Engelsrache: Thriller
Atlanta Braves, das im Juli stattfinden sollte.
»Ich habe deinen Kalender durchgesehen«, sagte Caroline. »Wir gehen alle zusammen hin. Und komm bloß nicht auf die Idee, dir für das Wochenende im Juli was anderes vorzunehmen.«
»Natürlich nicht«, sagte ich. Ein perfektes Geschenk.
Gegen neun Uhr waren wir mit dem Dessert fertig und fuhren wieder nach Hause. Als ich in die Einfahrt einbog, tauchten die Scheinwerfer die Veranda, die sich etwa zehn Meter links von der Garage befand, kurz in gleißendes Licht. Irgendetwas hatte sich dort bewegt. Unser Haus steht ganz allein oberhalb des Boone Lake auf einem etwa zweieinhalb Hektar großen Grundstück. Direkte Nachbarn haben wir keine. Wir hatten Rio an dem Abend zu Hause gelassen. Als ich vor der Garage anhielt und aus dem Auto stieg, hörte ich Rio im Haus wie verrückt bellen.
»Geh bitte schnell ins Haus, und mach das Licht auf der Veranda an«, sagte ich zu Caroline. »Und ihr zwei bleibt im Auto sitzen.«
»Kommt gar nicht in Frage«, sagte Jack und stieg hinten aus dem Wagen.
Jack und ich gingen gemeinsam vorn um die Ecke des Hauses. Jemand stand auf der Veranda.
»Wer ist da?«, fragte ich.
Keine Antwort. Dann ging das Licht auf der Veranda an. Neben der Verandaschaukel stand in schäbigen Khakishorts und in einem grünen T-Shirt meine Schwester Sarah.
12. April
23:00 Uhr
Als Landers wieder im Büro eintraf, hatten die Kollegen der Stadtpolizei von Johnson City bereits eine Reihe weiterer Informationen über das Mordopfer beschafft. John Paul Tester war Witwer gewesen und hatte einen erwachsenen Sohn, der in Cocke County als Hilfssheriff und Polizeikaplan tätig war. Nach Johnson City war Tester gekommen, um dort in einer kleinen Kirche in einem Erweckungsgottesdienst zu predigen. Er hatte dort tatsächlich eine Predigt gehalten, hinterher fast dreihundert Dollar eingesammelt und die Kirche gegen einundzwanzig Uhr verlassen. Danach hatte ihn niemand mehr gesehen. Seinen Bankdaten war zu entnehmen, dass er sich gegen 23 Uhr 45 an einem Geldautomaten zweihundert Dollar in bar beschafft hatte. Dieser Automat war in den Räumlichkeiten des Mouse’s Tail installiert. Wenn Tester dort dreihundert Dollar ausgegeben und kurz vor Mitternacht sogar weitere zweihundert Dollar gezogen hatte, konnte ihn die Chefin des Etablissements unmöglich übersehen haben.
Das Miststück hatte gelogen.
Landers setzte einen Antrag für einen Durchsuchungsbeschluss auf und verbrachte den halben Nachmittag damit, einen Richter aufzutreiben. In dem Antrag wies er lediglich darauf hin, dass die Besitzerin des Clubs, in dem der Ermordete zuletzt lebend gesehen worden war, nicht bereit war, mit der Polizei zu kooperieren. Der zuständige Richter erteilte dem TBI daraufhin die schriftliche Vollmacht, sich im Mouse’s Tail nach Beweismitteln umzusehen, die für den Mord an John Paul Tester von Bedeutung sein konnten. Da es sich um einen Striptease-Club handelte, hatte der Richter auch nichts dagegen, dass Landers den Durchsuchungsbeschluss während der Geschäftszeit vollstrecken wollte.
Die Planung der Razzia übernahm Landers höchstpersönlich. Zunächst wollte er dem Club einen Besuch abstatten. Eine Stunde später sollten dann die Beamten des Sondereinsatzkommandos erscheinen und den Laden durchsuchen. Landers freute sich schon auf den Einsatz, vor allem aber darauf, sich dort selbst in aller Ruhe umzusehen.
Um kurz nach neun Uhr abends fuhr er nach Hause, um zu duschen und sich umzuziehen. Er zog eine Jeans, einen schwarzen Rollkragenpullover und ein Jackett an, verstaute seine 38er in einem Halfter am Unterschenkel und fuhr gegen 22 Uhr 15 zum Mouse’s Tail. Über dem Haupteingang des Clubs war eine leuchtend blaue Markise angebracht. Zur Straße hin war auf das Gebäude eine große graue Maus aufgesprüht, die über beide Ohren grinste. Ihr Schwanz war aufgerichtet, sodass er an einen erigierten Penis erinnerte.
Draußen auf dem Parkplatz standen etwa zwanzig, dreißig Wagen. Landers musste zehn Dollar Eintritt bezahlen, um an der Blondine vorn im Foyer vorbeizukommen. Die Dame sah aus wie eine Edelnutte, kunstvolles Make-up und ein hautenges schwarzes Top. Riesige Titten. Der Geldautomat, an dem sich der Ermordete am Vorabend bedient hatte, hing direkt vorn neben dem Eingang.
Blondie drückte auf einen Summer, und Landers konnte in den – gut dreißig Meter langen und fünfzehn Meter breiten – Hauptraum des Etablissements eintreten. Der Raum wurde auf den
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