Engelstraum: Schatten der Ewigkeit: Roman (German Edition)
Augen waren weit aufgerissen und dunkel. Seufzend atmete sie auf. Hinter ihr wütete das Feuer weiter.
Keenan tauchte die Hand in ihr Haar, zog sie näher zu sich und küsste sie.
Das Feuer war ihr viel zu nahe gekommen. Es hätte ihr Ende sein können.
Der Tod kommt.
Blumenduft wetteiferte mit dem Gestank von Asche, und Keenan würgte.
Der Tod kommt.
Seine Zunge glitt in ihren Mund, während ihre Brüste auf seinen Oberkörper gedrückt wurden.
Nicht jetzt, oh nein! Du holst sie nicht.
Er würde Az nicht gewinnen lassen. Schließlich war er nicht gefallen, um sie zu verlieren. Er würde seinen Ex-Boss bekämpfen und besiegen, egal was dazu nötig war.
Selbst wenn es bedeutete, in die Dunkelheit abzutauchen.
»Bringt sie hier weg!«, donnerte eine Stimme. Hände packten ihn und Nicole, zerrten sie auseinander. Keenan knurrte, wollte denjenigen, dem die Hände gehörten, in Stücke reißen.
Dann jedoch sah er die junge Frau. Sie gehörte zur Feuerwehr, trug Uniform und eine durchsichtige Schutzmaske. Dahinter leuchteten ihre Wangen rot.
»Bringt sie zu den Sanis!«, rief sie, und ihre Männer zogen Keenan und Nicole von dem Gebäude weg.
Sanitäter? Keenan blickte an sich hinunter und sah die Brandblasen. Das Feuer hatte an ihm geknabbert.
Er blickte zu Nicole. An ihr waren keine Brandwunden zu entdecken, aber sie sah noch blasser als sonst aus.
Sie luden Nicole in einen Krankenwagen, wo ihr ein Sanitäter eine Sauerstoffmaske überstülpte.
Dann wandten sie sich ihm zu. Ein kräftiger Mann und eine zierliche Blonde schnitten ihm das Hemd herunter, und er sah, wie die Blonde angesichts seiner Wunden das Gesicht verzog.
Er fühlte sie kaum noch.
Wieder sah er zu Nicole und bemerkte, dass ihre Reißzähne verlängert waren. Sie musste schrecklich durstig sein.
»Oh mein Gott!« Dieser Ausruf kam von der blonden Sanitäterin neben ihm. Er drehte sich zu ihr und stellte fest, dass sie ihn mit tellergroßen Augen anstarrte.
Auch ihr Kollege guckte ihn entsetzt an und wurde kreidebleich. »Was ist das denn?«
Keenan spürte, dass sich seine Haut spannte, und ein kurzer Blick nach unten bestätigte ihm, dass seine Wunde bereits heilten. Sie schrumpften und schlossen sich vor seinen Augen – und vor ihren.
»Ich brauch das nicht!«, schimpfte Nicole. »Nicht. Keenan! Oh, Mist!« Sie hatte auf seine Brust gesehen, sprang aus dem Krankenwagen und lief zu ihm. »Verschwinden wir.«
Nein, sie brauchte Hilfe. Die Sanitäter konnten sie ins Krankenhaus bringen und ihr Blut geben.
»Komm schon!«
Die kleine Blonde hob eine Hand zu ihm. »Was sind Sie?«, flüsterte sie.
Er schüttelte den Kopf und folgte Nicole.
»Stopp!«, rief der Sanitäter. »Sie dürfen nicht weg. Wir brauchen …«
Doch Keenan und Nicole liefen los, vorbei an den Schaulustigen. Keenan wusste, dass er einen fatalen Fehler begangen hatte.
Er hatte die Menschen sehen lassen, was er war.
Bis sie endlich stehen blieben, tat Nicole alles weh. Der Durst ließ sie am ganzen Körper zittern, und ihre Zähne brannten. Was immer Sam mit ihr gemacht hatte, es hatte ihre Energiereserven aufgezehrt, und sie musste dringend trinken. Sehr dringend.
»Nicole.«
Sie drehte sich zu Keenan. Sie waren in einer Seitengasse, einem schmalen Gang zwischen zwei Gebäuden, der ihnen etwas Schutz vor neugierigen Blicken bot. »Hast du gewusst, dass das passieren würde?«
Wie sexy und stark er aussah.
Sie atmete pustend aus. »Sie haben gesehen, wie deine Wunden verheilten, Keenan.«
Er wich ihrem strengen Blick nicht aus. »Ich wusste nicht, dass sie so schnell heilen. Ich wurde noch nie verletzt.«
Er wurde noch nie verletzt? »Wie bitte? Sag das noch mal.« Schön langsam.
Keenan rollte seine Schultern. »Engel verletzen sich nicht und fühlen keinen Schmerz. Todesengel zumindest nicht. Wir holen Seelen.«
Ja, das war ihr klar.
»Nur die Sterbenden können uns sehen. Und wer stirbt, wehrt sich nicht. Jedes Leiden unsererseits ist überflüssig.«
Aha. »Also hast du gar nicht gewusst, was Schmerz ist, bis du … gefallen bist?« Im Gegensatz zu ihm kannte sie sich bestens mit Schmerz aus. Sie wusste, wie er einen zerreißen und um den Verstand bringen konnte.
Das Feuer.
Die Flammen würde sie nie vergessen.
»Ich kannte weder Schmerz noch Wonne.« Er sah sie zärtlich an. »Bis ich dir begegnete.«
Das war schön. Nein, Quatsch, war es nicht. Sie hatte ihn gelehrt, was Schmerz war? Schmerz war keine Postkartenidylle, an die man sich gern
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