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Engelsrache: Thriller

Engelsrache: Thriller

Titel: Engelsrache: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Pratt , Christian Quatmann
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unerträglicher Großkotz –, andererseits hatten die Ermittler des TBI einen ausgezeichneten Ruf. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass sie jemanden des Mordes bezichtigten, wenn sie dafür keine überzeugenden Anhaltspunkte hatten.
    »Sind Sie in der Vergangenheit je mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, Miss Christian? Hat die Polizei Sie vorher schon mal verhaftet?«
    »Nein.«
    »Nicht mal eine Strafe wegen eines Verkehrsdelikts?«
    »Ich kann ja nicht mal Auto fahren.«
    Wieder fing sie an zu schluchzen. Das Mädchen wirkte so hilflos. So eine konnte doch keinen Mord begehen. Ich war aufrichtig gerührt und überlegte angestrengt: Warum sollte Angel einen Mann ermorden, den sie nicht einmal kannte? Was sollte dieses junge Mädchen dazu gebracht haben, einen Menschen umzubringen?
    Während ich meinen Gedanken nachhing, sah sie mich – noch immer weinend – an und sagte: »Bitte helfen Sie mir, Mr Dillard. Bitte, bitte.«
    Plötzlich war es nicht mehr sie, die zu mir sprach, sondern ein anderes kleines Mädchen … Joe, er soll mich in Ruhe lassen. Er tut mir weh.
    Ich sah sie an und nickte.
    »Also gut, Miss Christian«, sagte ich. »Ich werde Ihnen helfen. Sie haben jetzt einen Anwalt.«

2. Teil

26. April
    17:05 Uhr
    Als ich Erlene Barlowe anrief und ihr mitteilte, dass ich den Fall übernehmen würde, bat sie mich, sie auf dem Parkplatz hinter ihrem Club zu treffen. Ich war zwar noch nie in dem Etablissement gewesen, aber schon Dutzende von Malen daran vorbeigefahren. Um kurz nach fünf kam ich dort an und fuhr in eine Parklücke direkt neben einem schwarzen BMW. Wir hatten den ganzen Nachmittag das herrlichste Wetter gehabt – etwas über zwanzig Grad und völlig klar. Im Westen ging gerade die Sonne unter, während sich im Nordosten über den Bergen eine riesige dunkle Wolkenfront auftürmte. Ich ließ das Fenster herunter und konnte den Regen schon fast riechen. Ungefähr fünf Minuten später sah ich, wie Erlene mit einer Sporttasche in der Hand auf der Rückseite ihres Clubs aus einer Tür trat. Sie trug einen hautengen Body mit Zebrastreifen, der so eng war, dass man die Konturen ihres Körpers bis ins letzte Detail erkennen konnte. Sie stöckelte in ihren Stilettos etwas unbeholfen über den groben Kiesbelag, blickte rasch nach rechts und links und blieb an meinem Wagenfenster stehen. Dann beugte sie sich zu mir herein und ließ die Tasche auf meinen Schoß fallen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich. »Sie wirken etwas nervös.«
    »Die Typen vom TBI verfolgen mich jetzt schon seit einer Woche. Das macht mich etwas kribbelig. Ihr Geld ist in der Tasche, mein Lieber. Wie geht’s Angel?«
    »Sie hat Angst.«
    »Armes Ding. Traurig, dass sie an diesem schrecklichen Ort eingesperrt ist. Bitte versprechen Sie mir, dass Sie sie da rausholen.«
    »Ich tue, was ich kann.«
    »Ich glaube, es ist besser, wenn Sie jetzt gleich wieder fahren. Und verwahren Sie das Geld an einem sicheren Platz. Ich melde mich wieder.«
    Sie warf mir eine Kusshand zu, und ich fuhr wieder los. Unterwegs musste ich daran denken, was ich da gerade in Empfang genommen hatte. Größere Summen Bargeld hatte ich schon häufig von Leuten erhalten, die wegen Drogendelikten angeklagt waren, aber noch nie auch nur annähernd eine viertel Million. Ich blickte immer wieder in den Rückspiegel, um mich zu vergewissern, dass niemand mir folgte. Sollte Landers etwas von unserem kleinen Geschäft mitbekommen haben, würde er bestimmt einen Grund finden, um mich anzuhalten, meinen Wagen zu durchsuchen und das Geld zu beschlagnahmen.
    Ungefähr anderthalb Kilometer von meinem Haus entfernt fuhr ich auf den Parkplatz eines kleinen Einkaufszentrums, schloss den Wagen ab und ging in einen Getränkemarkt, um eine gute Flasche Champagner zu kaufen. Während ich mich in dem Laden aufhielt, ließ ich den Wagen keine Sekunde aus den Augen. Sobald ich die Flasche bezahlt hatte, fuhr ich heimwärts und bog in einen Waldweg ein, der von unserem Haus aus gesehen auf der gegenüberliegenden Straßenseite abzweigte. Ich wollte unbedingt zuerst noch das Geld zählen. Wenn ich vor die Garage gefahren wäre, hätte Rio sicher einen solchen Radau gemacht, dass Caroline sofort aus dem Haus gekommen wäre. Während draußen allmählich die Dämmerung hereinbrach, fing ich an zu zählen: fünfzig Notenbündel à fünfzig Hundert-Dollar-Scheine. Ich brauchte fast eine Stunde. Tatsächlich: zweihundertfünfzigtausend Dollar. Ich konnte es kaum fassen. Dann verstaute ich

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