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Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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eingepfercht sein, und er fragte mich, ob ich zurechtkam?
    »W irst du zurechtkommen?«, fragte ich.
    Er nickte feierlich und ging noch mal ins Haus.
    Als ich mich mit skeptischem Blick zu Phoenix umdrehte, schien sein Haar im spätnachmittäglichen Sonnenlicht zu funkeln. Vor dem Hintergrund des Flusses sah er hinreißend aus, und mir stockte der Atem. Ohne eine weitere Erklärung blickte Phoenix über das Wasser. Von diesem Moment überwältigt überraschte ich uns beide und legte den Abstand zwischen uns zurück. Er wappnete sich für einen Schlag, aber nichts hätte ihn härter treffen können als meine Umarmung.
    Vorsichtig erwiderten seine Arme die Geste. Er atmete aus, als wäre ein sehr schweres Gewicht langsam von ihm genommen worden, und zog mich an sich.
    Dieses eine Mal versuchte Phoenix nicht, mit meinen Gefühlen zu spielen. Stattdessen war er gespenstisch still, sowohl körperlich als auch emotional.
    »W ir haben alle Fehler gemacht«, sagte ich leise. »F urchtbare Fehler. Wir haben alle einen Teil zu unserer jetzigen Situation beigetragen – du trägst das nicht allein. Du wirst das auch nicht allein zu Ende bringen. Das verspreche ich.« Ich erzählte ihm nichts von dem Zaubertrank, an dem Steph und Dapper arbeiteten, aber ich würde sicherstellen, dass er es verstand, wenn ich weg war. Ich hielt ihn einfach nur fest und er mich ebenfalls, seine Wange ruhte oben auf meinem Kopf.
    »I ch habe mich nie… Die Art und Weise, wie du an mich herankommst.« Er atmete schwer. »I ch weiß, was ich getan habe, aber ich schwöre dir… Wenn es einen Weg gibt, dich zu retten, dann werde ich ihn finden.«
    »I ch weiß.« Und ich wusste es wirklich.
    Er lehnte sich nach hinten und umfasste sanft mein Gesicht. »D as nächste Mal, wenn ich dich sehe, wirst du für immer für mich verloren sein.«
    Ich starrte in seine traurigen Augen und war ganz in seinem Bann.
    Was meinte er damit?
    Lincoln stand im Türrahmen und räusperte sich. »H immel noch mal, wenn du endlich fertig bist, sie zu begrabschen, können wir dann gehen?«
    Phoenix’ Brust bebte, als er anfing zu kichern. Ich ertappte mich dabei, wie ich die stille Reaktion nachahmte. Immerhin hätte ein solcher Kommentar von Lincoln vor ein paar Stunden noch eine körperliche Auseinandersetzung zwischen den beiden garantiert.
    Als Phoenix zurücktrat, waren seine Augen anders. Irgendwie schienen sie erfrischt zu sein und etwas von seinem alten Selbst widerzuspiegeln, was mich zum Lächeln brachte. Ich fragte mich flüchtig, ob wir drei zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort Freunde hätten sein können.
    Wahrscheinlich nicht.

Kapitel Achtundzwanzig
    »… dass du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht, vor den Pfeilen, die des Tages fliegen…«
    Psalm 91,5
    Das Wasser prasselte heiß und schnell auf mich herunter, und ich genoss dieses extreme Gefühl von Leben.
    Nun tickte in Bezug auf mein Leben offiziell die Uhr.
    Ich würde Dad nie wiedersehen. Ich würde nie wieder mit Steph abhängen oder mit Spence herumalbern. Ich würde nie wieder eine Leinwand bemalen.
    Und doch war genau wie bei Phoenix eine Last von meinen Schultern genommen worden. War ich grausam?
    Vielleicht.
    Trotzdem war ich erleichtert zu wissen, dass ich etwas bewirken konnte– zum Besseren hin. Morgen Abend würde ich unschuldige Leben retten, Kinder, die groß werden und eines Tages zu Kriegern werden würden. Und das würde mein Tod sein. Aber es würde ein guter Tod sein.
    Ob ich Angst hatte?
    Ich war wie gelähmt. Aber es würde nichts helfen, wenn ich jetzt zusammenbrach– dafür war einfach keine Zeit.
    Ich dachte an meine Annahme zurück, als Uri zum ersten Mal mit mir gesprochen hatte– er hatte gesagt: »S elbst die größten Boten der Gerechtigkeit werden ihr Heil nur im Verzicht finden.«
    War das jetzt das, was er gemeint hatte?
    Schade, dass er es nicht für angebracht gehalten hatte, mir dieses eine wichtige Detail zu verraten: Dass Verzicht zu einem grausamen Tod führen würde.
    Ich spürte die ersten Tränen kommen. Ich unterdrückte sie. Aber die Gedanken kamen.
    Alles, was wir getan haben – alles umsonst.
    Lilith würde uns überleben, und nur Phoenix wäre noch übrig, um sie zu vernichten. Mein Gefühl sagte mir, dass das nicht einfach werden würde.
    Aber welche Alternative haben wir?
    Niemand von uns konnte einfach dastehen und zulassen, dass so viele Kinder abgeschlachtet werden sollten. Lilith hatte das meisterhaft eingefädelt.
    Ich

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