Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
Vom Netzwerk:
war so stark, dass er mich trug, als würde ich nichts wiegen. Er hakte seinen Gürtel an einem der Stahlseile ein, damit wir daran in der Mitte des Schachts hinuntergleiten konnten. Doch wir wussten beide, dass das nur so lange gut gehen würde, wie sein Gürtel hielt. Wir rasten in halsbrecherischer Geschwindigkeit nach unten, und hatten erst knapp mehr als die Hälfte des Weges zurückgelegt, als der Gürtel in zwei Teile riss. Lincoln ersetzte ihn rasch durch seine bloßen Hände.
    Sofort roch es nach verbranntem Fleisch. Doch stur wie immer hielt er sich solange er konnte daran fest, selbst als ich schrie, weil ich die Blutspur sah, die er auf dem Seil hinterließ.
    Endlich ließ er los. Dabei benutzte er seinen Schwung, um sich nach vorne zu schieben, sodass er die letzten zehn Stockwerke mit der Brust voran fiel, um mich vor der Wucht des Aufpralls zu schützen.
    Er will den Aufprall mit seinem eigenen Körper abfedern!
    Alles in mir schrie danach, ihn aufzuhalten, wollte meinen eigenen Schwung dazu nutzen, uns so zu drehen, dass ich unten war. Aber das tat ich nicht. Er hatte recht. Wir nutzten uns gegenseitig nichts, wenn wir tot oder bewusstlos waren. Die einzige Möglichkeit, hier lebend herauszukommen, bestand darin, dass ich ihn unten heilte, wenn meine eigene Verfassung das zuließ.
    Was zum Teufel ging da vor? Warum flohen wir vor den Grigori?
    Wir rasten auf den Boden zu und ich spannte mich an. Ich wollte Lincoln nicht verletzen, wenn wir aufkamen, und ich wollte sichergehen, dass ich dann noch atmete.
    Die Beschleunigung des Falls war so groß gewesen, dass bei der Landung ein gewaltiger Schock meinen Körper erschütterte, und ich spürte sofort, wie mir das Bewusstsein entglitt. Doch Lincoln lag unter mir und er rührte sich nicht, deshalb hielt ich irgendwie durch. Ich rief meine Kraft, als ich von ihm herunterkroch, und ging den Flammen aus dem Weg, die an den Wänden um uns herum leckten. Dann drehte ich ihn auf den Rücken. Ich ließ nicht zu, dass das Blut, die gebrochenen Knochen oder die Schulter, die wieder ausgerenkt war, in mein Bewusstsein drangen oder mich aufhielten. Darüber hinaus konnte ich nämlich noch immer Leute, Grigori, hören, die uns oben am Aufzugsschacht zubrüllten, wir sollten uns nicht bewegen.
    Meine Kraft loderte auf und ich ließ sie stark und schnell fließen. Noch nie zuvor hatte ich sie dazu gezwungen, so schnell zu arbeiten. Sie reagierte auf meine Dringlichkeit und unsere Umgebung füllte sich mit meinem Amethystnebel. Es war so viel, dass er uns unter einer violetten Wolke verbarg, während er Lincolns Verletzungen suchte. Dabei drückte ich die Schulter wieder zurück an ihren Platz. Seine verbrannten Hände waren bis auf die Knochen abgeschabt, und der Geruch brachte mich zum Würgen, aber ich machte weiter. Als Lincoln endlich die Augen aufschlug, schrie er vor Schmerzen. Er packte mich an den Armen, während ich ihn anstarrte und meine ganze Kraft darauf konzentrierte, ihn zu heilen. Nichts, nicht einmal das Geräusch von Leuten in unserer Nähe, beeinträchtigte meine Konzentration.
    Als Hände, Gesicht und Schulter geheilt waren, wandte ich mich Lincolns Beinen zu. Eines davon war gebrochen, der Knochen ragte aus der zerrissenen Hose heraus.
    »H immel!«, schrie ich, weil es mir einen Moment lang nicht gelungen war, meinen Schrecken zu unterdrücken. Dann zwang ich meine Heilkraft in ihn und er brüllte wieder auf.
    Als sein Atem wieder normal ging, und sein Bein geheilt war, ergriff er meine Hand. »L ass uns gehen!« Er sprang auf– der Mann, der noch vor Sekunden im Sterben lag– und riss mit seiner übermenschlichen Stärke die Aufzugstür auf.
    Als wir es nach draußen geschafft hatten, rannten wir Seite an Seite durch die Straßen New Yorks und legten erst fünf, dann zehn Häuserblocks zwischen uns und die Gebäude der Akademie. Wir behielten das Tempo bei, bis wir zu einer Straße kamen, wo es viele Fußgänger gab.
    »W as ist eigentlich los?«, fragte ich schließlich. Ich musste wissen, was zum Teufel passiert war. Doch dann bemerkte ich, dass Lincoln hinkte. »V erdammt. Wir müssen irgendwohin gehen. Du bist immer noch verletzt.«
    »W ir sind bald da«, sagte er, ohne anzuhalten.
    »L inc!«, schrie ich gereizt. »W arum laufen wir weg?«
    »W eil Griffin gesagt hat, dass ich dich da rausholen soll. Ich weiß noch nicht alles, aber er sagte, sie würden dich gefangen nehmen, wenn wir blieben.«
    »W arum?«, fragte ich verwirrt.
    Er lief

Weitere Kostenlose Bücher