Engelspakt: Thriller (German Edition)
Martini hatte etliche gefährliche Eisen im Feuer.«
Rinaldo öffnete die Zentralverriegelung des Wagens. Sie stiegen ein, und er startete den Motor, während er sagte: »Dennoch kann das alles kein Zufall sein. Erst der Professor, dann Seine Eminenz, dann Doktor Martini und jetzt …« Er brach ab.
»Beruhigen Sie sich, Pater. Schwester Catherine geht es ganz sicher gut. Vermutlich wird sie uns für unser Auftauchen sogar gleich den Kopf abreißen.«
»Ach, wissen Sie«, sagte Rinaldo, »damit könnte ich leben, solange es ihr gut geht.«
84.
Zanolla hatte das Handy längst wieder weggesteckt, als eine Krankenschwester Cibans Zimmer betrat, um auf ihrem Rundgang nach dem Rechten zu sehen.
Wie einfach die Welt doch gestrickt war, wenn es um Vertrauen ging. Dr. Asensi selbst hatte ihm die Besuchserlaubnis erteilt und entsprechend Anweisung gegeben. Warum sollte Asensi auch daran zweifeln, dass er ein alter Freund der Cibans war.
»Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen«, sagte die Krankenschwester. »Ihr Freund sieht zwar etwas blass aus, ist bei Doktor Asensi aber in den besten Händen.«
Zanolla warf einen Blick auf die medizinischen Geräte. In der Tat ging es Ciban viel zu gut. Er lächelte. Das dumme Ding hatte ja keine Ahnung.
»Danke, Schwester. Wenn Sie gestatten, bleibe ich noch ein wenig hier. Eine Freundin wollte noch kurz vorbeischauen. Sicher kennen Sie sie. Es ist Schwester Catherine.«
Schon hatte er die nächsten Vertrauenspunkte gewonnen.
»Aber ja doch, Doktor Zanolla. Schwester Catherine war schon einige Male hier, seit der Kardinal auf unsere Station eingeliefert worden ist. Ihre Besuche scheinen ihm gutzutun.«
Dann hatte Ciban also tatsächlich das Herz dieser Nonne eingefangen. Wer hätte das gedacht? Wer hätte dieser Brut so viel Menschlichkeit zugetraut? Nun gut, die weibliche Linie erlag selten dem Größenwahn und beherrschte ihre Gabe, die männliche Linie hingegen … Es war mehr als erstaunlich, dass Ciban nicht längst Papst war. Egal, dass der Kardinal und die Nonne einander zugetan waren, das passte ausgezeichnet zu Zanollas Plänen, zumal er gezwungen war zu improvisieren. Zwei Fliegen mit einer Klappe! Was wollte man mehr? Danach würde er mit der Hilfe von Re-Source erst einmal in Südamerika untertauchen.
»Das freut mich zu hören«, sagte er aufrichtig.
Die Krankenschwester ging nach ihrer Inspektion Richtung Tür. »Wenn Sie noch etwas brauchen sollten …«, begann sie.
Zanolla winkte freundlich ab. »Nicht nötig, Schwester. Setzen Sie Ihre Runde in Ruhe fort. Lassen Sie sich Zeit. Sollte etwas sein, werde ich Sie selbstverständlich sofort informieren.« Mit den gleichen Worten hatte Zanolla auch den übermüdeten Wachmann zum Essen und Kaffeetrinken in die Kantine geschickt.
Das dumme Ding lächelte kokett und eilte hinaus auf den Flur, nicht ahnend, dass die medizinischen Signale der Apparate in diesem Raum längst durch eine unauffällige Endlosschleife ersetzt worden waren und manipuliert in die Überwachungszentrale geleitet wurden. Nicht das geringste Piepen würde für unnötige Aufregung sorgen. Selbst der Notfallknopf war nur noch eine Attrappe.
Zanolla warf einen Blick auf seine Raumfahreruhr. Die Nonne war nun seit gut fünfzehn Minuten unterwegs. Natürlich konnte sie die Strecke in der vorgegebenen Zeit nicht schaffen, aber das hielt sie immerhin davon ab, auf andere Gedanken zu kommen, als schnurstracks hierherzufahren. Diese Catherine Bell war doch glatt so unverschämt gewesen, die Herausgabe des Jungen von ihm zu verlangen! Wie war sie überhaupt darauf gekommen, dass er das Kind festhielt? Gehörte sie etwa auch zu dieser Brut?
Verdammt! Alles, was er damals von Sarah Ciban hatte haben wollen, war das Kind gewesen. Immerhin war der Junge letztendlich seine genetische Schöpfung. Warum hatte sich Scrimgeours Frau nach der fehlgeschlagenen Entbindung nur so vehement an die Gewissheit geklammert, dass ihr Kind noch lebte? Warum hatte sie angefangen nachzuforschen? Warum hatte sie dann auch noch ausgerechnet nach Rom zurückkehren müssen?
Zanollas Gedanken sprangen für einen Moment weit in die Vergangenheit. Sarah Scrimgeour hatte ihm einen Monat nach der Entbindung in der Klinik eine unglaubliche Szene gemacht, und nicht einmal ihr vertrottelter Ehemann hatte sie beruhigen können.
Diese Frau mit den außergewöhnlichen Genen und der außergewöhnlichen Bindung zu ihrem Kind hatte gespürt, dass der Junge bei der verfrühten
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