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Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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wieder schneller. »I ch glaube, Griffin denkt, dass Josephine dir diese ganze Sache anhängen will. Sie erzählt schon überall herum, dass du mit Verbannten sympathisierst.«
    Oh mein Gott.
    Sie würden mich einsperren und den Schlüssel wegwerfen. Ohne Lincoln wäre ich da nie herausgekommen und hätte jetzt keine Chance, Evelyn zu finden.
    »G riff wird sich um Mitternacht mit uns treffen. Bis dahin müssen wir uns versteckt halten und dafür sorgen, dass ihm niemand zu uns folgt.«
    »W ie sollen wir das anstellen?«
    »I ndem wir darauf vorbereitet sind.« Er bog in eine Seitenstraße ein.
    »W ohin gehen wir?«
    Fast wäre ein Lächeln auf seinem Gesicht erschienen, aber das Hinken und die Angst hatten es eingefroren. »W ir gehen in die Kirche.«

Kapitel Zweiundzwanzig
    »D enn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen .«
    Psalm 91, 11
    »D ie Kirche des Schutzengels?«, fragte ich. Meine Stimme triefte vor Sarkasmus, als wir gegenüber einer unauffälligen Backsteinkirche an der Straße standen und sie gründlich ins Visier nahmen. »D u nimmst mich doch auf den Arm, oder?«
    Lincoln grinste kurz und deutete auf unsere Umgebung. »W ürdest du lieber hier draußen bleiben?«
    Erst da merkte ich, dass uns die Leute in unseren zerrissenen, blutgetränkten Klamotten anstarrten. Wir sahen aus, als kämen wir gerade von einer Massenkarambolage– oder einem Massaker.
    Inzwischen war Feierabendzeit und Menschenmassen wälzten sich durch die Straßen. Lincoln ging es besser, aber er hatte eindeutig größere Schmerzen, als er zugeben wollte. Stur lehnte er ab, dass ich mich um ihn kümmerte, und bestand darauf, dass wir erst nach drinnen gingen.
    Ich warf ihm vor, dass er einen Heldenkomplex hatte.
    Er ignorierte mich.
    Mein Kopf drehte sich. Alles schien sich so schnell gewendet zu haben. Vor ein paar Stunden hatte ich noch darum gekämpft, mir meinen Platz an der Akademie zu verdienen, und jetzt floh ich von dort.
    Lincoln inspizierte die Kirche aus allen Blickwinkeln und nahm sich Zeit, um ein paarmal um sie herumzugehen. Als er davon überzeugt war, dass keine Falle zu erwarten war, ging er zur Eingangstür und machte sie auf. Schweigend traten wir ein, wobei wir auf jedes Detail achteten. Lincoln blieb stehen, um sich mit Weihwasser zu bespritzen. Ich war mir nicht sicher, ob er das aus Gläubigkeit tat oder ob er nur Zeit gewinnen wollte, damit er weiterhin den Innenraum absuchen konnte. Vielleicht beides.
    Ich konnte mich nicht dazu überwinden, es ihm gleichzutun, und begnügte mich stattdessen damit, mich wie eine Touristin umzuschauen– in Bezug auf Religion war das eine passende Beschreibung für mich.
    Die Kirche war schlicht und trotzdem schön. Kleine Statuen und Steinmetzarbeiten schmückten die Seiten. Hoch in den Wänden waren Buntglasfenster unter Balken aus dunklem Holz. Im Kirchenschiff selbst befanden sich Bänke aus poliertem Kirschbaum und an der Decke hingen Laternen, die dem ganzen Raum eine einladende Atmosphäre verliehen. Wir waren noch keine Minute da, als sich eine kleine Tür neben dem Altar öffnete und ein Priester heraustrat.
    Er musterte uns von oben bis unten. Lincoln blieb stehen und nahm eine friedfertige Haltung ein. Ich hingegen nahm meinen Dolch in die Hand und trat vor. Dabei stellte ich mich zwischen den Priester und Lincoln.
    »V iolet«, sagte Lincoln ruhig. »E ntspann dich.«
    Ich wusste jedoch, dass Lincoln noch immer verletzt war, und meine Schutzinstinkte waren erwacht. Stur behielt ich meine Position bei. Ich spürte bereits, dass dieser Priester nicht menschlich war. Nicht nur menschlich jedenfalls.
    Ich konzentrierte mich auf meine Gefühle. Er trug einen schwarzen Talar, aber sein Kragen war offen und der steife weiße Einsatz fehlte. Sein Haar war grau meliert, aber seine Gesichtszüge waren jung geblieben und er hatte freundliche, wissende braune Augen. Sein Körper war zwar unter seinem Gewand versteckt, aber er war offensichtlich durchtrainiert. Ich schätzte, dass er nicht älter war als dreißig, deshalb war er sowohl für sein graues Haar als auch für seinen Beruf als Priester eigentlich zu jung. Ich taxierte unser neues Risiko sorgfältig, der Priester schwieg indessen, aber sein Blick huschte fasziniert zwischen uns hin und her.
    »V iolet«, sagte Lincoln wieder. »P ater Peters ist ein Freund.«
    Meine Augen wurden schmal. »A ber er ist mehr als das«, sagte ich und ließ den Priester nicht aus den Augen.
    Bei

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