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Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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davon erst kürzlich erfahren habe. Ihre Welt war durch diesen Mistkerl völlig aus den Fugen geraten.« Seine Hände ballten sich unter dem Tisch zu Fäusten. »K ein Wunder, dass sie verzweifelt nach einem Weg suchte, ihr Leben unter Kontrolle zu bekommen. Ich habe meinen Teil dazu beigetragen, dies zu erreichen.« Er sah mich an, während ich blass wurde und schon halb damit rechnete, dass Dad aufspringen und ihn schlagen würde. »D en Rest hat sie selber erledigt.«
    Dad zuckte zusammen und warf einen Blick in den Flur hinaus, wo Evelyn lauschte. Sie sah nicht glücklich aus.
    »D as ist zum Teil richtig«, gab Dad zu. »A ber ich habe dir in Bezug auf Violet vertraut und jetzt höre ich, dass du sie, ohne mit der Wimper zu zucken, mit nichts Geringerem als einem bösen Engel losgeschickt hast, damit sie von einem Felsen springt, um dir das Leben zu retten!«
    Eins musste ich Dad lassen– er verstand es wirklich, die Dinge in einem ungünstigen Licht erscheinen zu lassen.
    Lincoln ließ sich nicht provozieren. »I ch war bewusstlos und hatte keine Ahnung, was sie vorhatte. Ich wollte nie, dass sie ihre Entscheidung um meinetwillen trifft.« Seine nächsten Worte wogen schwer, als er langsam sagte: »D amit muss ich jetzt für den Rest meines Lebens zurechtkommen.«
    Dad schüttelte den Kopf. »U nd so sollte es auch sein.«
    Ich wählte diesen Moment, um einen Schritt nach vorne zu treten. »W äre es dir lieber, wenn ich anders wäre, Dad?«
    Er unterbrach den Blickkontakt mit Lincoln, um mich anzuschauen.
    »W äre es dir lieber gewesen, wenn ich ihn hätte sterben lassen? Wenn ich meiner Zukunft den Vorzug vor seinem Leben gegeben hätte?«
    Dad schwieg.
    Ich blickte in Evelyns Richtung. »D amit hätte ich nicht leben können.« Ich ging zu Lincoln und stellte mich hinter ihn, eine symbolische Handlung, die niemandem entging. »I ch habe Entscheidungen getroffen. Manche bereue ich, einige werden mich für immer verfolgen. Aber von diesem Felsen zu springen, um zu werden, wozu ich bestimmt war, und um ihn zu retten– das ist eine Entscheidung, die ich niemals bereuen werde.«
    Ich konnte Lincolns Gesicht nicht sehen, doch sein Körper war völlig regungslos.
    Schließlich räusperte sich Dad und stand auf. Er war bei Weitem nicht bereit, zu vergeben und zu vergessen.
    »I ch höre, was du sagst, Violet. Aber mir drängt sich der Verdacht auf, dass du aus den falschen Gründen in diese Welt gezwungen wurdest.« Er funkelte Lincoln an.
    Lincoln stand auf. »I ch verstehe Ihre Gefühle, Mr Eden. Ich hoffe, Sie werden eines Tages Ihre Meinung über mich ändern. Doch bis dahin kann ich Ihnen nur mein Wort geben, dass ich Violet als Mensch und als Grigori wertschätzen werde. Und…«, er warf mir einen kurzen Blick zu, »i ch würde alles für sie tun.« Und damit ging er zur Tür.
    Ich folgte ihm hinaus zum Aufzug. Ich hatte erwartet, dass er sauer wäre, dass er toben und behaupten würde, Dad hätte den Verstand verloren. Aber er war still. Zu still.
    Ich drückte auf den Aufzugsknopf. Lincoln sah mich nicht an.
    »E r braucht nur jemanden, dem er die Schuld geben kann. Das wird nicht lange andauern«, sagte ich leise und wünschte, ich könnte so für ihn da sein, wie ich gern wollte.
    Er versuchte, etwas zu sagen, doch er klappte den Mund wieder zu, als könnte er nicht sprechen, und schüttelte den Kopf.
    »L inc?« Ich streckte die Hand nach ihm aus, meine Fingerspitzen strichen über seine. Der Kontakt entzündete wie immer qualvolle Seelenschmerzen.
    Lincoln ergriff meine Hand, und plötzlich, ohne Vorwarnung, zog er mich an seine Brust und schlang seine Arme so fest um mich, als wollte er mich nie wieder loslassen.
    Es war ein seltener Ausbruch seiner wahren Gefühle und ein noch seltenerer Ausdruck physischen Verlangens. Ich hielt ihn ebenso fest, keiner von uns sagte oder tat etwas. Wir hielten uns nur umschlungen. Ich atmete seinen Duft ein– Sonne und schmelzender Honig–, und meine Seele lechzte nur noch mehr nach ihm.
    So standen wir da, bis die Aufzugstür aufging. Lincoln seufzte und ließ mich los, seine Hand wanderte dabei zu meiner Wange, sein Daumen strich in der Art und Weise über mein Haar, wie ich es so liebte, der Blick aus seinen smaragdgrünen Augen drang in mich. Wortlos betrat er den Aufzug.
    In dem Moment, als sich die Türen schlossen, gaben meine Knie nach und ich fiel zu Boden, weil ich wahre Höllenqualen erlitt. Ich griff mir an Brust und Bauch, denn irgendwo dort drin

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