Engelsrache: Thriller
dann aus dem Geldautomaten im Foyer des Clubs hundert Dollar ab. Als Mr Tester das Etablissement später verlassen hat, ist die Beklagte ihm kurz darauf gefolgt. Wir werden Ihnen später eine Zeugin präsentieren, die gesehen hat, dass Mr Tester gegen Mitternacht zusammen mit einer Frau sein Zimmer aufgesucht hat. Etwa um dreizehn Uhr desselben Tages wurde Mr Tester dann in seinem Motelzimmer tot aufgefunden. Jemand hatte ihm ein Betäubungsmittel verabreicht und ihn mit fast dreißig Messerstichen getötet. Sein Penis war abgetrennt und aus dem Zimmer entfernt worden. Auch seine Brieftasche war verschwunden. Sein abgetrennter Penis wurde am Morgen desselben Tages in der Nähe von Picken’s Bridge gefunden.«
Martin vermied das Wort »Reverend« und sprach die ganze Zeit nur von »Mister« Tester. In dem Punkt wollte ich als Erstes Klarheit schaffen.
»Die Kriminaltechnik hat in Mr Testers Motelzimmer außerdem zwei Haare gefunden, die an seiner Kleidung hafteten. Beide Haare wurden einem DNS-Test unterzogen. Später hat die Polizei dann von der Angeklagten eine Haarprobe genommen. Das DNS-Profil der Haare, die an Mr Testers Kleidung sichergestellt wurden, stimmt genau mit den genetischen Merkmalen der Haarprobe überein, die wir von der Angeklagten genommen haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass die sichergestellten Haare von einer anderen Person als der Angeklagten stammen, liegt bei eins zu hundert Millionen. Wir werden Ihnen auch ein Foto vorlegen, das die Polizei zwei Tage nach dem Mord von der Angeklagten gemacht hat. Auf dem Foto ist im Gesicht der Angeklagten ein Bluterguss zu erkennen, den sie sich nach unserer Auffassung während einer tätlichen Auseinandersetzung mit dem Ermordeten zugezogen hat«, sagte Martin. »Aber was noch wichtiger ist«, fuhr er dann fort. »Wir haben eine Zeugin, die hier aussagen wird, dass die Angeklagte ihr dieses grausame Verbrechen gestanden hat. Es handelt sich um eine Insassin der Haftanstalt von Washington County. Ihr Name lautet Sarah Dillard, und sie ist kurioserweise Mr Dillards Schwester. Sie wird hier aussagen, dass die Angeklagte ihr die Tat in einem Gespräch im Gefängnis gestanden hat. Die Beschuldigte hat Miss Dillard erzählt, dass sie Mr Tester in der Mordnacht in sein Motel begleitet hat, um ihn dort auszurauben. Sie wird ferner aussagen, dass die Angeklagte Mr Tester nach eigenem Bekunden ein Betäubungsmittel verabreicht und ihn umgebracht hat, als er bewusstlos auf dem Bett lag«, erklärte Martin. »Ich wünschte, ich könnte Ihnen eine Videoaufzeichnung des Mordes zeigen oder einen Augenzeugen präsentieren, doch das kann ich leider nicht. Aber wir verfügen über ein eng gewebtes Geflecht von Indizien, aus dem die Angeklagte sich kaum wird befreien können. Alle Indizien deuten auf sie. Sie war an dem Abend in dem Club. Sie hat mit Mr Tester gesprochen. Sie hat ihm Getränke serviert. Sie hat mit ihm geflirtet. Sie hat ihn ermuntert, den Club gemeinsam mit ihr zu verlassen. Sie ist ihm in sein Zimmer gefolgt, und dann hat sie ihn betäubt, ihn ermordet und ausgeraubt.«
Martin wandte sich in Angels Richtung und wies mit dem Finger auf sie.
»Lassen Sie sich durch die Schönheit und die Jugend dieser Frau nicht täuschen. Lassen Sie sich durch die Scheinargumente ihres Verteidigers nicht blenden und ebenso wenig durch die Verschleierungsversuche und Spiegelfechtereien, mit denen Sie es im Verlauf dieses Prozesses zu tun bekommen werden. Die junge Frau, die dort drüben sitzt, hat einen bestialischen Mord begangen, und wir haben hinreichend Beweise, um sie der Tat zu überführen. Es ist daher Ihre Pflicht, in diesem Verfahren zu einem Schuldspruch zu gelangen und über die Frau dort drüben die einzige Strafe zu verhängen, die John Paul Tester und seiner Familie zu ihrem Recht verhilft, und das kann nur die Todesstrafe sein. Diese Frau hat einen hinterhältigen Mord begangen. Meine Aufgabe ist es, das zu beweisen. Sie wiederum haben die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie dafür die gerechte Strafe erhält. Ich bin entschlossen, hier meine Pflicht zu tun, und ich hoffe, dass Sie wissen, was Sie zu tun haben, wenn Ihnen erst alle Beweise und Zeugenaussagen bekannt sind. Vielen Dank.«
Martin nahm wieder am Tisch der Staatsanwaltschaft Platz, und ich stand auf. Der junge Staatsanwalt hatte die Argumente der Anklage leidenschaftlich und überzeugend vorgetragen, es allerdings mit der Wahrheit nicht so genau genommen. Darauf wollte ich als Erstes
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