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Engpass

Engpass

Titel: Engpass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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Gewässer zu.

     
    Die Tote liegt rücklings am Ufer. Ihre Beine werden von kleinen Wellen umspült. Dr. Horn steht gebückt über ihr und seufzt laut und vernehmlich.
    »Ich versteh’s nicht«, wiederholt er mehrmals hintereinander. »Ich versteh’s wirklich nicht.«
    »Was du nicht verstehst, interessiert mich nicht, Michael«, murrt Degenwald, als er näher kommt. »Ich will nur wissen, seit wann Aurelia Bramlitz tot ist.«
    »Vermutlich seit vier, fünf Stunden. Es muss also zwischen zwei oder drei Uhr heute früh passiert sein.«
    »Wissen Sie schon, woran sie gestorben ist, Dr. Horn?«, mischt Elsa sich ein.
    »Ertrunken ist sie jedenfalls nicht.« Dr. Horn dreht die Tote ohne Vorankündigung um. Elsa schluckt. In Aurelia Bramlitz’ Rücken ist deutlich eine Stichwunde zu erkennen.
    »Ob sie erstochen wurde, ist noch zu klären«, meint Michael Horn und deutet auf das Blut, das sich um die Wunde verteilt hat. »Anscheinend wurden aber keine großen Gefäße getroffen. Vielleicht ist die Lunge verletzt worden. Das blutet auch nicht gerade üppig«, fügt der Gerichtsmediziner an.
    »Frau Bramlitz ist, wenn ich Sie recht verstehe, irgendwo mit einem Messer attackiert worden, um dann hierher transportiert zu werden?«
    Jedes Mal, wenn Elsa eine Leiche sieht, wundert sie sich, warum sie das Ganze derart mitnimmt. Sie hat schon so viele Tote gesehen, und doch irritiert es sie immer wieder aufs Neue.
    »Ist sicher auszuschließen, dass sie nicht hier angegriffen wurde?«, Degenwald will es genau wissen.
    »Sie hier, am Wasser, zu erstechen, wäre idiotisch. Da hätte er sie gleich ertränken können«, mutmaßt der Gerichtsmediziner.
    »Nettes Gespräch.« Ben Fürnkreis gesellt sich zu ihnen. Fast lautlos ist er wie aus dem Nichts aufgetaucht und fixiert Elsa mit einem eindringlichen Blick.
    »Ich weiß noch absolut nichts«, verkündet er. »Ein Taschentuch, das von jedem stammen könnte, ein abgebrochenes Streichholz und eine Zigarettenkippe. Mehr hab ich nicht.«
    »Na, immerhin.« Degenwald tut bescheiden. »Wie lange bist du jetzt bei uns, Ben?«
    Fürnkreis zieht die Stirn in Falten. »Drei Jahre?«, überlegt er laut.
    »Reicht das nicht, um mitzubekommen, dass der Satz ›Ich weiß noch absolut nichts‹ bei uns fehl am Platz ist?«
    Frünkreis schluckt, grinst dann aber in seiner gewohnten Art und tippt sich wie ein Soldat an die Stirn. »Jawoll, Sir! Wird erledigt, Sir! Sie kriegen von mir, was immer Sie wollen, so schnell Sie es wollen und wie Sie es wollen.«
    »Wie steht’s mit Reifenspuren? Irgendwie muss die Täterin oder der Täter das Opfer schließlich hierher geschafft haben. Zu Fuß ist das ja schwer zu machen. Da kommt am ehesten ein Wagen infrage.«
    »Stimmt«, antwortet Fürnkreis. »Wenn das Wetter mitgespielt hätte, wäre das eine Option gewesen. Nur leider hat es mal wieder geregnet. Eventuell brauchbare Reifenspuren sind in der Nacht aufgeweicht worden. So was nenne ich Pech.«
    »Morgen wissen wir definitiv mehr«, erlaubt sich Hörnchen anzumerken. »Geht mal nicht vom Schlimmsten aus. Wir finden denjenigen schon, der das auf dem Gewissen hat. Mit oder ohne Reifenspuren.«
    »Morgen?«, Degenwald ist nicht mehr zu halten. »Fängst du jetzt auch noch damit an? Wer hat bis morgen Zeit?«
    Elsa amüsiert sich köstlich.
    »Und? Haben Sie sich schon eingelebt, Frau Wegener?«, brummt Hörnchen in ihre Richtung. Wahrscheinlich hat er tiefes Mitgefühl mit ihr.
    »Und wie«, gibt Elsa mit einem Blick auf Degenwald an. »Mit Dr. Degenwald zusammenzuarbeiten ist eine Freude. Er hat so etwas Warmes, Aufbauendes. Außerdem ist er sehr kooperativ.« Elsa lächelt verhalten.
    Fürnkreis kann sich nicht länger beherrschen und prustet ein Lachen heraus.
    Ein Schwarm Vögel schreckt hoch und fliegt über ihren Köpfen hinweg Richtung Dorf davon.
    Elsa hebt den Siegerdaumen. »Alle für alle und keiner für keinen.« Ob sie jemand verstanden hat, wagt sie zu bezweifeln.
    Degenwald jedenfalls scheint ihren Kommentar überflüssig zu finden. »Ich will die Tatwaffe«, ist alles, was ihm noch einfällt.
    »Vermutlich ein gewöhnliches Küchenmesser«, teilt Dr. Horn mit.
    »Wer hat sie überhaupt gefunden?«, redet Degenwald weiter.
    »Ein Jogger. Nicht aus der Gegend. Urlauber. Ich hab ihn zum Arzt geschickt. Der Arme hat seine erste Tote gesehen.«
    Ben Fürnkreis beißt sich ein Stück Haut vom Daumen. »Und dieser Jogger hat nichts gesehen oder gehört?«
    »Er hat die Leiche

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