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Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Titel: Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Lautenbach , Johann Ebend
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Tropfen und Zapfen kennst, weißt du das vielleicht auch noch.«
    »Wir sammeln nur Fakten, für das Mystische seid ihr zuständig.«
    »Da könntest du sogar Recht haben«, stimmte Schöbel ihm zu.
    »Sie hat Ketten daraus gemacht«, sagte Pieplow und berichtete von Nora Schillings Warten auf die Kräfte der Sonne.
    »Wenn man sich da’reindenkt... im Halbkreis zum Sonnenaufgang geöffnet... schon sind die Dinger mit Energie geladen und tun ihre wundersame Wirkung. Man muss nur noch dran glauben.« Jetzt fühlte sich der Techniker doch fürs Mystische zuständig.
    »Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde...«, begann Schöbel.
    »Mag sein. Aber mir sind handfeste Schulweisheiten lieber«, sagte der Techniker und widmete sich wieder den spärlichen Fakten.

    »Halten Sie mal an.« Schöbel kramte in den Taschen seines Jacketts und förderte Zigaretten und Feuerzeug zutage. Ein sumpfiges Wasserloch, neben dem der Streifenwagen ausrollte, und weit geöffnete Türen konnten als Kompromiss zwischen Rauchverbot in Polizeifahrzeugen und Brandgefahr auf trockenen Hochlandwiesen durchgehen, fand Pieplow.
    »Was denken Sie von der Sache?« Schöbel inhalierte tief und verpestete die Seeluft mit einer stinkenden Qualmwolke.
    »Ich weiß nicht«, sagte Pieplow zögernd. »Am wahrscheinlichsten ist wohl ein Unfall, oder?«
    »Warum nicht Selbstmord?«
    »Kann natürlich auch sein«, stimmte Pieplow zu, aber mit so viel Skepsis in der Stimme, dass es mehr nach Widerspruch klang.
    »Warum nicht?«, fragte Schöbel prompt.
    »Auf mich wirkte sie immer so …«, Pieplow fiel nicht gleich das passende Wort ein, »… so einverstanden. So als hätte alles seine Richtigkeit … wenn Sie verstehen, was ich meine. Aber ich habe sie nicht gut genug gekannt, um das wirklich beurteilen zu können.« Unfall, Selbstmord, blieb nur noch …
    »Mord. Was ist mit Mord?« Es lag nahe, dass Schöbel dasselbe dachte.
    »Puh«, machte Pieplow nur. Er ließ seine Blicke aus der Enge des Streifenwagens über Wiesen und Bodden bis hinüber zum Bug schweifen. Wer, um Himmels willen, sollte Wanda Sieveking ermordet haben? Und warum?
    »Sie haben Recht.« Schöbel nickte bedächtig, als habe er Pieplows Gedanken gehört. »Noch ist alles Spekulation. Wollen wir hoffen, dass die Obduktion uns weiterbringt.«
    Etwa dasselbe wiederholte er ein paar Minuten später. An der Absperrung drängten Reporter so dicht an den Wagen, dass Pieplow bedauerte, sein Fenster nicht geschlossen zu haben.

4
    Alle anderen waren schon da. Ein Kreis aus fünf Köpfen, die meisten blond in allen Schattierungen. Außer Wiesel natürlich, der mit seinem fast schwarzen Haar über den braunen Augen eine Ausnahme war. Und abgesehen von Jette, der karottenrote Strähnen in alle Himmelsrichtungen vom Kopf abstanden, seit sie ihre Schwester in Berlin besucht hatte.
    Schon aus den hundert Metern Entfernung, die ihn von der Versammlung noch trennten, konnte Harri an Ennos wilden Gesten erkennen, dass er wieder einen Vortrag hielt. Eine Armeslänge über den anderen saß er auf dem mittleren Buckel des Buchenstamms, der im Orkan vor zwei Jahren hier gestrandet war. Wie ein riesiger grauer Lindwurm schien er sich seitdem über den Strand zu winden, ohne je einen Millimeter voranzukommen. Wurde nur jedes Jahr glatter und heller, von Wasser und Sand geschmirgelt und von tausend Urlauberhänden poliert.
    Enno war der Anführer. Erstens, weil er der Coolste war, ohne das ausdrücklich zu sagen, und zweitens, weil »Enno« auch noch Der mit dem Schwert tanzt bedeuten sollte. Dagegen konnte keiner anstinken. Nicht mal Mikka mit seinem finnischen Rennfahrer als Namenspatron.
    Keiner machte Anstalten beiseitezurücken, damit Harri sich in die Runde setzen konnte. Alle sahen gebannt zu Enno auf.
    »Es wimmelt nur so von ihnen. Kripo, Spurensicherung, das ganze Drum und Dran. Jeden Zentimeter suchen die ab, bis sie was finden. Und das werden sie, so viel ist mal sicher.« Zufrieden registrierte Enno das einhellige Nicken. Klar fanden die was. Taten sie doch immer. Sah man schließlich oft genug im Fernsehen.
    »Wegen uns?« Wie ein verschreckter Vogel flatterte Harris Herz gegen die Rippen. Diesmal geht’s uns an den Kragen, jagte ihm durch den Kopf. Diesmal geht’s nicht um Lappalien wie kaputte Lampen oder besoffene Möwen. Jetzt ist die Kripo hinter uns her.
    Fünf Gesichter wandten sich ihm zu, in den Augen die Wonne darüber, dass es einen gab, der noch keine Ahnung hatte.
    »Sag bloß, du

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