EngelsZorn - Im Blutrausch
entschließen, ihn jemals zu verlassen. Plötzlich kamen ihr seine Worte vom letzten Samstag wieder in den Sinn. „Du gehörst mir! Auf immer und ewig! Und sobald du meinen Ring trägst, den ich dir in Versailles an den Finger stecken werde, lass‘ ich dich nie wieder gehen!... glaub‘ mir, du wirst mich nie wieder los, Schatz! Nicht in diesem
Leben!“ Anschließend hatte er sie zärtlich auf den Hals geküsst.
Isabelle war sich sicher, seine Seelenverwandte zu sein. Sie verstand ihn, auch wenn er nicht zu ihr sprach. Es bedurfte hierzu wahrlich keiner Worte. Das Leben hatte für sie erst durch ihn einen Sinn bekommen. „Soll nun wirklich alles schon vorbei sein?“, fragte sie sich verzweifelt.
Sie küsste seine Hand, dann erhob sie sich und beugte sich über ihn, um ihm einen Schwur in sein Ohr zu flüstern. „Chéri, ich lass‘ dich nicht alleine gehen! Niemals werde ich das tun! Niemals werde ich das zulassen!“ Sie küsste zärtlich seine Lippen, richtete sich auf, betrachtete ihn und beugte sich kurz darauf ein zweites Mal über ihn, um ihm leise ihre Worte zuzuflüstern. „Nirgends gehst du alleine hin! Das lass‘ ich nicht zu! Wir gehen gemeinsam dorthin, wenn du gehen musst. Das schwör‘ ich dir! Du wirst mich nicht mehr los! Nicht in diesem Leben! Vertrau‘ mir! Ich verlass‘ dich nicht, ich werde immer bei dir sein, immer bei dir bleiben! Ich gehöre doch dir! Dir allein, hörst du!? Egal wohin du gehst, wo auch immer das sein mag, ich werde dir folgen! Ich schwör‘s dir! Sébastian.... ich liebe dich. Ich schenke dir mein Leben. Es liegt nun in deiner Hand!“ Anschließend kniete sie sich wieder vor ihm nieder und flehte zu Gott, er möge ihn nicht zu sich holen.
Isabelle hatte die ganze Nacht Sébastians Hand gehalten und nicht ein Auge zugetan, aus Angst, ihn möglicherweise im Schlaf zu verlieren. Sie hatte mit ihm gesprochen, ihm von gemeinsamen Erlebnissen erzählt, Fragen gestellt, ob er sie höre, und ihn angefleht, für sie zu kämpfen. Zu kämpfen um sein Leben, für ihr Leben, das mit seinem Tod ebenfalls beendet wäre. Sie hatte ihn gebeten, stark zu sein und für die gemeinsame Liebe gegen den Tod anzukämpfen.
Sie hatte den Tod verflucht, ihm die Tür gewiesen, ihn aus ihrer Welt hinausverbannt, versucht, ihn zu verscheuchen, ihm zu drohen, mit ihm am Ende gar um Sébastians Leben zu feilschen. Sie hatte verzweifelt den Tod angefleht, ihr Sébastian zu lassen.
Isabelle sah nicht auf, als sie jemanden kommen hörte.
„Mademoiselle Dion! Schlafen Sie?“ Die Stimme kam ihr bekannt vor, doch sie konnte sie nicht zuordnen, daher sah sie auf.
„Monsieur Fort? Sie sind noch hier!?“, sagte sie leise und ließ ihren Kopf wieder auf Sébastians Hand sinken. „Sie müssen nicht hier bleiben. Sie können ruhig gehen.“
„Nein, das kann ich nicht! Sébastian de Valence hat mich engagiert. Für Ihre Sicherheit. Er hat mich schon dafür bezahlt, also muss ich bleiben.“, war alles, was er darauf erwiderte. Dass es nicht der wahre Grund war, wusste nur er. Die Liebe, die diese Frau für diesen Mann empfand, faszinierte ihn einerseits und andererseits machte sie ihn unglücklich. In diesem Moment beneidete er abermals de Valence um sein Glück. „Ich warte draußen im Flur auf Sie.“ Fort drehte sich um und ließ sie wieder alleine.
Isabelle sah durch das Fenster gen Himmel. Draußen wurde es bereits hell und der Tag schien die Nacht zu vertreiben. Sie drückte Sébatians Hand fest an ihre Brust, erhob sich abermals von ihren Knien, beugte sich zu ihm herunter und küsste zärtlich seine Lippen.
Er war immer noch am Leben.
Sie erinnerte sich daran, dass der Arzt gesagt hatte, wenn er die Nacht überlebe, bestünde Hoffnung auf Genesung. Isabelle fing wieder an zu beten. Sie küsste seine Hand, seine Lippen und seine Wangen. Leise flüsterte sie ihm ins Ohr, er solle kämpfen für sein Leben, für ihr Leben, für ihre Liebe.
Die ganze Nacht über war immer zur vollen und halben Stunde der Arzt mit einer Krankenschwester an Sébastians Krankenbett gekommen, um ihn zu untersuchen, ihm Injektionen verabreichen zu lassen und die Werte an den Geräten zu überprüfen. Isabelle hatte in diesen Augenblicken kein einziges Wort über ihre Lippen gebracht, aus Angst, der Arzt könne ihr eine schlechte Botschaft überbringen. Als nun der Arzt mit einer Schwester wieder Sébastians Krankenzimmer betrat, wagte es Isabelle das erstemal in dieser Nacht, ihn anzusprechen.
„Wird
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