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Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass

Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass

Titel: Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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fliegen, oder ob du uns nach Seraph zurückbringst und deine Flucht von dort fortsetzt.«
    »Und natürlich versprecht ihr mir, mich nicht den Behörden zu übergeben«, spie Chandris förmlich aus, und ihr Magen verkrampfte sich noch etwas stärker. Hanan erwähnte nun schon zum zweiten Mal, dass sie auf der Flucht war. Wussten sie etwa mehr über sie, als sie durchblicken ließen? » Das habe ich nämlich auch schon gehört.«
    Ornina schien sich zu ihrer vollen Größe aufzurichten. »Also gut, vielleicht wird das dir die Entscheidung erleichtern.« Sie streckte die Hand aus und ging auf Chandris zu.
    Sie kam drei Schritte weit, bevor Chandris auf diese plötzliche Wendung zu reagieren vermochte. »Bleib stehen!«, sagte sie schroff und fuchtelte mit dem Schneidbrenner, um ihre Aufforderung zu unterstreichen. »Geh zurück, oder ich werde dich verbrennen. Ich meine es ernst!«
    Ornina verlangsamte nicht einmal den Schritt. »Es ist schon gut«, sagte sie mit honigsüßer Stimme. »Wir wollen dir doch nichts tun. Und du willst uns doch auch nichts tun.«
    »Bleib stehen«, befahl Chandris – doch selbst in ihren eigenen Ohren klangen die Worte eher wie eine Bitte als ein Befehl. »Bleib stehen, oder ich werde dich töten. Ich schwöre dir, ich werde dich töten.«
    »Du bist doch kein Killer«, sagte Ornina mit fester Stimme. Dann streckte sie Hand aus und nahm Chandris den Schneidbrenner aus den plötzlich tauben Fingern.
    Chandris atmete schaudernd ein und verspürte ein Gefühl der Leere im Bauch. Es war vorbei – und nun, als es zu spät war, sah sie auch, in welche Falle sie getappt war. Irgendetwas im Raum – ein Gas, eine Droge oder eine hypnotisierende Substanz – hatte sie ihres Willens und der Kraft beraubt. Wie sie schon vermutet hatte, hatten sie sie mit diesem ganzen Geschwätz nur einlullen wollen, bis die Wirkung sich entfaltete. »Und was geschieht jetzt?«, fragte sie bitter. »Setzt ihr mich bei der großen Spinne ab, oder werde ich ans Bett gefesselt, bis wir Seraph erreicht haben?«
    Hanan verdrehte theatralisch die Augen. »Warum«, fragte er die Decke, »muss das immer so kompliziert sein?« Er senkte den Blick und sah Chandris an. »Ich hätte gern den Eindruck, dass wir wenigstens einen gewissen Fortschritt erzielen. Dürfen wir davon ausgehen, dass du die Option verworfen hast, uns zu töten und die Gazelle zu stehlen?«
    »Du bist ein richtiger Scherzkeks«, sagte Chandris knurrend.
    »Vielen Dank«, sagte Hanan und neigte leicht den Kopf. »Ich bin auch müde und habe Hunger wie ein Wolf. Könnten wir diese Angelegenheit bitte abschließend regeln?«
    Chandris starrte ihn an, sah Ornina an, dann wieder Hanan. »Das ist euer Ernst«, sagte sie. Ihre Stimme schien wie aus weiter Ferne an ihre Ohren zu dringen. »Das ist wirklich euer Ernst.«
    »Das ist wirklich unser Ernst«, sagte Hanan und nickte.
    Chandris schüttelte den Kopf. »Du bist verrückt. Ihr beide. Total verrückt.«
    »Wieso?«, fragte Ornina. »Weil wir jemandem einen Job anbieten, der offensichtlich einen braucht?«
    »Ich habe einen Job«, sagte Chandris schroff, als ihr die Unwirklichkeit der Situation plötzlich voll bewusst wurde. »Ich bestehle Leute. Und manchmal töte ich sie sogar.«
    Ornina hob die Augenbrauen und den Schneidbrenner – nur ein wenig. »Ich drohe ihnen zumindest damit, sie zu töten«, murmelte Chandris.
    »Dann betrachte es eben als Laufbahnwechsel«, schlug Hanan ihr vor. »In deinem jetzigen Gewerbe hast du eh keine Zukunft mehr.«
    Chandris zappelte innerlich. Das war fast zu schön, um wahr zu sein …
    Nein. Es war zu schön, um wahr zu sein. »Vielleicht habe ich als Diebin keine große Zukunft mehr«, sagte sie knurrend. »Aber wenigstens muss ich mich nicht den ganzen Tag mit Verrückten abgeben.«
    Hanan mimte plötzlich die verfolgte Unschuld. »Verrückt? Ich?«
    »Ganz ruhig, Hanan«, sagte Ornina ihm. »Wie kommst du denn darauf, dass wir verrückt seien?«
    Chandris schnaubte. »Jemandem einen Job anzubieten, der eben noch damit gedroht hat, einen umzubringen, würde ich spontan sagen.«
    Hanan schüttelte den Kopf. »Ach, die Selbstbezogenheit der Jugend.« Er fixierte Chandris mit einem steten Blick. »Du glaubst doch nicht wirklich, dass du die Erste wärst, die das versucht hat, oder?«
    »Was meinst du damit?«
    »Er meint damit«, sagte Ornina gleichmütig, »dass du schon die sechste Person bist, die in den letzten vier Jahren mit dem Vorsatz an Bord der Gazelle gekommen

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