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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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während die Furcht in ihrem Schädel den Takt dazu schlug. Tante Sandys Stimme beantwortete die Frage, aber Maria war so durcheinander, daß sie die Worte nicht verstehen konnte; sie erfaßte nur den Ton der Stimme, und der war normal.
    Niemand hatte sie gesehen. Erleichterung rasselte in Marias Kehle. Schweiß biß ihr in die Augen.
    Sie schwebte weiter, bis sie an dem Korridor vorbeikam, der zur Rumpfschleuse führte. Zwei Türen weiter war der Farbenschrank. Maria fand eine Spritzpistole, legte eine Druckluftpatrone ein und lud das Gerät mit blaßgrüner Farbe. In einer Schublade förderte sie einen Farbschaber und ein Paar dicker Handschuhe zutage.
    Hinter einer schweren, feuersicheren Stahltür auf der anderen Seite des Korridors, die von abblätternder roter Farbe überzogen war, verbarg sich der Safe des Schiffes. Maria betätigte die Bedienungselemente der Tür. Die Hydraulik zischte, und sie ging hinein.
    Sicherheitskopien der Software des Schiffes waren hinter Metalltüren eingeschlossen, vor der Strahlung geschützt. Alles Feuergefährliche war ebenfalls hier untergebracht: Genormte Fässer mit Lösungsmitteln waren in röhrenförmige Stützrahmen aus Weißmetall mit Querverstrebungen eingeschlossen und zusätzlich mit elastischen Sicherheitsnetzen vertäut. Kisten mit echtem Papier stapelten sich auf Regalen; es war teilweise so alt, daß Maria der muffige Geruch des Verfalls in die Nase stieg. Auch Farben gab es hier, obwohl die meisten Farben auf dem Schiff pulverförmig und nicht brennbar waren. Sensoren und Feuerlöscher aus grünlicher Bronze standen bereit, um jeden Ausbruch eines Feuers zu erkennen und zu unterbinden. Maria drückte auf die inneren Bedienungselemente, und die schwere Tür glitt zu.
    Maria holte die Computertastatur aus ihrem Schulterbeutel. Die Baupläne des Schiffes hatten ihr gezeigt, daß es hier eine Zugangsbuchse gab, für den Fall, daß die Hauptsoftware neu geladen werden mußte. Sie schaute hinter eins der Fässer, griff nach hinten, stöpselte das Terminal in die Buchse und schaltete es ein.
    Jetzt hieß es warten. Sie langte in die Tasche ihres Overalls und holte ein paar von Tante Sandys Makronen heraus.

    Sobald Maria hörte, wie die Schleusenpumpen wieder zu klopfen begannen, wandte sie ihre Aufmerksamkeit erneut der Tastatur zu. Gleich darauf belauschte sie die Unterhaltung zwischen Zwölf und Marco.
    Der Vertrag war abgeschlossen; bei der kurzen Begegnung wurden umständliche Grußworte und Glückwünsche gewechselt und formgemäß zwei Kopien der Vereinbarung ausgedruckt. Es dauerte nicht lange, da waren Marco und Zwölf schon auf dem Rückweg zur Luftschleuse.
    Die schöne Maria drückte auf eine Taste. Die feinen Härchen an ihren Armen stellten sich bei dem unheimlichen Laut auf, der jenseits der Stahltür erklang, einem unvergeßlichen elektronischen Kreischen. Eine Kollisionswarnung.
    Maria hatte das Radar der Abrazo darauf programmiert, einen näherkommenden Schwärm kleiner Asteroiden zu entdecken.
    Sie wurde gegen ein Regal geworfen, als automatische Kollisionsvermeidungsprogramme in Aktion traten und das Schiff den Kurs änderte. In den Fässern schwappten die Lösungsmittel. Maria kämpfte gegen die jähe Beschleunigung an, schob sich vom Regal weg und brachte das Terminal in einem der Sicherheitsnetze unter. Sie schlug auf die Türsteuerung, und die Stahltür glitt auf.
    Draußen war das Kreischen noch lauter. Die Abrazo erbebte, als sie erneut auf einen anderen Kurs ging. Maria steckte den Kopf aus der Tür und sah Marco durch den Korridor zum Hilfskontrollraum hasten, wobei ihn jeder Beschleunigungsschub gegen die gepolsterten Wände schmetterte. Der Korridor war jetzt kürzer; eine massive Kollisionsschutzwand aus legiertem Stahl schottete ihn an der Stelle ab, wo er in die Zentrifuge mündete.
    Marco stürzte in den Hilfskontrollraum. Maria stieß sich ab, schoß um die Ecke und sah Zwölf vor sich, der nur das Unterteil seines Raumanzugs anhatte und mit ausgebreiteten Armen und Beinen auf die Beschleunigungsschübe zu reagieren versuchte. Ein Kollisionsalarm heulte im Gleichklang mit dem brüllenden Rot Neun in Marias Blut, als sie den Korridor entlangrannte.
    Zwölfs Voder gab ein lautes Summen von sich, als er den Lärm des Alarms zu übertönen versuchte. »Ich bin überrascht, dich hier zu sehen, Shooterin schöne Maria.«
    »Ich führe hier Verhandlungen«, schrie Maria, »und ich dachte, ich sollte dir und der Geliebten meine Aufwartung

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