Entbrannt
und zielte.
Der Bogen gab ein dumpfes Geräusch von sich, bevor der Pfeil auf mich zuraste. Er bohrte sich in meinen Oberarm. Eine Träne rollte mir über die Wange, aber ich weinte nicht.
Unerschütterlich lud Phoenix nach, genau wie wir das geplant hatten. Je schneller er schießen konnte, desto mehr Kinder würden wir retten.
Der dritte Pfeil durchbohrte meine Schulter und brannte meinen ganzen Rücken hinunter.
Das macht drei. Drei Kinder sind frei.
Nach den ersten fünf Schüssen fingen die Verbannten an zu jubeln, angestachelt vom Anblick meines Blutes, das zu Boden tropfte.
Ich blieb konzentriert und öffnete den Zugang zu meinen heilenden Fähigkeiten. Das war ungünstig, denn die Pfeile steckten immer noch in mir, aber es ging eher darum, mich zusammenzuflicken und die Blutungen zu verlangsamen, als mich zu heilen.
Darüber hinaus konnte ich Lincolns Kraft spüren, die gegen mich drückte und Hilfe anbot. Ich sah ihn an und schüttelte den Kopf.
Noch nicht.
Als Phoenix erneut einen Pfeil anlegte, sah ich, dass jemand den Saal betrat. Ich erkannte die schalen Sinneswahrnehmungen, die ausschließlich von ihm ausgingen.
Onyx war gekommen.
Was bedeutete, dass sie es geschafft hatten, ihn über Dapper zu erreichen und Liliths Einladung zu überbringen.
Onyx ging über den schwarzen Teppich, er sah mich kein einziges Mal an, sondern hatte nur Augen für Lilith. Als er das Ende des Laufstegs erreichte, ließ er sich elegant auf ein Knie sinken.
»O nyx«, sagte Lilith singend und gab ihm das Zeichen aufzustehen. »E s ist lange her, seit sich unsere Wege gekreuzt haben. Als das Mädchen mir erzählt hat, es wäre ihr gelungen, einen der unseren zu bezwingen, wäre ich nie daraufgekommen, dass du das sein könntest. Ist sie wirklich so mächtig, oder warst du nie so großartig?«
Onyx zögerte nicht. »I ch war ganz bestimmt großartiger, als dir je bewusst war.«
Lilith lächelte. »D ann musst du viel von ihr halten.«
»N ein.« Er warf mir einen kurzen Blick zu. »S ie hatte nur unverschämtes Glück.« Er tat, als sei er gelangweilt. »W elche Dienste werden hier von mir benötigt? Ich mache mir nichts daraus, Folterungen zuzuschauen, wenn ich nicht derjenige bin, der davon profitiert.«
Lilith schien das zu begrüßen. »S ie hat dich dazu auserkoren, ihre Herde anzuführen.« Sie lachte. »F ür jeden Pfeil, den sie aushält, wird eines der Kinder, die ich gefangen halte, verschont. Sie hat dich dazu auserwählt, sie in Sicherheit zu bringen.«
Onyx nickte, noch immer sah er nicht in meine Richtung. »S o sei es.«
»A ber…«, sagte Lilith, ihre Stimme klang jetzt schrill, »i ch habe einen Alternativvorschlag für dich.«
Oh Gott, was hat sie vor?
Ich spürte, wie Lincolns Anspannung stieg und sah, wie sich Phoenix’ Hände zu Fäusten ballten.
»U nd was wäre das?«, fragte Onyx, der erstmals Anzeichen von Neugier zeigte.
»I ch kann dir deine Kraft zurückgeben– in ihrer ganzen Herrlichkeit. Ich kann wieder einen echten Verbannten aus dir machen.«
Ich hörte, wie Onyx nach Luft schnappte. »U nd welchen Preis hätte ein solches Geschenk?«
Lilith machte ein paar kleine Schritte auf Onyx zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. »K ein Befehl wird erteilt werden, weil du nicht als einer der meinen unter meinem Kommando stehst.« Lilith zwinkerte mir zu. »W enn dir allerdings die Kinder übergeben werden, solltest du, was deine Loyalität anbelangt, eine Entscheidung treffen– vielleicht so, dass ich das Gefühl bekomme, du hättest dich deiner Kraft wieder würdig erwiesen.«
»U nd woher hast du plötzlich die Fähigkeit, meine Macht wiederherzustellen?«, fragte Onyx.
»I ch bin die erste Verbannte der Finsternis. Zweifelst du meine Macht an?«, fragte Lilith mit einem unfreundlichen Lächeln.
»N ein«, erwiderte Onyx. Er schien über seine Entscheidung nachzudenken. »D u willst, dass ich die Kinder töte?«
Lilith faltete ihre Hände. »W enn es dein Wunsch ist, Onyx. Wie ich gehört habe, warst du derjenige, der mit der Suche nach der verlorenen Schrift begonnen hat? Ist das nicht genau das, wovon du geträumt hast?«
Oh, das war es. Onyx hatte mit der Suche nach der Schrift angefangen. Als ich ihm zum ersten Mal begegnet war, war er unbeschreiblich bösartig gewesen und hatte versucht, mich ohne zu zögern umzubringen. Er lechzte nach Macht wie kein anderer. Als ihm jetzt seine höchste Versuchung zu Füßen gelegt wurde, fürchtete ich mich vor seiner
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