Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsstimme

Engelsstimme

Titel: Engelsstimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
Vom Netzwerk:
begeistert darüber, wie sie sich aufgeführt hat.«
    »Was ist passiert?«
    »Er wird’s dir sagen.«
    Erlendur schaltete das Handy aus.
    »Was meinst du damit, dass du als Nutte harmlos bist im Vergleich zu diesem Jungen?«, sagte er zu Stína, die auf ihre Tasche starrte und überlegte, ob sie sich noch eine Zigarette anzünden sollte. »Im Vergleich zu Ösps Bruder? Wie hast du das gemeint?«
    »Was?«
    »Der Bruder von Ösp. Du hast gesagt, du wärst als Nutte harmlos im Vergleich zu ihm.«
    »Frag doch Ösp«, sagte Stína.
    »Das werde ich tun, aber ich meine, was … er ist ihr jüngerer Bruder?«
    »Ja, und er ist bi.«
    »Bi, meinst du …?«
    »Bisexuell.«
    »Und er geht also auf den Strich?«, fragte Erlendur. »So wie du?«
    »Und wie. Außerdem Addict. Ihm sind immer welche auf den Hacken, die ihn zusammenschlagen, weil er ihnen was schuldet.«
    »Und was ist mit Ösp? Woher kennst du sie?«
    »Wir waren zusammen in der Schule. Und er auch. Er ist nur ein Jahr jünger als sie. Ösp und ich sind gleichaltrig, wir sind in dieselbe Klasse gegangen. Sie ist ganz schön unterbelichtet.« Stína zeigte sich an den Kopf. »Empty da oben«, sagte sie. »Sie hat nach der zentralen Mittelstufenprüfung das Handtuch geworfen, weil sie überall durchgerasselt ist. Ich hab alles geschafft, und das Abi habe ich auch.«
    Stína lächelte breit.
    Erlendur betrachtete sie.
    »Ich weiß, dass du mit meiner Tochter befreundet bist, und du hast mir weitergeholfen«, sagte er, »aber du solltest dich nicht mit Ösp vergleichen. Bei ihr jucken zumindest keine Nähte.«
    Stína schaute ihn an, lächelte schief, verließ stumm das Büro und durchquerte die Lobby. Im Gehen warf sie sich den Mantel mit dem Pelzkragen über, aber ihre Bewegungen waren nicht mehr so sicher. Sie begegnete Sigurður Óli und Guðlaugurs Schwester, die gerade ins Hotel kamen, und Erlendur beobachtete, wie Sigurður Óli auf ihren Busen glotzte. Die Investition hat sich also gelohnt, dachte Erlendur.
    Der Hotelmanager hielt sich in der Nähe auf und schien nur darauf gewartet zu haben, dass die Unterredung zwischen Erlendur und Stína zu Ende war. Ösp stand beim Aufzug und beobachtete, wie Stína das Hotel verließ. Man sah ihr an, dass sie sich kannten. Als Stína beim Empfangschef vorbeikam, der an der Rezeption stand, blickte er auf und schaute ihr nach. Seine Blicke wanderten weiter zum Hotelmanager, der seinerseits in Richtung Küche watschelte. Ösp betrat den Lift, und die Türen schlossen sich. »Darf ich fragen, was dieses Theater hier soll«, hörte Erlendur Guðlaugurs Schwester fragen, die auf ihn zukam. »Was hat das zu bedeuten, mich dermaßen grob und unverschämt zu behandeln?«
    »Grob und unverschämt?«, sagte Erlendur erstaunt. »Mir ist nichts dergleichen bekannt.«
    »Dieser Mann hier«, sagte die Schwester, die augenscheinlich nicht wusste, wie Sigurður Óli hieß, »dieser Mann hat mich unverschämt behandelt, und ich bestehe darauf, dass er sich entschuldigt.«
    »Kommt nicht in Frage«, sagte Sigurður Óli.
    »Er hat mich gestoßen und aus meinem Haus abgeführt, als wäre ich ein ordinärer Verbrecher.«
    »Ich habe ihr Handschellen angelegt«, sagte Sigurður Óli. »Und ich denke nicht daran, sie um Entschuldigung zu bitten. Das kann sie vergessen. Sie hat mir ein Menge Beschimpfungen vor den Latz geknallt und Elínborg auch, und sie hat sich widersetzt. Am liebsten würde ich sie einbuchten lassen. Sie hat die Arbeit der Kriminalpolizei behindert.«
    Die Schwester schaute Erlendur an, sagte aber nichts. Er wusste, dass sie Stefanía hieß, und überlegte, wie sie wohl als kleines Mädchen genannt worden war.
    »Ich bin es nicht gewohnt, dass man so mit mir umspringt«, erklärte sie schließlich.
    »Bring sie auf die Wache«, sagte Erlendur zu Sigurður Óli. »Ab in die Zelle neben Henry Wapshott. Wir werden uns morgen mit ihr befassen.« Er sah Stefanía ins Gesicht. »Oder übermorgen.«
    »Das kannst du doch nicht machen«, sagte Stefanía, und Erlendur sah, dass sie jetzt wirklich erschrocken war. »Du hast überhaupt keine Berechtigung, mich so zu behandeln. Wieso bildest du dir ein, mich ins Gefängnis werfen zu können? Was habe ich denn getan?«
    »Du hast gelogen«, sagte Erlendur. »Auf Wiedersehen. Wir sprechen uns später«, sagte er zu Sigurður Óli.
    Er drehte sich um und ging in die Richtung, die der Hotelmanager genommen hatte. Sigurður Óli packte Stefanía beim Handgelenk und wollte sie zum Auto

Weitere Kostenlose Bücher