Engelsrache: Thriller
befand, auf einer der Steuerkarten zu lokalisieren. Die auf dem Anwesen liegende Grundsteuer wurde ausweislich der amtlichen Unterlagen von einer Firma namens Busty Gals, Inc., entrichtet.
Landers stieg wieder in seinen Wagen und fuhr direkt zur TBI-Dienststelle in Johnson City. Von unterwegs rief er noch das Gewerbeamt des Staates Tennessee an und ersuchte darum, ihm per Fax eine Kopie des Eintrags der Firma Busty Gals, Inc., aus dem dortigen Zentralregister zukommen zu lassen. Die Firma befand sich im Besitz eines Unternehmens namens HighRide, Inc., aus Delaware, das nicht in Tennessee registriert war. Ein Anruf beim Gewerbeamt des Staates Delaware bestätigte, was Landers vermutet hatte. Die Firma HighRide war auf den Namen von Erlene und Gus Barlowe eingetragen, die folglich auch Busty Gals kontrollieren mussten. Landers faxte die Kennziffer der Corvette an die Zentralstelle für die Erfassung gestohlener Fahrzeuge, eine Einrichtung der US-Versicherungsbranche. Dort waren fast sämtliche in den USA gemeldeten Autos registriert. Tatsächlich war die Corvette auf die Firma HighRide, Inc., zugelassen. Das erklärte aber auch, weshalb Landers bei der Pkw-Zulassungsstelle des Staates Tennessee nicht fündig geworden war.
Nachdem er diese Informationen beisammen hatte, setzte Landers einen Antrag auf, in dem er um die Erteilung eines richterlichen Durchsuchungsbeschlusses ersuchte. Allerdings erwähnte er in dem Antrag nicht, dass er das Anwesen auf dem Spivey Mountain unbefugt betreten hatte. Dann suchte er um elf Uhr dreißig Richter Glass in dessen Büro auf und erhielt sofort die gewünschte Unterschrift.
Landers sollte in dem Verfahren gegen Angel Christian am Nachmittag als Zeuge auftreten, allerdings musste er seine Aussage natürlich revidieren, sollten die Erkenntnisse der Kriminaltechnik die bisherige Beweislage völlig umwerfen. Deshalb verfolgte er aufmerksam den Funkverkehr und erfuhr so, dass die Kriminaltechnik um kurz vor ein Uhr an der Scheune eingetroffen war. Er fuhr sofort nach Jonesborough, um mit Deacon Baker zu sprechen.
24. Juli
9:00 Uhr
Knapp eine Woche vor Beginn der Hauptverhandlung erhielt ich von der Staatsanwaltschaft ein Fax mit der revidierten Zeugenliste und eine Kopie der Aussage, die meine Schwester zu Protokoll gegeben hatte. So erfuhr ich, dass Sarah in der Verhandlung als Belastungszeugin gegen Angel auftreten sollte. Ich glaubte kein Wort von dem, was ich las, und wusste sofort, dass Phil Landers die Aussage aufgesetzt hatte.
Ich saß im Sitzungssaal im zweiten Stock des Gerichts von Jonesborough und wartete auf den Beginn der Verhandlung. Ich war zwar zuversichtlich, aber wie stets auch ein wenig nervös. Der Gerichtsdiener kündigte Richter Greens Erscheinen an. Nur noch wenige Minuten, dann würde Green das Verfahren des Staates Tennessee gegen Angel Christian eröffnen.
Das Gericht hatte insgesamt siebenundsiebzig Bürger aus Washington County einbestellt. Aus dieser Gruppe musste ich gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft die Geschworenen auswählen, die über Angels Schicksal zu befinden hatten. Ich hatte schon mit den Kandidaten gesprochen und sie eindringlich gebeten, die Beweismittel und Zeugenaussagen unvoreingenommen und fair zu würdigen. Dabei wusste ich nur zu gut, dass es bei der Auswahl der Geschworenen zuallerletzt darum ging, ein faires Verfahren zu gewährleisten. Es war daher sehr wichtig, dass ich möglichst viel mit den Kandidaten sprach, mich bemühte, ihre Antworten und Reaktionen richtig zu bewerten, und schließlich zu den richtigen Entscheidungen gelangte.
Ich hatte bis dahin noch nie eine Frau verteidigt, der ein Mord zum Vorwurf gemacht wurde, geschweige denn eine Frau, die so aussah wie Angel. Ihre Schönheit war Segen und Fluch zugleich und stellte mich bei der Auswahl der Geschworenen vor schwierige Fragen. Mir war natürlich klar, dass die männlichen Geschworenen von Angel sehr angetan sein würden, vor allem, wenn ich die Kandidaten richtig auswählte. Und ich hoffte natürlich, dass die betreffenden Männer Mitleid mit ihr haben und alles tun würden, um ihr zu helfen. Andererseits würde in der Verhandlung eine Verstümmelung zur Sprache kommen, vor der jeder Mann sich fürchtete. Falls die männlichen Geschworenen im Laufe des Verfahrens zu der Überzeugung gelangen sollten, dass Angel zu einer solchen Tat fähig wäre, war das Mädchen dem Untergang geweiht.
Der Eindruck, den Angel bei den weiblichen Geschworenen hinterlassen würde,
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