Entbrannt
iolet!«, sagte Dad scharf.
Ich schloss den Mund.
»W arte mal, was meinst du mit, du hast sie aus ihrem Himmel gezerrt?«
Ich presste die Lippen zusammen. Es gab so viel zu erklären, dass man gar nicht wusste, wo man anfangen sollte. »D er Engel, der mich gemacht hat, erzählte mir, dass sie mich ihnen in einem Tauschhandel überlassen hat. Man muss kein Genie sein, um dahinterzukommen, wohin sie nach ihrem Tod gegangen ist.« Ich zwang mich, gleichgültig zu bleiben. »P hoenix hat in Santorin ein Opferritual aus einer alten Schrift durchgeführt, und etwas von meinem Blut ist in die Mischung geraten. Er hat seine Mutter zurückbekommen und… ich irgendwie meine.«
Wir saßen alle einen Moment lang schweigend da und verdauten das Gesagte.
»D as ist…« Dad schüttelte den Kopf, aber dann platzte er heraus: »W elche Farbe hatte meine Unterwäsche in der Hochzeitsnacht?«
Evelyn schürzte die Lippen. »D u hast gar keine getragen.«
Gleich muss ich mich übergeben.
»A ls wir zu unserem Flitterwochenhäuschen hinausgefahren sind– was ist unterwegs passiert?«, schoss er zurück.
»D ir ist das Benzin ausgegangen und du hast mich drei Stunden lang im Auto warten lassen, während du zur Tankstelle gegangen bist.« Ihr Lächeln wurde breiter.
»W as war das Letzte, was du je zu mir gesagt hast?«
Ihr Lächeln verblasste. »I ch habe dich darum gebeten, unsere Tochter Violet zu nennen.«
»D as aller letzte«, hakte Dad nach.
Evelyn biss sich auf die Lippe und sah zum ersten Mal verletzlich aus. »I ch liebe euch… beide.«
Dad ließ sich vom Sofa vor ihr auf die Knie fallen.
»W ar alles eine Lüge?«, fragte Dad flehentlich, wobei er nicht näher kam.
»N ein.«
»D u bist gestorben…«, sagte er, während ihm eine Träne über die Wange lief.
»J a.«
»U nd jetzt bist du zurückgekommen.«
»J a.«
Er schluckte und stand auf, wobei er versuchte, die Fassung zu bewaren. »F ür wie lange?«
»I ch weiß nicht.« Und dann verloren Evelyns Augen ihren Fokus und sie fiel bewusstlos zu Boden.
Kapitel Zwei
»M uss ich nach deinem Sinn dir Antwort geben ?«
William Shakespeare
Die Dinge liefen nicht so, wie ich wollte.
Nachdem Evelyn wieder zu sich gekommen war, wurde sie zwischendurch immer wieder ohnmächtig, während wir versuchten, Dads zahlreiche Fragen zu beantworten. Nachdem sie zum vierten Mal das Bewusstsein verloren hatte, brachte Dad sie in sein Zimmer und befahl ihr, sich auszuruhen.
Das war vor drei Wochen gewesen.
Und jetzt war sie immer noch da.
Ich versuchte Dad alles zu erklären. Ich saß Nacht für Nacht mit ihm zusammen und führte ihm meine Kräfte vor, aber Logik erschwert die Akzeptanz dessen, was man sieht. Schließlich rief ich Griffin und Spence zu Hilfe. Griffin hatte die Fähigkeit, einem Menschen die Wahrheit einzuflößen, solange das, was er sagte, auch wirklich der Wahrheit entsprach. Nach ein paar ausgewählten Worten wurde es für Dad schwierig, ihn infrage zu stellen.
Spence setzte schließlich noch die letzten Zweifel außer Kraft, indem er seine Fähigkeiten demonstrierte und sich in eine ganze Reihe verschiedener Personen verwandelte. Er setzte noch eins drauf, indem er einfach seine Hand auf meine Schulter legte und uns beide unsichtbar machte. Bei dieser Vorführung musste ich feststellen, dass Spence’ Kräfte in den letzten paar Monaten beträchtlich gewachsen waren.
Schließlich kannte Dad die ganze Wahrheit.
Gleich nachdem er das alles akzeptiert hatte, wollte er Lincoln sehen.
Sie saßen sich am Esstisch gegenüber und Dad starrte Lincoln auf eine ganz neue– unfreundliche– Weise an.
»I ch habe dich in meinem Zuhause willkommen geheißen«, sagte Dad drohend. »I ch habe zugelassen, dass du trotz des Altersunterschieds Zeit mit meiner Tochter verbringst. Ich dachte, wir hätten eine Übereinkunft.«
»D ad«, stöhnte ich von der Küchenbank aus, aber es nutzte nichts.
Ich hatte erwartet, dass Lincoln nervös wäre oder zumindest vorsichtig. Aber ich hatte mich geirrt.
Er starrte Dad geradewegs ins Gesicht. »M it allem gebührenden Respekt, Mr Eden, ich war oft hier und habe Sie nur sehr selten gesehen. In den ersten beiden Jahren, seit ich Violet kenne, waren wir einfach nur Freunde, die gemeinsam trainiert haben. Ich habe nie etwas getan, was… über eine Freundschaft hinausgeht.«
Leider wahr.
»A ls ich sie kennenlernte, versuchte sie gerade, ihr Leben nach dem Übergriff wieder auf die Reihe zu bekommen, obwohl ich
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