeintlichen Frau. Dabei wechselten die beiden einen unauffälligen Blick.
Catherine trank vorsichtig mehrere Schlucke. »Danke, es geht schon wieder.« Sie stellte das Glas vor sich auf den Tisch. »Ich habe unendlich viele Fragen an Sie und kann es kaum erwarten, eine Antwort darauf zu erhalten.«
»Gut.«
Zanolla nahm hinter seinem protzigen Schreibtisch Platz, nachdem auch Rinaldo sich hingesetzt hatte. Sein Lächeln war falsch. Vor ihm lag eine Klarsichthülle mit einem Computerausdruck, den er nun genauer in Augenschein nahm.
»Mein Mann und ich«, begann Catherine – und sie wusste schon jetzt, dass die Wiedergutmachung für diesen Schwindel erheblich sein würde –, »wünschen uns seit Jahren ein Kind. Ich war mehrmals schwanger, aber die Schwangerschaft hat sich niemals normal entwickelt.«
»Wie ich sehe«, Zanolla fasste Rinaldo ins Auge, »haben Sie auf Anraten des Arztes Ihrer Frau eine Hodenbiopsie durchführen lassen, wobei sich herausstellte, dass ein Großteil der Samenzellen genetisch defekt ist. Das macht es in der Tat unwahrscheinlich,
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