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Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass

Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass

Titel: Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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als sie eintraf: Sie waren zu dritt, Angehörige der Mittelklasse, und sie unterhielten sich über das College und andere Mittelklasse-Themen, während sie ihre Kleidung in den Spinden verstauten und sich ein Bild von ihrer Unterkunft machten. Wortlos ging Chandris durch das Gewusel zur vierten Koje, auf der ihr kleiner Koffer bereits abgelegt worden war; und die Unterhaltung geriet etwas ins Stocken, als die anderen sie einer Musterung unterzogen. Durch ihren Anblick brach die Unterhaltung dann vollends ab. »Schönes Reise-Outfit«, merkte jemand hinter ihr an, und der trockene Ton animierte die anderen zu einem mühsam unterdrückten Kichern. »Hast du das selbst entworfen?«
    Chandris drehte sich um und sah ihr direkt in die Augen. »Klar«, sagte sie ungerührt. »Das musste ich auch. Ist doch eine der Voraussetzungen.«
    Die andere schien konsterniert. »Voraussetzungen wofür?«, fragte sie.
    »Auf welche Schule gehst du denn?«, entgegnete Chandris.
    »Äh … die Ahanne-Universität auf Lorelei«, sagte die andere und sah noch verwirrter drein.
    Chandris zuckte die Achseln. »Na also, dann weißt du ja Bescheid.«
    Sie widmete sich wieder dem Auspacken ihres Koffers und registrierte aus dem Augenwinkel die stumme Verwirrung der anderen. Zugleich korrigierte sie ihre Klasseneinstufung etwas nach unten. Wirkliche Mittelklasse-Typen – oder zumindest die Mittelklasse-Typen, an deren Fersen sie sich geheftet hatte –, hätten so einen blöden Girlie-Talk gar nicht erst angefangen. Diese Dumpfbacken mussten gerade erst sozial aufgestiegen sein: immerhin clever genug, um die Umgangsformen und Ausdrucksweise der Mittelklasse zu imitieren, doch letztlich zu dumm, um zu wissen, was zum Teufel sie überhaupt machten.
    Aber für ihre Zwecke genügten sie vollauf.
    »Ach, komm schon, Kail«, brach eine der anderen das Schweigen und stieß ein leises, verächtliches Schnauben aus. Die angemessene Reaktion, sagte Chandris sich spöttisch – nur ungefähr ein Jahr zu spät. »Schau dir nur mal ihr Gepäck an, meine Güte. Hat ihr Ticket wohl mit zusammengekratztem Trinkgeld bezahlt.«
    Das dritte Mädchen kicherte. »Genau«, sagte sie keck. »Oder mit einer noch persönlicheren Dienstleistung.«
    Sie stieß ein trällerndes Pfeifen aus – eine ziemlich gute Imitation der Koberer, die im Barrio manchmal auf Kundenfang gingen –, und alle drei lachten. »Kinder, Kinder«, ermahnte die Erste sie mit gespielt strenger Stimme. »Ich bin mir sicher , dass wir sie völlig falsch einschätzen. Ich möchte wetten, sie ist nur so unglaublich clever, dass es sie nicht einmal kümmert , ob sie wie eine Bordsteinschwalbe angezogen ist oder nicht. Hat wahrscheinlich einen Abschluss in katalytischen Nuklearantrieben oder Politikwissenschaften oder in irgendeinem anderen Orchideenfach.«
    Chandris sagte nichts dazu und widerstand der enormen Versuchung, sich umzudrehen und der kleinen Dumpfbacke eins auf die Nuss zu geben. Eins der Mädchen flüsterte noch etwas, womit sie ein kollektives Kichern auslöste, und dann wurde die Unterhaltung dort fortgesetzt, wo sie abgebrochen war. Chandris war stillschweigend davon ausgeschlossen.
    Sie blieb noch für eine halbe Stunde in der Kabine und tat so, als ob sie ihre spärliche Garderobe im Spind immer wieder neu sortierte. Dabei ließ sie die schnippischen Bemerkungen über sich ergehen, die zwar nicht direkt an sie gerichtet, aber doch auf sie gemünzt waren … Und als sie dann ging, hatte sie alles, was sie brauchte: jeden Slang-Ausdruck, jede affektierte Geste, jeden schlechten Scherz, jedes Wort, was Klatsch und Tratsch und Schule und Kleider betraf.
    Alles, was sie brauchte, um als eine von ihnen durchzugehen.
    Für eine Weile streifte sie nur umher und sah sich in den Gemeinschaftsbereichen ihres Abschnitts um – Speiseräume, Lounges, Ruheräume und dergleichen –, um sich einen Eindruck vom Schiff zu verschaffen. Die Korridore selbst waren ziemlich leer, denn die meisten Passagiere saßen in den Lounges und machten sich miteinander bekannt. Der Geruch von Alkohol und andere traditionelle Aromen stiegen ihr in die Nase, und mehr als einmal war sie stark versucht, sich den anderen anzuschließen und die Erkundung bis zum nächsten Morgen zu verschieben. Nicht, dass sie zu wenig Zeit gehabt hätte – als sie das Ticket kaufte, hatte man ihr gesagt, dass die Xirrus sechs oder sieben Tage brauchen würde, um Lorelei zu erreichen.
    Aber sie widerstand der Versuchung. Lange Erfahrung

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