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Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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ich ihn auch über meinen letzten Traum auf. »U ri und Nox haben angeboten, Lilith wieder im Engelreich aufzunehmen, wo sie sich dann mit ihrem unsterblichen Geist auseinandersetzen können, aber wir müssen ihre körperliche Form trotzdem vorher töten… Sie sagten, ich könnte sie hinüberbringen. Vielleicht kann das jemand anders erledigen, wenn wir…« Ich konnte den Satz einfach nicht beenden. Ich wollte verdammt sein, wenn ich die Wolke sieben, auf der ich schwebte, jetzt schon verlassen würde.
    Lincoln machte große Augen. »W as meinst du mit hinüber bringen?«
    Ich verdrückte mein restliches Ei und schenkte ihm mein hingebungsvollstes Lächeln.
    »M ehr?«, fragte er, weil ihm meine Reaktion zu gefallen schien.
    »J a, bitte«, sagte ich. Noch nie hatten mir Eier auf Toast so gut geschmeckt. Ich folgte ihm in die Küche. Während er den Rest auf die Teller verteilte, antwortete ich ihm. »W enn wir sie zurückschicken, wird sie in die feurigen Gruben der Hölle gehen und wir riskieren, dass sie wieder einen Weg zurück findet. Die Engel können sie nicht aus der menschlichen Welt holen. Aber sie sagten, ich könnte sie zu ihnen bringen, und dann… Ich würde einen Anker brauchen, um zurückzukehren.«
    »W as für einen Anker?«, fragte er und ich konnte förmlich sehen, wie sich die Zahnräder in seinem Kopf drehten.
    »E ine mächtige Person. Sie sagten, es müsste jemand sein, der mir körperlich nah ist. Jemand, der eine Verbindung zu mir hat– entweder Blut oder eine der Leidenschaften.« Was mir eigentlich eine ganze Palette von Möglichkeiten bot. Die »L eidenschaften« deckten so ziemlich alles an starken Gefühlen ab– Angst, Hass, Trauer und natürlich Liebe. »D u wärst zum Beispiel perfekt.«
    Lincoln schluckte schwer und wandte sich ab. Von allem, was ich gesagt hatte, schien ihn das am meisten zu beunruhigen. »W as, wenn ich… ich meine, könnte es mit jemand anderem auch funktionieren?«
    Ich überlegte. »V ielleicht Evelyn oder…« Ich zögerte.
    »P hoenix?«, riet Lincoln.
    »M öglich«, gab ich zu.
    Ich fuhr ihm mit der Hand über sein sorgenvolles Gesicht. »E s ist ja nicht so, dass wir tatsächlich da wären, um das wirklich tun zu können.«
    Er sah meine Sorge und sein Gesichtsausdruck entspannte sich, aber ich konnte durch unsere Verbindung noch immer seine Beklommenheit spüren, und ich wusste nicht, warum. Er stibitzte das letzte Stück Toast von meinem Teller. Ich unterdrückte ein Knurren– immerhin hatte er alles gekocht.
    »W ir geben nicht auf, Vi. Wir gehen zwar freiwillig zu ihr, aber das heißt nicht, dass sich uns nicht vielleicht eine Gelegenheit bietet. Wenn wir eine Chance sehen, sie zu vernichten, dann ergreifen wir sie.«
    Ich nickte. Wir mussten klug vorgehen und alles in Betracht ziehen. Doch noch immer war es zu viel, sich vorzustellen, wir könnten das tatsächlich überleben.
    Nachdem wir unser Essen verschlungen hatten, zog es uns wieder auf die Veranda und ich gelangte irgendwie auf seinen Schoß. So blieben wir sitzen, eingehüllt in eine Decke, und flüsterten uns all die Dinge zu, die wir uns noch nie gesagt hatten, und unsere Träume, die wir für die Zukunft hatten. Unsere Zukunft. All die Dinge, von denen wir wussten, dass wir sie nie haben würden.
    Schließlich musste die Fantasie der Wirklichkeit weichen.
    »A lles wird zu Ende gehen, nicht wahr?«, sagte ich.
    Lincoln strich mir über das Haar und streichelte meine Arme, dann küsste er mich. Es war nur ein leichter Kuss auf meine Lippen, in dem aber seine ganze Liebe lag, und ich saugte ihn auf.
    »W ir nicht, Vi. Alles mag enden, aber wir nicht. Was wir haben… Wir sind ewig.«

Kapitel Dreissig
    »D eine Pläne sollen schwarz und undurchdringlich sein wie die Nacht, und wenn du zuschlägst, soll es sein, als schlüge der Blitz ein.«
    Sun Tzu
    Am späten Nachmittag waren die Flitterwochen zu Ende und wir wappneten uns. Phoenix würde bald kommen und wir wollten bereit sein. Ich hatte einen Block und einen Stift gefunden, und während Lincoln die Grenzen abschritt, hatte ich mir die Zeit genommen, ein paar Briefe zu schreiben.
    Abschiedsbriefe.
    Ich starrte auf die gefalteten Seiten, bevor ich sie in meiner Tasche verstaute. Einen für Dad, einen für Steph und einen für Evelyn.
    Es war unfair, das ganze Leben ohne Mutter gelebt zu haben, sie dann plötzlich zurückzubekommen und jetzt wieder zu verlieren, bevor ich ihre eine richtige Chance geben konnte. Wir wussten immer noch

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