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Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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Andeutungen im Grunde wollten, dass Lilith besiegt wird.
    Warum versuchen sie dann, mich wieder in Phoenix’ Richtung zu schieben? Nach allem, was er getan hat. Und wo sie doch wissen, dass er mich so leicht erledigen kann?
    Vielleicht weil er es nicht getan hatte.
    Als Phoenix in die Akademie eingebrochen war und wir ihn gefunden hatten, schien er beinahe erleichtert. Als hätte er auf uns gewartet. Und unten in diesem Tunnel– er hatte mich auf jeden Fall wahrgenommen, und trotzdem– er ließ uns die Information zukommen, mit deren Hilfe wir das andere Kind retten konnten. Ganz zu schweigen von meinen Träumen. Gab es noch einen anderen Grund, dass er in meinen Träumen aufgetaucht war– außer dem, mich zu verhöhnen?
    Ja, er hatte in dieser Nacht, in diesem Tunnel, das andere Kind mitgenommen, aber hatte er eine andere Wahl? Wo doch Olivier ihn beobachtet hatte. Hätte er zu diesem Zeitpunkt irgendetwas tun können, um den Jungen zu retten?
    Die Gedanken wirbelten durch meinen Kopf, aber ich kam immer wieder auf dieselbe Sache zurück– den Blick in seinen Augen. Er sah direkt zu mir herüber, als er diese Woge seiner eigenen Gefühle losließ. Es hatte sich so real angefühlt, so eindringlich.
    Das hätte er nicht vortäuschen können.
    Morgen würde er mich suchen. Er hatte meine Mutter. Er wusste, ich würde tun, was immer man von mir verlangte. Lilith würde das auch wissen. Bestimmt lachten sie über mich.
    Wenn du ein Fenster offen lässt, kann ich dich schon vorher finden.
    Abrupt blieb ich stehen.
    Selbst die Tiere, die in der Nähe im Gebüsch raschelten, verhielten sich jetzt still, das Zwitschern der Vögel verstummte.
    Seit meiner Ankunft in New York hatte ich meine Barrieren weit oben gehalten– einerseits wegen meiner Anstrengungen, stärker zu werden, andererseits um meine Verteidigungsfunktionen bereitzuhalten. Außerdem hatte ich fast die ganze Zeit hinter den Mauern und den Schutzschilden der Akademie verbracht. Hatte es Phoenix da versucht und konnte nicht zu mir durchdringen?
    »O h mein Gott«, sagte ich vor mich hin, weil ich mich an meine Träume erinnerte.
    Wir müssen reden.
    Er hatte die ganze Zeit versucht, mich zu erreichen, und ich hatte ihn ausgesperrt.
    Wie dumm!
    Weil ich mich weigerte, auch nur einen weiteren Moment verstreichen zu lassen, in dem all diese Kinder eingesperrt und Lilith ausgeliefert waren, traf ich in diesem Moment eine Entscheidung, von der ich mir sicher war, dass ich sie noch bereuen würde.
    Ein paar Stunden später ging ich gerade auf dem Stückchen Gras zwischen Haus und Fluss meine Workout-Übungen durch, als Lincoln auftauchte und sich noch im Halbschlaf in einen der großen Schaukelstühle fallen ließ. Er trug eine graue Jogginghose und ein weißes T-Shirt, sein Haar war ganz zerzaust und ich sah ihm an, dass er gerade erst aus dem Bett aufgestanden war.
    Atme.
    Ich wäre fast umgefallen, als er sich zurücklehnte und seine Arme über die Stuhllehne streckte, wobei er mehr als nur einen Hauch nackter Haut über seinem Hosenbund entblößte.
    Atme!
    Ich wandte ihm den Rücken zu. »D rinnen auf dem Tisch steht Kaffee«, sagte ich möglichst cool.
    Ich hörte, wie der Schaukelstuhl knarrte, die Tür aufschwang als er hineinging und noch mal, als er wieder herauskam. »D anke«, sagte er.
    Ich zuckte mit den Schultern und machte ein paar kräftigende Übungen.
    »W illst du Gesellschaft?«, fragte er und kam die Stufen herunter.
    Na, wenn das mal keine Fangfrage war.
    Ich blickte nur rasch zu ihm hinüber, um ihn nicht anzustarren. Er sah hinreißend aus, vor allem deshalb, weil er entspannt war, anstatt verkrampft und in Gedanken. Er war ganz er selbst.
    Wir machten ein paar Übungen, einfach nur, damit wir etwas zu tun hatten. Keiner von uns schlug vor zu kämpfen. Wir wussten beide, dass das im Moment keine so gute Idee war. Das Spiel mit dem Feuer und so.
    Schließlich ließen wir uns auf der Veranda nieder. Jeder von uns beanspruchte einen Schaukelstuhl für sich, und ich dachte bei mir: Das hier wird immer mein Schaukelstuhl sein, und der dort wird immer seiner sein. Als würden wir hier gerade eine Version von »F ür immer und ewig zusammen« proben.
    »W ir müssen über Phoenix sprechen«, sagte ich und vernichtete damit jegliche Ruhe, die sich auf uns gesenkt hatte. Denn trotz meiner vorherigen Gedanken– das bedeutete ja nicht, dass wir nicht vorbereitet sein sollten.
    Lincolns Gesicht verschloss sich, und er nahm einen Schluck von dem

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