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Engelsstimme

Engelsstimme

Titel: Engelsstimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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Erlendur und machte die Tür hinter sich zu.
    Als sie nach unten in die Rezeption kamen, verabschiedete er sich von Elínborg und suchte den Empfangschef in seinem Büro auf. Er erfuhr, dass sich Henry Wapshott den ganzen Tag nicht im Hotel hatte blicken lassen. Sein Zimmerschlüssel war nicht im Fach, und ausgecheckt hatte er bisher nicht. Die Rechnung war noch nicht beglichen. Erlendur wusste, dass Wapshott mit der Abendmaschine nach London wollte, und hatte nichts in der Hand, um ihn daran zu hindern. Von Sigurður Óli hatte er nichts gehört. Er ging unschlüssig im Foyer auf und ab.
    »Kannst du mich in sein Zimmer lassen?«, fragte er den Empfangschef.
    Der Empfangschef schüttelte den Kopf.
    »Es besteht Fluchtgefahr«, sagte Erlendur. »Weißt du, wann die Maschine nach London geht? Um wie viel Uhr genau?«
    »Die Abendmaschine hat heute wesentliche Verspätung«, sagte der Empfangschef. Er musste wegen seines Jobs immer über die aktuellen Flugverbindungen informiert sein. »Sie startet vermutlich gegen neun, heißt es.«
    Erlendur tätigte einige Anrufe. Er fand heraus, dass Henry Wapshott für die Abendmaschine nach London gebucht war, aber noch nicht eingecheckt hatte. Erlendur veranlasste, dass er bei der Passkontrolle am Flughafen aufgehalten und wieder nach Reykjavík gebracht würde. Er musste sich einen Grund für die Polizei in Keflavík ausdenken, um den Mann an der Ausreise zu hindern, und zögerte einen Augenblick, während er überlegte, ob er etwas erfinden sollte. Er wusste, dass es ein gefundenes Fressen für die Medien wäre, wenn sie der Wahrheit auf die Spur kämen, aber auf die Schnelle fiel ihm keine Lüge ein, und er sagte schließlich einfach, was Sache war, dass Wapshott unter Verdacht stand.
    »Kannst du mich in sein Zimmer lassen?«, fragte Erlendur den Empfangschef wieder. »Ich rühre nichts an. Ich muss bloß wissen, ob er abgehauen ist. Es braucht eine Ewigkeit, bis ich einen Durchsuchungsbefehl kriege. Ich brauche bloß meine Nase ins Zimmer zu stecken.«
    »Es kann durchaus sein, dass er noch auscheckt«, sagte der Empfangschef, der sich auf das Recht seiner Gäste auf Privatsphäre berief. »Es ist noch eine ganze Weile bis zum Abflug, und er hat so gesehen genügend Zeit, zum Hotel zurückzukommen, seine Sachen zu packen, die Rechnung zu bezahlen und den Bus nach Keflavík zu nehmen. Kannst du damit nicht noch etwas warten?«
    Erlendur überlegte.
    »Könntest du nicht jemanden zum Saubermachen hochschicken, und ich gehe dann ganz zufällig an der offenen Tür vorbei?«
    »Du musst meine Position verstehen«, sagte der Empfangschef. »Wir sind in erster Linie darauf bedacht, die Interessen unserer Gäste wahren. Sie haben nun mal das Recht auf Privatsphäre wie bei sich zu Hause. Wenn ich gegen diese Regeln verstoße und sich das herumspricht oder bei einem Prozess zutage kommt, verlieren unsere Gäste das Vertrauen in uns. So einfach ist die Sache. Das musst du verstehen.«
    »Wir untersuchen einen Mord, der hier im Hotel passiert ist«, sagte Erlendur. »Ist euer Ruf nicht sowieso schon zum Teufel?«
    »Bring mir einen Durchsuchungsbefehl, dann ist es kein Problem.«
    Erlendur stöhnte und drehte sich um. Er holte sein Handy aus der Tasche und rief Sigurður Óli an. Es klingelte eine ganze Weile, bis abgehoben wurde. Erlendur hörte Stimmen im Hintergrund.
    »Wo treibst du dich denn herum?«, fragte Erlendur.
    »Wir backen Laufabrauð * «, sagte Sigurður Óli.
    »Was macht ihr?«
    »Wir verzieren gerade den Teig. Mit Bergþóras Familie. Tradition jedes Jahr zu Weihnachten. Bist du jetzt wieder zu Hause?«
    »Hast du was in Bezug auf Henry Wapshott herausgekriegt?«
    »Ich warte noch darauf. Ich kriege morgen früh Bescheid. Tut sich da was mit ihm?«
    »Ich glaube, der versucht, sich um die Speichelprobe herumzudrücken«, sagte Erlendur und sah, wie der Empfangschef mit einem Blatt in der Hand auf ihn zukam. »Ich glaube, der will sich aus dem Staub machen, ohne sich von uns zu verabschieden. Wir sprechen morgen früh miteinander. Schneid dir nicht in die Finger.«
    Erlendur steckte das Handy in die Tasche. Der Empfangschef stand vor ihm.
    »Mit ist eingefallen, Henry Wapshott zu überprüfen«, sagte er und reichte Erlendur das Blatt. »Um dir irgendwie behilflich zu sein. Ich darf das eigentlich nicht, aber …«
    »Was ist das?«, fragte Erlendur und schaute auf das Blatt. Er sah den Namen Henry Wapshotts und einige Daten.
    »In den letzten drei Jahren hat er hier

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