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Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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menschliche Gestalt an und ich konzentrierte mich aufs Atmen. Ich hatte wieder klare Sicht auf Lilith. Sie sah mich fasziniert an.
    Dann klatschte sie in die Hände. Die Trommeln verstummten und die Verbannten zogen sich auf einen unausgesprochenen Befehl hin widerwillig an die Seiten des Raumes zurück.
    »D u weißt nicht, wer dich gemacht hat, oder?«, fragte Lilith.
    Ich weigerte mich zu antworten. Ich wollte nicht, dass sie erfuhr, wie wenig ich eigentlich über die Einzigen und den Engel, der mich gemacht hatte, wusste.
    Sie stieß ein Lachen aus, das durch den Saal hallte.
    »B ist du bereit?«, fuhr sie fort.
    Das war das Stichwort. »S obald ich deinen Eid habe«, sagte ich.
    Liliths Augen weiteten sich kaum merklich, aber sie lächelte schnell wieder. »C leveres Mädchen. Worauf möchtest du meinen Eid?«
    »D arauf, dass die Kinder, die heute Abend gerettet werden, nie wieder von deiner Hand oder unter deinem Befehl gejagt oder verletzt werden.«
    Neugierig neigte sie den Kopf. »D u bist meine Gefangene. Warum sollte ich mich an eine solche Forderung halten?«
    Ich bedachte sie mit einem scharfen Lächeln. »W eil du willst, dass ich mich an deine Bedingungen halte. Du willst mir meinen freien Willen nehmen.«
    Ihre Augen wurden schmal.
    »S ei gewarnt, ich habe es satt, meine Wünsche irgendwelchen Einschränkungen zu unterwerfen. Zu lang schon muss ich mich an Schwüre halten, die ich einst den Engeln gegeben hatte. Anhänger und Halsketten haben mir viele verpasste Gelegenheiten beschert.« Sie schob das Kinn nach vorne. »I ch habe nicht vor, mich darauf einzulassen.«
    Ein Schauder lief mir über den Rücken, als ich daran dachte, wie viele Kinder durch Anhänger wie das Amulett, das meine Mutter mir hinterlassen hatte, verschont geblieben waren.
    Jetzt wurden meine Augen schmal. »D u hast es durch Phoenix bereits geschworen. Willst du etwa hier vor allen Leuten dein Wort zurücknehmen? Hast du nicht vielen Verbannten, die heute hier sind, Belohnungen und Gewinne versprochen? Erwartest du, dass sie dir folgen, wenn dein Wort so wenig Gewicht hat?« Ich sah mich im Saal um. »D as könnte dich teuer zu stehen kommen.«
    Der kleine Mann mit der Aktentasche räusperte sich. Liliths vogelartiges Starren wandte sich ihm ruckartig zu, doch das schien ihm nichts auszumachen.
    »I ch für meinen Teil hätte gern eine Garantie auf dein Wort«, sagte er. »D enn ich habe eine Menge dafür gezahlt.«
    Zorn verhärtete Liliths Gesichtszüge. Etwas an dem Aktentaschen-Mann verunsicherte sogar sie, wodurch er noch viel beängstigender wirkte.
    »I ch schwöre«– sie spie jedes Wort einzeln aus–, »d ass keinem Kind, das heute Nacht freigelassen wird, weiterer Schaden durch mich oder meine Leute zugefügt wird. Und jetzt soll irgendjemand sie erschießen, zur Hölle noch mal!«
    Olivier ging rasch auf den goldenen Tisch zu, aber Phoenix war schon da und hatte Pfeil und Bogen in der Hand.
    Lilith lächelte bei diesem Anblick. »M ein Sohn?«
    Phoenix nickte. »I ch glaube, dieses Recht habe ich mir verdient«, sagte er und warf einen finsteren Blick in meine Richtung. Das wirkte einen Augenblick lang so echt, dass ich fast an ihm gezweifelt hätte.
    »I ch muss gestehen, dass mir wirklich gefällt, was du in ihm hervorbringst«, sagte Lilith zu mir und nahm ihren Platz auf dem Thron ein.
    Ich wappnete mich für das, was jetzt kommen würde.
    »L ilith, das ist eine Sache zwischen dir und mir!«, schrie Evelyn. »D as ist es schon immer gewesen! Lass mich ihren Platz einnehmen!«
    Mein Herz zog sich für meine Mutter zusammen. Auch wenn ihre Worte nutzlos waren, so war es doch ihre Art und Weise, mir zu sagen, dass sie mich liebte.
    Lilith weidete sich schadenfroh an Evelyns Flehen, ihr Lächeln war milde. »D a hast du recht, Evelyn. Aber du hast sie da mit hineingezogen, und jetzt kannst du für den Rest deiner Tage mit dem Wissen leben, dass das alles deine Schuld war.«
    Phoenix, der seine Rolle perfekt spielte, zögerte nicht. Er legte den ersten Pfeil an und bezog etwa fünf Meter von mir entfernt Position. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber seine schokoladenbraunen Augen sahen mich eindringlich an, während er den Bogen hob und zielte.
    Der erste Pfeil durchbohrte meinen Schenkel.
    Die Verbannten fauchten.
    Die Pfeile waren klein, aber heftig. Ich spürte, wie sich die scharfe Spitze in den Muskel grub, der sich um sie zusammenzog. Ich unterdrückte einen Schrei.
    Phoenix legte einen weiteren Pfeil an

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