Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsrache: Thriller

Engelsrache: Thriller

Titel: Engelsrache: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Pratt , Christian Quatmann
Vom Netzwerk:
Stadt, hielt mir mit der Hand das rechte Auge zu, weil ich alles doppelt sah. Dann bog ich durch das Tor des Veterans Adminstration Campus und fuhr dort sturzbetrunken auf dem Friedhof an langen Reihen weißer Grabsteine entlang, bis ich irgendwann die Sektion erreichte, in der mein Vater bestattet war. Ich stieg aus dem Wagen und torkelte im Regen umher, bis ich sein Grab gefunden hatte.
    Dann legte ich mich auf das Grab und verlor das Bewusstsein.
    Ich träumte, dass ich irgendwo in Grenada oberhalb eines Pfades im Dschungel lag. Ich war von meiner Einheit getrennt. Mein Gesicht war mit Tarnfarbe beschmiert, und ich hatte ein Maschinengewehr auf den Pfad unterhalb von mir gerichtet. Eine Gruppe von sechs kubanischen Soldaten kam auf mich zu. In einem Graben neben dem Pfad hatte ich Claymore-Minen ausgelegt und die Zünddrähte sorgfältig versteckt.
    Einer der Männer ging voraus. Jetzt musste ich nur noch warten, bis auch die übrigen fünf Soldaten den Rand des Grabens erreicht hatten, dann wollte ich das Feuer eröffnen. Sobald sie in den Graben sprangen, um dort in Deckung zu gehen, brauchte ich nur noch die Minen zu zünden. Was für ein perfektes Massaker.
    Als der letzte Mann den Rand des Grabens erreicht hatte, gab ich mit meinem M-60 einige kurze Feuerstöße ab. Die Kubaner ließen sich in den Graben fallen. Ich zündete die Minen und spürte, wie der Boden bebte. Die Waffen der Kubaner schwiegen, und ich kletterte nach unten, um sie endgültig fertigzumachen.
    Ich hörte ein Glucksen und sah einen Mann, aus dessen Brust Blut sickerte. Er war bäuchlings in den Graben gestürzt, sein abgetrennter linker Arm lag ungefähr einen Meter neben ihm. Ich drehte ihn mit dem Fuß auf den Rücken und sah in das blutüberströmte Gesicht eines halbwüchsigen Jungen. Der Junge konnte kaum älter als sechzehn Jahre sein. Er war mir wie aus dem Gesicht geschnitten.
    Ich fing an zu schreien.
    25. Juli
    1:00 Uhr
    Jerry Byrd fand mich dort draußen im Regen. Jerry war ein Armee-Veteran, den ich schon seit fünfzehn Jahren kannte. Seine Frau war mit mir in dieselbe Highschool gegangen, und sein Sohn hatte früher mit Jack gespielt. Wir hatten vieles gemeinsam und im Laufe der Jahre immer wieder schöne Stunden miteinander verbracht.
    Als Jerry mich weckte, hatte ich nicht die blasseste Ahnung, wo ich mich befand oder wie ich dort hingekommen war. Es goss in Strömen, und mir klapperten Zähne. Er half mir auf die Beine und hakte mich dann unter.
    »Joe, um Gottes willen, was machst du denn hier?«
    »Keine Ahnung.«
    Jerry rief von seinem Handy aus Caroline an. Er erklärte ihr, wo er mich gefunden hatte und dass wir meinen Pick-up genauso gut erst am nächsten Tag abholen könnten. Dann fuhr er mich nach Hause.
    »Joe, was machst du denn auf dem Militärfriedhof?«, fragte Caroline, als Jerry gegangen war. Ich hatte gerade zwei Tassen Kaffee hinuntergewürgt, der so stark war, dass es mir beinahe die Zunge verätzte. Ich spürte, dass sie geweint hatte, hoffte aber, dass sie nicht von Neuem damit anfangen würde. Mir ging es wahrlich dreckig genug. »Ich habe mir wahnsinnige Sorgen um dich gemacht.«
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Ich bin etwas ausgerastet.«
    Über die schlimmsten Details meiner Arbeit und meiner Vergangenheit hatte ich mit Caroline nie gesprochen. Diese Dinge waren so hässlich und bedrückend, und Caroline war so schön und anständig. Ich hatte Angst, dass etwas von all dem Schmutz an ihr hängen bleiben könnte, wenn ich ihr die ganze Wahrheit erzählte. Doch was noch schlimmer war, ich hatte Angst, dass sie mich für schwach und charakterlos halten würde, wenn sie alles erfuhr.
    »Sag doch endlich was«, flehte sie. »Bitte.«
    »Glaube mir, es ist besser, wenn ich diese Dinge für mich behalte. Das ist nichts für dich.«
    »Joe, du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass ich dich weniger liebe, bloß weil du mir ein paar unangenehme Dinge aus deinem Leben erzählst?«
    Wieder folgte ein langes Schweigen. Sie goss mir noch eine Tasse Kaffee ein. Ich saß da, trank ab und zu einen Schluck von meinem Kaffee und wusste nicht recht, ob ich meiner Frau erzählen sollte, dass sie trotz meines Macho-Gehabes seit vielen Jahren mit einem verängstigten kleinen Jungen verheiratet war, der sich selbst wieder und wieder beweisen musste, dass er kein Feigling war.
    »Ich sollte dir das, glaube ich, besser nicht erzählen.«
    »Hat es was mit dem Mandat zu tun?«
    »Ja, das auch. Wahrscheinlich wird Erlene

Weitere Kostenlose Bücher