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Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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habe ich es versucht.« In Erinnerungen versunken schüttelte er den Kopf. »S o. Verdammt. Schwer. Ich wollte alles sein, was du verdient hast, und für mich wollte ich das auch. Aber als wir in jener Nacht zusammen waren, war ich so trunken von dir… Ich wusste, was das Richtige gewesen wäre, aber ich ließ zu, dass die Finsternis das Kommando übernahm. Das soll keine Entschuldigung sein, aber du musst verstehen…«
    Ich schnitt ihm das Wort ab. »E s liegt in deiner Natur.«
    Traurig nickte er seine Zustimmung. »I ch habe am nächsten Tag versucht, es zu erklären, aber ich habe die grenzenlose Liebe in deinen Augen gesehen, als du Lincoln heiltest, und die Versuchung, die neue Macht einzusetzen, die ich über dich hatte, war einfach zu groß, um ihr zu widerstehen. Ich dachte, wenn ich dich nur ein wenig beeinflussen könnte, Feindseligkeit ihm gegenüber und Liebe zu mir entfachen… Aber als alles herauskam und ich dich geheilt hatte… da hatte ich dich bereits verloren.«
    Ich schüttelte den Kopf. Als ich das alles so hörte, schenkte ich ihm Glauben. »W eißt du, du hast recht. Ich hätte dich bestimmt lieben können, aber sogar nach allem, was passiert ist– das war nicht der Grund, weshalb wir letztendlich nicht zusammenkamen.«
    Er sah zu den Bäumen hinüber. »E r«, sagte er.
    »E r«, bestätigte ich.
    Er lächelte reumütig. »D as ist es immer. Ich hätte es natürlich besser wissen müssen. Ich hätte viele Dinge besse r w issen müssen. Jetzt ist es zu spät, sie wiedergutzumachen.«
    »I ch dachte, du würdest dich nicht entschuldigen?«
    Sein Lächeln wurde ein wenig spielerisch und erinnerte mich an den Phoenix, mit dem ich mich damals angefreundet hatte.
    »T ue ich auch nicht. Aber wenn ich es wiedergutmachen kann… dann tue ich es. Diese ganze Sache ist meine Schuld. Ich bin dafür verantwortlich, nicht du.«
    Ich beugte mich vor und stützte mich auf meine Ellenbogen. »D einetwegen habe ich meine Mutter zurückbekommen. Ohne dich wäre dieser Vulkan wohl nicht ausgebrochen, aber ohne dich wären all diese Menschen auf Santorin ums Leben gekommen. Deinetwegen… bin ich noch am Leben.« Ich stieß ein zynisches Lachen aus. »V ielleicht nicht mehr lange, aber trotzdem: Ich lebe noch.«
    Er schaute weg und ich sah, wie seine Hand zu seinem Gesicht wanderte. Ich fragte mich, ob sie dort eine Träne abwischte.
    »E s wäre leichter, wenn ich dich nicht lieben würde. Dass du solche Dinge sagst, nach allem, was ich getan habe.« Er lachte halb. »D u zerstörst mich. Du richtest mich absolut und vollständig zugrunde.«
    Wir schwiegen eine Zeit lang, jeder von uns hing seinen eigenen Gedanken nach.
    »W olltest du wirklich nicht, dass Rudyard stirbt?«, fragte ich nach einer Weile.
    Er hielt meinem Blick stand und öffnete den Kanal zu seinen Gefühlen. Er zeigte mir sein Bedauern. Er hatte sich für so clever gehalten, als er die Verbannten unter sein Kommando brachte, um zu bekommen, was er wollte. Der Tod war für Phoenix trotz all seiner Drohungen nicht das Ziel gewesen.
    »A ber es waren meine Entscheidungen, die dazu geführt haben. Deshalb ist es trotzdem meine Schuld«, gestand er.
    Das war nicht zu leugnen.
    In diesem Moment kam Lincoln zurück. Sein Gesicht war ausdruckslos, seine Schutzbarrieren waren hochgezogen und verhinderten, dass ich irgendwelche Einblicke bekam. Ich verstand.
    »D ie Grenzen sind sauber.« Er sah Phoenix an– seine grünen Augen waren wie Stahl, seine Stimme triefte vor Verachtung. »V iolet und ich müssen reden. Du kannst morgen Abend zurückkommen und uns abholen. Wenn wir da sind, sind wir da. Wenn nicht, hast du deine Antwort, und viel Glück dabei, sie je wieder zu finden.«
    Ich widersprach nicht. Fürs Erste.
    Phoenix nickte und wir standen beide auf und strichen uns dabei den Staub von den Kleidern.
    »I n Ordnung«, sagte Phoenix. Und nach einer kurzen Pause: »I hr könnt mich nicht zufällig in die nächste Stadt fahren? Ich möchte meine Kräfte hier nicht mehr als unbedingt notwendig einsetzen– ich bin für Lilith wie ein Peilsender.«
    Das war das erste Mal, dass ich von einer solchen Fähigkeit hörte. Lincolns skeptischem Blick und seinen verschränkten Armen nach ging es ihm genauso, aber dann schienen sie wieder etwas zwischen sich auszutauschen, und Lincoln nickte und sah mich an.
    »K ommst du zurecht?«
    Ich zog die Augenbrauen nach oben. Die beiden würden für die nächsten zwanzig Minuten gemeinsam in einem Fahrzeug

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