Engelsrache: Thriller
legte mir die Hände auf die Brust.
Sie fing an, wie ein junges Mädchen auf der Veranda herumzuhüpfen. Sie rannte um den Tisch herum und hielt mich am Hals fest. Dann drückte sie mich so heftig an sich, dass ich fast erstickt wäre.
»Verdammt noch mal, Caroline. Nicht so fest. Ich möchte noch was von der Kohle haben, bevor ich tot bin.«
Sie ließ mich sofort los, ging zu ihrem Stuhl zurück und holte tief Luft. »Ich kriege keine Luft mehr. Ich pinkel mir gleich in die Hose. Los, sag schon – wie hast du das gemacht?«
»Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Die Frau ist in mein Besprechungszimmer gekommen, und wir haben ein bisschen geplaudert. Dann bin ich ins Gefängnis gefahren und habe mich eine Weile mit dem Mädchen unterhalten. Ich habe es tatsächlich über die Lippen gebracht, Caroline. Ich habe gesagt: ›Eine viertel Million Dollar in bar, und zwar im Voraus.‹ Sie hat nicht mal mit der Wimper gezuckt. Nach meinem Besuch im Gefängnis habe ich sie angerufen, und sie hat mir das Geld übergeben.«
»Ich möchte dein Gesicht mit Küssen bedecken«, sagte Caroline. »Am liebsten möchte ich dich auffressen. Ich möchte Kinder mit dir haben.«
»Aber Kinder haben wir doch schon genug.«
»Oh, Joe, das ist einfach herrlich. Das ist wie eine Erlösung.«
»Ein zweischneidiges Schwert. Das weißt du doch.«
Bevor ich noch richtig zu Ende gesprochen hatte, stürzte sie sich wieder auf mich. Sie bedeckte meine Stirn, meine Lippen, meine Augenbrauen, meine Ohren mit heißen Küssen.
»Das muss ich unbedingt jemandem erzählen«, sagte sie, nachdem sie mein Gesicht abgeknutscht hatte. »Wo ist das Telefon. Ich muss unbedingt meine Mutter anrufen.«
»Das lass besser bleiben, sonst telefonierst du nur wieder eine ganze Stunde. Trink einfach deinen Champagner, und freu dich mit mir über diesen unverhofften Glücksfall. Ich habe das Gefühl, dass ich dieses Geld noch sehr hart verdienen muss.«
Ich beobachtete sie, wie sie so im flackernden Licht der Lampen dasaß und über das ganze Gesicht grinste. Dann warf sie wieder einen Blick in die Tasche.
»Darf ich es mal anfassen?«
»Tu dir keinen Zwang an. Das Geld gehört jetzt ohnehin dir.«
Sie war so glücklich wie selten zuvor, und das erfüllte mich ebenfalls mit großer Freude.
»Mein Gott, Joe, was für eine Erleichterung. Und … was kaufen wir jetzt?«
»Was soll das heißen? Du bist doch hier sonst immer der Geizkragen. Wir kaufen überhaupt nichts. Wir haben doch alles, was wir brauchen.«
»Ach, komm, lass uns wenigstens ein bisschen auf den Putz hauen. Wir müssen unbedingt irgendwas kaufen.«
»Nein, müssen wir nicht.«
»Doch, müssen wir.« Sie warf mir aus ihren leuchtenden Augen einen empörten Blick zu. »Dann müssen wir wenigstens irgendwo hinfahren.«
»Nein.«
»Lass uns auf die Caymans fahren, wenn der Prozess vorbei ist. Du wolltest immer schon mal dorthin. Sei doch kein Spielverderber.«
»Wir sollten uns lieber Gedanken darüber machen, was wir heute Abend mit dem Geld machen.«
»Ich weiß genau, was wir damit machen. Wir nehmen es mit ins Bett. Ich lasse es nicht aus den Augen, bevor wir es morgen früh sicher in einem Schließfach verstaut haben. Dann erst mache ich mir Gedanken darüber, wie es weitergehen soll. Erzähl mir mal was von dem Mädchen. Wie ist sie?«
»Sie ist … einfach süß«, sagte ich. »Scheint wirklich ein sehr nettes Kind zu sein.«
»Ist sie so hübsch wie ich?«
»Ach, wo denkst du hin, bei weitem nicht.«
»Gute Antwort.«
Sie hielt mir ihr leeres Champagnerglas entgegen, und ich schenkte ihr nach. Sie hob das Glas.
»Auf die hübschen Mädchen mit den reichen Freunden.«
»Salute.« Ich nahm einen großen Schluck Champagner.
»Wann wird das Verfahren eröffnet?«
»Am Montag, um neun Uhr früh in Jonesborough. Lass uns über was anderes reden. Ein herrlicher Abend heute. Ich sitze mit einer schönen, leicht beschwipsten Frau im Kerzenlicht auf einer Veranda und schaue auf das Wasser hinaus. Ich habe gerade an einem Tag so viel Geld verdient wie die meisten anderen Leute in fünf Jahren. An einem solchen Abend sollte man über alles Mögliche, bloß nicht über Strafprozesse und Mordanklagen sprechen.«
»Wie recht du hast.« Caroline stand vom Tisch auf und streckte mir die Hand entgegen. »Komm mit.«
Sie führte mich in das Schlafzimmer.
»Ganz schön schwer«, sagte sie und wies mit dem Kopf auf die Tasche in ihrer Hand. »Angenehm schwer.«
Sie warf die Tasche mit
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