Entbrannt
verhandelbar‹, das waren ihre Worte. Und«, er sah mich an und ich wusste, dass mein Abend gerade von hoffnungsvoll zu hoffnungslos gekippt war, »s ie wollen unbedingt, dass Violet ebenfalls kommt, um an einer formellen Grigori-Prüfung teilzunehmen. Wenn sie nicht kommt, werden sie es als feindliche Handlung gegenüber der Akademie betrachten und entsprechend reagieren.«
»W as bedeutet, dass sie Truppen hierher schicken«, sagte Evelyn.
Griffins Schweigen und sein müder, gesenkter Blick waren Antwort genug.
Evelyn seufzte. »J osephine?«
Als stillschweigende Bestätigung neigte Griffin den Kopf zur Seite und lächelte halb. Er wandte sich an Dad. »J osephine ist stellvertretende Vorsitzende des Rates, der die Akademie leitet.«
»D as ist mir gleichgültig. Keine von euch wird irgendwohin gehen«, sagte Dad. Sein Blick schweifte zwischen Evelyn und mir hin und her und wanderte dann zu Griffin. »T ruppen hin oder her.«
Evelyn nahm Dads Hand in ihre. »S chon gut, James. Josephine und ich kennen uns schon lange. Ich weiß, wie sie arbeitet und ich weiß auch, wann man sich ihr besser nicht widersetzt.« Sie warf Griffin einen Blick zu. »I ch würde niemals Truppen der Akademie in deine Stadt bringen. Du hast bereits ein unverdientes Risiko auf dich genommen, indem du mich die letzten drei Wochen hier beherbergt hast. Dafür bin ich dir sehr dankbar.«
Evelyns Worte schienen aufrichtig zu sein, aber ich blieb misstrauisch. Ich konnte sie einfach nicht durchschauen.
»G ewiss. Aber mit allem gebührenden Respekt– es war nicht unverdient.« Griffin sah mich an und nickte.
Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter.
»A llerdings«, sagte Evelyn.
Griffin setzte sich auf einen Stuhl. »A ber du hast recht. In meiner Position kann ich mich nicht persönlich gegen die Akademie auflehnen. Ich bin dem Rat verpflichtet und es geht unmittelbar um die Sicherheit dieser Stadt. Normalerweise würde ich dich oder Violet niemals einem Risiko aussetzen, aber es gibt noch einen anderen Grund, weshalb ich glaube, dass ihr beide gehen müsst.«
Evelyn holte tief Luft und schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, sah ich etwas Neues– ihre innere Kriegerin. Sie starrte mich an und ich musste mich anstrengen, nicht zurückzuschrecken.
»L ilith ist nach Hause gekommen.«
Griffin nickte erschöpft.
»I ch glaube, die Party ist wirklich vorbei«, sagte Spence und ließ sich auf seinem Stuhl zurückfallen.
Dem konnte ich nur zustimmen.
»W as meinst du mit ›nach Hause‹?«, fragte Lincoln und stieß sich von der Wand ab.
»A uch wenn sie eigentlich überall zu Hause war«– Griffin rieb sich die Augen, seine Worte wurden schwerer–, »v ermuteten wir schon die ganze Zeit, dass sie nach New York gehen würde. Bestätigt wurde das aber erst jetzt. Lilith hat lange genug gelebt, um in alle Ecken der Welt zu reisen, doch bevor Evelyn sie zurückschickte, hatte sie am Staat New York Gefallen gefunden. Manhattan ist dicht von Verbannten bevölkert. Sie wird dort zahlreiche starke Verbündete haben.«
Evelyn schob ihren Stuhl zurück, zögerte und stand dann auf.
»I ch wusste, du würdest sie behalten«, sagte sie zu Dad, während sie an einer großen weißen Keramikvase herumfingerte, die an ihrem gewohnten Platz auf dem Tisch stand.
Er räusperte sich. »N atürlich.«
Ich kannte die Geschichte. Evelyn war auch Künstlerin, sie hatte Keramikwaren hergestellt. Das hier war das letzte Stück, das sie gemacht hatte. Dad hatte sie nie weggeworfen.
Sie nahm die schwere Vase, als wäre sie federleicht.
»D arüber bin ich sehr froh«, sagte sie, bevor sie sie auf den Boden warf.
Dad sprang auf und fuchtelte mit den Händen. »N ein!«
»I ch mache dir eine neue. Das verspreche ich.« Sie beugte sich vor und schob die Scherben beiseite, bis ihre Hände fanden, was sie gesucht hatte. Als sie sich wieder aufrichtete, hatte sie ihren Grigori-Dolch in der Hand.
»C ool«, murmelte Zoe.
Griffin schnappte nach Luft. »D as verstehe ich nicht. Man weiß doch, dass Grigori-Klingen verschwinden, wenn sie ohne Besitzer sind.«
Evelyn drehte den Griff ihres Dolches in der Hand, um sich wieder mit ihm vertraut zu machen. »A n mir ist nichts normal.«
Meine Hand strich über die Scheide meines eigenen Grigori-Dolches, des Dolches, den Phoenix in Santorin in den Vulkan geworfen hatte und der drei Tage später irgendwie wieder bei mir aufgetaucht war. Ich war morgens aufgewacht und hatte ihn auf dem
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