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Engelsstimme

Engelsstimme

Titel: Engelsstimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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jedes Jahr zu Weihnachten im Hotel übernachtet«, sagte der Empfangschef. »Falls dir das etwas weiterhilft.«
    Erlendur starrte auf die Daten.
    »Und er hat behauptet, er sei nie zuvor in Island gewesen.« »Davon weiß ich nichts«, sagte der Empfangschef. »Aber in diesem Hotel ist er auf jeden Fall schon früher gewesen.« »Kannst du dich denn gar nicht an ihn erinnern? Wenn er sozusagen ein Stammgast ist?«
    »Ich kann mich nicht erinnern, ihn registriert zu haben. Das Hotel hat über zweihundert Zimmer. Zu Weihnachten ist hier immer Hochbetrieb, und da kann jeder in der Masse verschwinden. Außerdem bleibt er immer nur ein paar Tage. Ich habe ihn dieses Mal überhaupt nicht bemerkt, aber ich konnte mich an ihn erinnern, als ich den Computerausdruck sah. Er ist in gewisser Hinsicht genau wie du. Hat die gleichen Sonderwünsche.«
    »Was meinst du damit, genau wie ich? Sonderwünsche?« Erlendur konnte sich nicht vorstellen, was er mit Henry Wapshott gemeinsam haben sollte.
    »Er hat Interesse an Musik.«
    »Wie meinst du das?«
    »Das kannst du hier sehen«, sagte der Empfangschef und zeigte auf das Blatt. »Wir tragen die Sonderwünsche unserer Gäste ein. In den meisten Fällen.«
    Erlendur überflog das Blatt.
    »Er wollte eine Stereoanlage aufs Zimmer haben. Keinen CD-Player, sondern dieses alte Zeug. Genau wie du.«
    »Dieser verdammte Lügner«, fauchte Erlendur und griff nach seinem Handy.
     
    * Laufabrauð wird traditionellerweise zu Weihnachten gebacken, ein Teig aus Mehl, Salz und Wasser wird in hauchdünne runde Platten ausgerollt. Mit dem Messer werden kunstvolle Muster eingeschnitten, bevor das »Laubbrot« in heißem Fett gebacken wird.

Sechzehn
    Der Haftbefehl für Henry Wapshott wurde im späteren Verlauf des Abends ausgestellt. Er wurde geschnappt, als er sich für die Abendmaschine nach London einchecken wollte. Wapshott landete im Untersuchungsgefängnis an der Hverfisgata, und Erlendur wurde gestattet, sein Zimmer zu durchsuchen. Die Leute von der Spurensicherung trafen um Mitternacht im Hotel ein. Sie durchkämmten das Zimmer auf der Suche nach der Mordwaffe, aber ohne Ergebnis. Das Einzige, was sie fanden, war ein Koffer, den Wapshott offensichtlich zurücklassen wollte, im Bad seine Rasierutensilien, dann einen alten Plattenspieler, ähnlich dem, den Erlendur sich ausgeliehen hatte, einen Fernseher und einen Videorekorder, einige englische Zeitungen und Zeitschriften, darunter Record Collector .
    Der Experte für Fingerabdrücke suchte nach Anzeichen, dass Guðlaugur das Zimmer betreten hatte. Er untersuchte Tischkanten und Türrahmen. Erlendur stand auf dem Gang und verfolgte die Prozedur. Er sehnte sich nach einer Zigarette und sogar nach einem Glas Chartreuse, nach seinem Sessel und seinen Büchern – Weihnachten stand vor der Tür. Er wollte wieder nach Hause, denn er wusste nicht mehr so recht, weswegen er eigentlich in diesem tödlichen Hotel übernachtete. Wusste nicht so recht, was er mit sich anfangen sollte.
    Das weiße Fingerabdruckpulver der Spurensicherung rieselte zu Boden.
    Erlendur sah den Hotelmanager den Gang entlanggewatschelt kommen. Das Taschentuch war gezückt, und er blies und schnaufte. Er schaute in das Zimmer, in dem die Spurensicherung bei der Arbeit war, und strahlte wie ein Honigkuchenpferd.
    »Ich habe gehört, dass du ihn geschnappt hast«, sagte er und wischte sich über den Nacken. »Und dass es ein Ausländer war.«
    »Wo hast du das gehört?«, fragte Erlendur.
    »Na, im Radio doch«, sagte der Hotelmanager und konnte seine Freude nicht verhehlen, schließlich hatte er ja auch mehrfach Grund zur Freude. Der Mann war gefunden. Es war kein Isländer gewesen, der das Verbrechen begangen hatte, und es hatte nichts mit dem Hotelpersonal zu tun. Der Hotelmanager schnaufte: »In den Nachrichten wurde gesagt, dass er auf dem Weg nach London war und in Keflavík geschnappt wurde. Ein Engländer also?«
    Erlendurs Handy klingelte.
    »Wir wissen überhaupt noch nicht, ob es der Mann ist, nach dem wir suchen«, erklärte er und nahm den Anruf entgegen.
    »Du brauchst nicht ins Dezernat zu kommen«, sagte Sigurður Óli, als Erlendur antwortete. »Jedenfalls nicht im Augenblick.«
    »Bist du nicht dabei, Laufabrauð zu verzieren?«, fragte Erlendur und wandte dem Hotelmanager den Rücken zu. »Henry Wapshott ist betrunken«, sagte Sigurður Óli. »Es hat keinen Sinn, mit ihm zu sprechen. Ist es nicht am besten, ihn heute Nacht den Rausch ausschlafen zu lassen

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