Engelspakt: Thriller (German Edition)
konnte seine eigenen Pläne ändern. Für den Notfall hatte er schon vor langem einige Vorkehrungen getroffen, wie damals in London, als er ebenfalls untergetaucht war. Neue Papiere für den Fall der Fälle besaß er bereits, und sobald er in Südamerika war, würde eine kosmetische Operation auf ihn warten. Anschließend würde er in einem der dortigen Labors von Re-Source seine geheime Arbeit wieder aufnehmen. Auf einigen Auslandskonten hatte Zanolla außerdem Geld für den Notfall deponiert.
Er verschwand in seinem Büro und gab seinen Männern eine weitere Anweisung, was Ambrose und den Jungen anging. Sobald sie die beiden gefunden hätten, sollten sie sie an die Übergangsadresse ausliefern, zu der auch der Tank mit dem genetisch verbesserten Klon ging. Doch vor seiner Abreise musste Zanolla noch dem schwer verletzten Marc Ciban den Todesstoß versetzen und die vorwitzige Nonne stoppen. Die Frau ermittelte so eifrig für ihren Vorgesetzten, dass weit mehr dahinterstecken musste als nur schierer Arbeitseifer. Ciban war ohne Zweifel ihr Schwachpunkt, und damit war diese Catherine Bell erpressbar!
Zur Sicherheit führte Zanolla ein kurzes Gespräch mit seinem alten Bekannten Dr. Asensi. Dann zog er das Prepaid-Handy hervor und wählte Kublickis Nummer, um ganz sicherzugehen. Das Ergebnis versetzte ihm einen weiteren schweren Schock, bekräftigte ihn aber zugleich darin, den hiesigen Standort aufzugeben. Keine fünf Minuten später war Zanolla auf dem Weg nach Rom.
80.
Coelho bedachte den Kamerawagen des privaten TV -Senders mit einem düsteren Blick. Wieder eine von diesen Dreckschleudern, die nun auch die Schaulustigen in den Wohnzimmern mit reißerischen Nachrichten versorgen würde. Er hielt sich abseits, um nicht mit dem Fall in Verbindung gebracht zu werden.
Ganzoli war mit seinen Leuten inzwischen in dem alten Haus gegenüber zugange, wo der unbekannte Tote sein Basislager aufgeschlagen hatte. Coelho war sich sicher, dass es sich bei dem Mann auch um den Mörder von Alan Scrimgeour handelte.
Aus dem Augenwinkel beobachtete er, wie Viktor auf ihn zukam. »Ist Inspektor Ganzoli fort?«, fragte der Ermittler leise.
Coelho nickte, in dem Wissen, dass hinter der Frage mehr steckte als nur bloße Antipathie.
»Ich habe das hier bei dem unbekannten Toten entdeckt.« Viktor überreichte ihm unauffällig ein Prepaid-Handy. »Der Speicher ist leer. Vermutlich hat er die Karte gerade erst gewechselt.«
Das war sehr wahrscheinlich. Solche zwielichtigen Typen kauften oftmals Prepaidhandys und wechselten die Nummer zwei- bis dreimal die Woche. Kaum möglich, sie zurückzuverfolgen. Vermutlich war die gesamte dahinterstehende Identität ebenfalls ein kompletter Schwindel.
Dennoch sagte Coelho: »Wir sollten die Nummer so schnell wie möglich ermitteln.«
Viktor nickte, als das Handy plötzlich klingelte. Coelho zögerte einen Moment. Beim dritten Klingeln nahm er das Gespräch schließlich an. Es wäre ohnehin unklug gewesen, sofort ranzugehen.
»Ja?«
Sekundenlange Stille. Keinerlei Reaktion auf der anderen Seite der Leitung. Coelho war sich jedoch ziemlich sicher, dass der Anrufer die Hintergrundgeräusche am Tatort von den Krankenwagen, der Polizei, Feuerwehr, Presse und den Schaulustigen hören konnte. Dann ein kurzes Klicken. Wer auch immer angerufen hatte, hatte wieder aufgelegt. Dieser jemand wusste nun, dass der einstige Eigentümer das Handy nicht mehr besaß.
»Haben wir die Nummer?«, fragte Viktor.
Coelho schüttelte den Kopf. Sie war unterdrückt. Natürlich würden seine Leute der Sache nachgehen und den Anruf zurückverfolgen, doch er versprach sich nicht wirklich viel davon. Schon gar nicht in allernächster Zeit. Er gab Viktor das Handy zurück.
»Kümmern Sie sich bitte darum.«
Dann drehte er sich um und verschwand unauffällig in dem gegenüberliegenden Haus, um nachzusehen, was Ganzoli und seine Männer dort anstellten. Noch hatten die Medienvertreter keinen Wind von einem Mörder oder dessen Unterschlupf bekommen. Und das sollte auch so bleiben.
Nachdem er Ganzoli einen Besuch abgestattet hatte, würde er mit Schwester Catherine reden.
81.
Catherine starrte noch immer vollkommen sprachlos auf das Ergebnis des Vaterschaftstests, den Sarah angeblich hatte durchführen lassen. Ciban sollte der leibliche Vater des Kindes sein? Sie las weiter, überschlug sich förmlich dabei, trotz Scrimgeours zittriger, wirrer Schrift.
Dieser scheinheilige Mistkerl hat seine eigene Schwester
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