Entbrannt
as habe ich gehört«, erklang Onyx’ Stimme von drinnen. »U nd es ist vollkommen richtig. Es ist eine völlig verdrehte Form der Bestrafung.«
Dapper grunzte, aber ich sah, wie sich seine Mundwinkel fast zu so etwas Ähnlichem wie einem Lächeln hoben.
Ich klopfte ihm auf die Schulter, als ich hineinging, um Steph zu suchen, die sich schon ausgebreitet hatte. Ihr Kleid hing am Rand einer Stehlampe, sie hatte ihre Schuhe ausgezogen und ihre nassen Haare tropften auf den Teppich, auf dem sie im Schneidersitz saß, Kekse knabberte und in der Vogue blätterte.
Sie blickte zu mir auf. »W enn du noch was essen willst, dann jetzt. In den nächsten zwei Stunden bis zum Ball wird nichts mehr gegessen.« Sie tätschelte ihren Bauch. »S onst sieht man es gleich.«
Ich verdrehte die Augen. »H ast du etwa vor, den ganzen Abend nichts zu essen?«
Sie fixierte mich mit einem ernsten Blick. »V iolet«– mehr sagte sie nicht.
Ich fasste das als Ja auf, ließ meine Tasche fallen und warf mein Kleid über das Sofa, bevor ich mich neben sie setzte und einen Keks aß. Ich machte mir nicht die Mühe zu erklären, dass ich mich nicht an das Essensverbot halten würde. Kein Kleid war das wert.
Es war ja nicht so, dass ich jemanden beeindrucken musste.
Wir gingen als Gruppe: Steph und Salvatore, Spence– der irgendwie doch noch seinen Abschluss geschafft hatte–, Zoe, Jase und ich. Ich fühlte mich unbehaglich, mit Stephs Bruder zu gehen, Zoe versicherte mir jedoch, dass sie an diesem Abend alles tun würde, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Jase hatte offenbar eine kleine Schwäche für mich entwickelt. Das war schmeichelhaft, weil ich in der Zeit vor Lincoln für ihn geschwärmt hatte. Doch auch wenn ich nicht mit Lincoln zusammen sein konnte, würde ich auf keinen Fall etwas mit jemand anderem in Betracht ziehen und… Mein Herz konnte einfach keine weitere männliche Komplikation ertragen.
Ich blickte zu Onyx hinüber, der an der Minibar saß, vor sich etwas, was den Geist betäubte, wie ich annahm, und ein aufgeklappter Laptop.
»W as machst du?«, fragte ich.
»V ersuchen, ein paar alte Verbannten-Chats zu finden.«
Ich machte große Augen. »D u nimmst mich auf den Arm, oder?«
»A bsolut nicht«, grinste er.
»W arum?«, fragte ich misstrauisch. Das Letzte, was wir jetzt gebrauchen konnten, war, dass Onyx Kontakt zu seinen alten Anhängern aufnahm und ihnen Informationen lieferte.
»K eine Panik, Regenbogen. Ich schaue nur nach, ob die Fäden noch immer aktiv sind. Ich dachte mir, jemand würde vielleicht erwähnen, Phoenix und Lilith gesehen zu haben. Sie sind zurzeit richtige Berühmtheiten. Die ›erste Verbannte‹, die aus den feurigen Gruben der Hölle zurückgekehrt ist, und ihr Sohn, der Verbannte, der dich besiegt hat.«
Ein seltsamer Neid lag in seiner Stimme. »E ifersüchtig, was?«
»U nd wie!« Er lächelte mich boshaft an und mir lief ein Schauder den Rücken hinunter. Erinnerungen daran, dass Onyx den Großteil seiner Existenz als Macht der Verdorbenheit und des Wahnsinns zugebracht hatte, waren etwas, was ich mir nicht leisten konnte zu vergessen. Im Moment schien jedoch seine Menschlichkeit Form anzunehmen, und irgendwie hatte er mein Vertrauen gewonnen. Doch das bedeutete nicht, dass ich unaufmerksam werden durfte. Immerhin hätte er es in der Vergangenheit fast geschafft, sowohl Lincoln als auch mich zu töten. Das ist schwer zu vergessen.
»H ast du etwas gefunden?«, unterbrach Steph meine Gedanken.
»H ier und da ein paar Gerüchte, ein wenig Aktivität in Europa und an der Ostküste Amerikas. Was immer sie tun, sie kommen herum, und das ist nicht gut.«
»W arum?«, fragte Steph.
Er klappte den Laptop zu. »W eil es bedeutet, dass sie einen Plan haben.«
Demonstrativ warf er einen Blick auf die Uhr und sah dann mich an– musterte mich von oben bis unten. »D u hast nur noch zwei Stunden. Hast du vor, auch nur halbwegs ordentlich zu deinem Date zu gehen?«
Ich lächelte ihn schmallippig an. »D as ist kein Date.«
Er grinste breit.
»E s ist kein…«, sagte ich warnend.
Steph blickte nach unten und blätterte wieder in ihrer Zeitschrift.
»E s gibt immer einen Weg, sicherzugehen«, sagte Onyx süffisant.
»U nd wie?«
»W enn er dich abholen kommt und ihr als Gruppe geht, dann wird er den Typen die Hand schütteln und jedes Mädchen auf die Wange küssen. Wenn er nur deinetwegen da ist, wird er den anderen einfach zunicken, bevor er sich vorbeugt, um dich auf
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