Entdecke die Kraft der Meditation
können.
Bei der Achtsamkeitsmeditation verfolgen Sie interessiert, wissbegierig und mitfühlend, was in Ihnen vorgeht, um es dann loszulassen – und zwar ohne sich Vorwürfe zu machen ( Was bin ich doch für ein schrecklicher Mensch! ) oder daran festhalten zu wollen ( Wie kann ich erreichen, dass dieses Gefühl von Frieden bleibt? ), ohne sich Gedanken über seine Bedeutung zu machen oder einen Schlachtplan zu entwickeln (beides können Sie nach der Meditation tun, wenn Sie möchten). Achtsamkeitsmeditation ist nicht dazu da, schwierige Gefühle auszuschalten oder angenehme zu verlängern. Sie befähigt uns, alle Gefühle als vorübergehend, als vergänglich zu erkennen. Wir wollen sie weder festhalten noch tilgen, wir wollen einfach anders auf sie achten als bisher, tiefer und umfassender.
Wenn wir uns diesem Umgang mit Gefühlen annähern, bemerken wir vielleicht anfangs nur die auffallenden, die großen opernhaften Gefühle wie Zorn, Kummer, Freude, Furcht. Im weiteren Verlauf der Meditationspraxis werden wir dann auch auf subtilere Mixturen aufmerksam – Ungeduld, Vernarrtheit, Abgestumpftheit, Bedauern, Sehnsucht, Zärtlichkeit. Wir halten uns an die vier Schritte – Erkennen, Annehmen, Erkunden und Nichtidentifikation – und sind dadurch in der Lage, diese nuancierten Gefühlsregungen zu erleben, ohne in ihnen zu versinken. Achtsamkeitspraxis vergrößert das Terrain, auf dem wir uns wohlfühlen, und das wiederum macht es uns leichter, einfach bei dem zu bleiben, was gerade ist.
Meditation über Gefühle
(Dazu Track 6 und 7 auf der CD)
Bei dieser Meditation sind wir auf einen Bewusstseinszustand aus, der ebenso still und sanft wie wach und aufnahmebereit ist – wir sind mit dem verbunden, was in uns vorgeht. Erinnern Sie sich einfach, wie es sich anfühlt, wenn Sie beim Joggen Ihren Schritt gefunden haben oder beim Schwimmen, Tanzen oder Gemüseschneiden für ein tolles Essen im richtigen Fahrwasser sind.
Nehmen Sie eine bequeme Haltung für die Meditation im Sitzen oder Liegen ein. Schließen Sie die Augen oder senken Sie den Blick, wenn Sie das lieber mögen. Richten Sie sich im Körpergewahrsein ein. Falls es Ihnen hilft, sich zu sammeln, machen sie den Ganzkörper-Scan, den wir letzte Woche gelernt haben. Nehmen Sie Geräusche wahr, die kommen und gehen, und richten Sie Ihre Aufmerksamkeit dann auf den Atem. Wenn Ihnen danach ist, sprechen Sie dazu innerlich ein, aus oder heben, senken .
Wenden Sie sich Ihrer Gefühlslage zu. Sind Sie innerlich ruhig und in Frieden? Gibt es Unruhe? Langeweile? Sind sie froh oder traurig oder im »Leerlauf«? Versuchen Sie für diesen emotionalen Hintergrund offen zu sein und ihn wahrzunehmen, während Sie zugleich beim Atem bleiben.
Gibt es vielleicht eine vorherrschende Gefühlsregung? Sollte ein Gefühl so stark werden, dass es Sie vom Atem ablenkt, dann machen Sie es zu Ihrem Meditationsobjekt. Benennen Sie es innerlich. Je nach Stärke oder Dauer des Gefühls benennen wir es meist zwei- bis dreimal: Glück, Glück; Enttäuschung, Enttäuschung; Langeweile, Langeweile . (Mehr zum inneren Benennen finden Sie auf S. 128 f.) Können Sie das Gefühl im Körper lokalisieren? Was für Körperempfindungen sind mit ihm verbunden? Haben Sie ein nervöses Gefühl in der Magengegend? Ist der Puls beschleunigt? Sind die Lider schwer, die Schultern hochgezogen? Wenn keine starken und ablenkenden Gefühle vorhanden sind, verfolgen Sie einfach weiter den Atem.
Bleiben Sie auf entspannte, unangestrengte Art bei Ihren Gefühlen. Sie können selbst überprüfen, ob das gegeben ist oder nicht: Achten Sie auf den Tonfall Ihres inneren Benennens. Wenn es allzu streng oder verbissen wird – Eifersucht, Eifersucht. Schon wieder! –, sehen Sie zu, ob Sie es milder machen können. Dies ist eine weitere nützliche Vorgehensweise: Wenn Sie die körperliche Entsprechung eines Gefühls ausfindig gemacht haben – etwa wenn Ihnen die Angst wie ein Stein in der Magengrube liegt –, vergewissern Sie sich, ob irgendwo anders im Körper ebenfalls Anspannung entsteht. Zieht sich beispielsweise jetzt um die Schultern etwas zusammen? Versuchen Sie, diese reaktive Spannung zu lösen, dann wird es Ihnen leichter fallen, die ursprüngliche Empfindung in der Magengrube ruhig zu betrachten. Vielleicht vergeht sie dann ganz von selbst. Das bloße Betrachten reicht manchmal aus, um Stress abzubauen, schlichtweg weil wir der Gefühlsregung nicht auf den Leim gehen, sondern sie einfach betrachten.
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