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Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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wurde gerade der Zauber zerrissen, der unsere Seelen verband.
    Ich hörte nicht einmal, wie die Tür hinter mir aufging, aber plötzlich war Evelyn da und kauerte sich neben mich. Ich spürte eine zaghafte Hand auf meinem Rücken, während ich versuchte, nicht vor Schmerzen zu weinen.
    »B ist du verletzt?«, fragte sie rasch und scharf. Ich konnte ihre Anspannung fühlen, als sie sich nach einem Feind umschaute.
    »N ein«, brachte ich heraus.
    »W as dann?«, fragte sie und musterte mich von oben bis unten. »I ch verstehe nicht…« Sie unterbrach sich, sah zuerst mich an und dann den Aufzug. »L incoln? Das ist…« Wieder hielt sie inne. Dann packte sie mich hart an den Schultern und zog mich auf die Füße.
    »S ag mir jetzt nicht, dass es da etwas zwischen euch gibt!« Sie schüttelte mich. »S ag mir, dass du nicht in deinen Partner verliebt bist!«
    Ich versuchte, den Schmerz hinunterzuschlucken, die Strafe dafür, dass ich ihn berührt hatte. Ich fing an zu zittern.
    »A ntworte mir sofort! Schläfst du mit ihm?«, fragte Evelyn und schüttelte mich noch einmal, wobei sie mich dazu zwang, den Kopf zu heben. Ihre Augen blitzten, als sie mich eindringlich ansah.
    »N ein«, sagte ich. Tränen strömten aus meinen Augen, teils wegen der körperlichen Schmerzen, teils wegen meines Herzens. Ich wusste, weshalb sie fragte– es war Grigori-Partnern verboten, eine Beziehung miteinander zu haben, denn es löste eine Art negative Reaktion in unseren Engelbestandteilen aus, und das Resultat war gefährlich. Bestenfalls wurden die Grigori-Kräfte geschwächt, schlimmstenfalls gingen sie verloren. Doch Lincoln und ich waren so ziemlich das Gegenteil.
    Wir waren Seelenverwandte.
    Unsere Kräfte würden größer werden, wenn wir zusammen wären… Doch es würde andere verlustreiche Konsequenzen haben, die keiner von uns hervorrufen wollte.
    Ihr Blick ruhte auf mir, während ich versuchte, mich in den Griff zu bekommen. »A ber irgendetwas läuft da, oder? Zwischen euch beiden, etwas, das du mir nicht sagst.«
    Ihre Frage war genau das, was ich brauchte, um mich zusammenzureißen und mich aus ihrem Griff zu lösen.
    »W eißt du was, Mum, wenn du so clever bist, dann finde es doch selbst raus!« Und damit stürmte ich an ihr vorbei in die Wohnung.
    Evelyn richtete sich bei uns zu Hause gemütlich ein. Dad schlief jetzt im Wohnzimmer, und trotz meiner Bemühungen schien sie nicht weggehen zu wollen.
    Man musste kein Genie sein, um zu erkennen, dass sich Dad wieder total in sie verliebte. Ich versuchte, ihm begreiflich zu machen, wie schrecklich sie war– und er stimmte dem, was ich sagte, auch zu, teilweise zumindest. Evelyn hatte ihn während ihrer ganzen Beziehung angelogen, und das hatte er nicht vergessen. Trotzdem folgte er ihr dauernd mit Blicken durch die ganze Wohnung.
    Am Morgen nach Lincolns Besuch mied ich mein Zuhause und versuchte, dem übrigen Seelenschmerz davonzulaufen, den seine Berührung hinterlassen hatte. Nach einem straffen Workout fühlte ich mich besser.
    Als ich nach Hause kam, schnappte ich mir in der Küche eine Flasche Wasser und bemerkte die Fetzen einer weiteren zerschnittenen Zeitung auf der Küchenbank. Ich hielt sie Dad hin und fuchtelte damit herum.
    »H at sie schon erklärt, weshalb sie dauernd die Zeitung massakriert?« Täglich zerstörte sie all unsere Zeitungen, und im Mülleimer fand ich auch internationale Blätter.
    »I ch glaube nicht, dass das noch lange so weitergeht«, sagte Dad mit einem Lächeln, das nichts Gutes verhieß. »I ch habe ihr gezeigt, wie man das Internet benutzt.«
    Großartig, das erklärt, warum ich meinen Laptop nicht finden kann.
    »W ir sollten sie einfach in ein Hotel schicken oder so. Griffin könnte das arrangieren.« Ich hatte diese Lösung schon ein paarmal vergeblich vorgeschlagen, aber ich war entschlossen nicht aufzugeben.
    Dad schüttelte nur den Kopf und gab mir seine übliche Antwort. »S ie ist zu schwach. Was immer ihr bei ihrem Übergang hierher zurück zugestoßen ist… sie kann nicht allein sein.«
    Ich ließ mich auf die Kissen zurücksinken. »W ahrscheinlich täuscht sie diese Ohnmachtsanfälle nur vor. Sie gehört nicht hierher, Dad.«
    Er seufzte und legte mir den Arm um die Schulter zu einer unserer traditionell peinlichen Umarmungen.
    »V i, ich weiß, was du sagen willst. Sie hat Entscheidungen getroffen, die wir nicht verstehen oder die wir nicht akzeptieren, aber ich finde, wir sollten ihr die Chance geben, sich zu erholen.

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