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Engpass

Engpass

Titel: Engpass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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entdeckt. Das war’s. Sie lag genauso da, wie wir sie vorgefunden haben. Er hat sie nicht berührt, sagt er zumindest. Er schaut sich regelmäßig Krimis im Fernsehen an, deswegen wusste er, dass er auf keinen Fall irgendwo hingreifen durfte.«
    »Wo, verdammt, ist das Messer?«, regt Degenwald sich auf. Er hat heute eine Laune, die jedem auf den Nerv zu gehen scheint.
    »Ich hätt’s auch mitgenommen, wenn ich der Täter wäre.« Elsa fixiert ihren Kollegen.
    »Wir lassen das gesamte Areal im Umkreis von, sagen wir …«, Degenwald überlegt, »… drei Kilometern absuchen. Mit Hundeeinsatz. Vielleicht hat er das Messer weggeworfen?«
    »Wie kommen Sie die ganze Zeit auf einen Täter? Vielleicht war es ja eine Sie?«
    Elsa wirft einen letzten Blick auf Aurelia Bramlitz, die sie mit glasigen Augen anschaut. Die dunklen Haare sind auf der rechten Seite an ihre Wange geklebt. Der braune Lippenstift verläuft in einer helleren Schattierung bis zur Nasenspitze hin. Ob sie sehr gelitten hat?, überlegt sie voller Mitgefühl.
    Fürnkreis zückt sein Handy und tippt eine Nummer ein. »Schickt uns die ganze Mannschaft zum Wössener See. Wir suchen die Tatwaffe, vermutlich ein Küchenmesser. Alles andere bitte auch mitbringen. Na ja, ihr kennt das ja.« Fürnkreis steckt das Handy zurück in seine Hosentasche.
    Degenwalds Gesicht wirkt eine Spur zugänglicher.

6. Kapitel
    Anna rennt durch die Bahnhofshalle. Die Uhr an der Wand zeigt kurz vor sechs an. Jeden Moment läuft der Zug ein, aus dem Lars aussteigen wird. Anna ist derart nervös, dass sie keinen klaren Gedanken fassen kann. Lars wird das Wochenende bei ihr verbringen. Anna hat sich alles in den schönsten Farben ausgemalt. Sie wird Elsa wegschicken, damit sie das Haus für sich hat. Soll ihre Mutter doch wieder die Nacht im Büro verbringen. Sonst denkt sie sich ja auch nichts dabei. Anna ist fest entschlossen, die Situation zu ihren Gunsten zu nützen.
    Eine Frauenstimme sagt den ICE aus Köln an, der jeden Moment auf Gleis 3 einläuft. Anna grinst ein Mädchen an, das an der Hand der Mutter festgebunden zu sein scheint, und streckt ihm schließlich die Zunge heraus. Der Zug fährt ein und hält. Die Türen öffnen sich und die ersten Reisenden steigen aus. Anna sucht in der Menge nach Lars. Eine Endfünfzigerin mit zwei Riesenkoffern zwängt sich durch die Tür. Sie ächzt und stöhnt, als bräche sie jeden Moment zusammen. Langsam lässt der Strom der Aussteigenden nach. Anna wird unruhig. Ihre Augen springen hin und her. Sie läuft den Zug ab. Irgendwo muss Lars schließlich sein. Aus der vorletzten Tür springt ein junger Mann mit Gitarre. Er sieht verdammt gut aus, hat einen Dreitagebart und eine Baseballkappe verkehrt herum aufgesetzt. Anna schluckt. Lars ist es nicht.

     
    Mehr als 20 Männer mit Schäferhunden schlagen lange Stöcke in den Boden und suchen das Areal ab. Degenwald und Elsa stehen am Wegesrand und beobachten die Aktion.
    »Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen«, sagt Elsa plötzlich.
    Degenwald starrt weiter geradeaus und erwidert nichts.
    »Dafür, dass ich Ihnen unterstellt habe, Sie wollten mich ebenfalls flachlegen.«
    Degenwald sagt immer noch nichts.
    »Das war idiotisch.«
    Anstatt einer Antwort bekommt Elsa einen kurzen Seitenblick zu sehen.
    »Sie haben Probleme mit Ihrem Mann. Ich entschuldige es mit Ihrer privaten Situation«, sagt Degenwald erst Minuten später.
    Elsa kann ihn immer weniger ausstehen. Warum, weiß sie nicht.

     
    Elsas Golf hält vorm Revier. Sie steigt aus und rennt die Treppen hinauf. Ihr ist ein Gedanke gekommen, den sie schon länger in sich spürt, den sie aber nicht wahrhaben will.
    Sie betritt ihr Büro und fährt den Computer hoch. Dann durchforstet sie sämtliche Verdächtige im Fall Silke Maihauser. Sie geht die Liste von A bis Z durch und presst angespannt die Lippen aufeinander.
    Sie muss noch mal zu Fred Maihauser fahren. Je eher, desto besser. Sie zieht die Jacke, die sie gerade erst ausgezogen hat, erneut an und rennt die Treppen hinunter.
    Vor Maihausers Villa angekommen, hat sie eine exakte Strategie entwickelt. Sie wird aufs Ganze gehen. Sonst wird das nie was.
    Gott sei Dank brennt Licht hinter vielen Fenstern. Elsa läutet an und hört die Stimme einer Frau.
    »Maihauser.«
    »Frau Maihauser? Hier ist Elsa Wegener. Ich müsste Ihren Mann sprechen. Ist er zu Hause?«
    »Muss das sein, um diese Uhrzeit?«
    »Glauben Sie mir, ich hätte auch lieber Feierabend und säße vorm

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