Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entdecke die Kraft der Meditation

Entdecke die Kraft der Meditation

Titel: Entdecke die Kraft der Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Salzberg
Vom Netzwerk:
zweifelnder und ängstlicher Mensch –, desto eher kann es sein, dass sie sich verziehen. Es hängt aber alles von Ihrer Beziehung zu dieser Erfahrung ab: Wie werden Sie mit diesen Gefühlen umgehen?
    Mein Kollege Joseph Goldstein gibt dazu eine Anregung. Wenn Sie sich wirklich schwertun, sagt er, dann stellen Sie sich vor, die in Ihnen aufsteigenden Gedanken seien die Gedanken dessen, der neben Ihnen sitzt. Das ist wirklich interessant. Wenn wir diese Gedanken als unsere eigenen sehen, kommt es zu recht komplexen Reaktionen: Wir können es nicht fassen, dass so etwas tatsächlich uns passiert; wir dachten, wir seien längst über diese Gefühle hinweg; wir wissen nicht, was wir jetzt mit ihnen anfangen sollen. Doch sobald wir uns vorstellen, dass diese Gedanken unseren Nachbarn heimsuchen, können wir nur denken: Armer Kerl! Das tut bestimmt weh. Mögest du glücklich sein.
    Dann lautet die Frage: Wie lösen Sie Ihr Haften an diesem Gefühl, Ihre Identifikation damit? Es wird wohl auch wiederkommen, diese Dinge haben meist tiefe Wurzeln. Es spielt aber keine Rolle, wie oft sich ein Gefühl wieder meldet. Sie verfügen über die Mittel, geschickt, das heißt sinnvoll damit umzugehen. 22
    Hilft Meditation auch bei Depressionen?
    Depression kann viele Ursachen haben. Man forscht natürlich nach möglichen biochemischen Zusammenhängen und sucht psychotherapeutische Hilfe, aber Meditation kann auch von einigem Nutzen sein.
    An der Oxford University wurde von dem Mitbegründer der »achtsamkeitsbasierten kognitiven Therapie« (Mindfulness-Based Cognitive Therapy, MBCT) John D. Teasdale 23 eine maßgebende Studie durchgeführt: Eine Gruppe von Probanden, die an wiederkehrenden Depressionen litten, nahm an einem achtwöchigen Kurs in Achtsamkeitsschulung teil, während eine andere Gruppe, gleichartig zusammengesetzt, traditionelle kognitive Therapie erhielt. Von den Teilnehmern, die mit MBCT behandelt wurden (und die dabei lernten, ihre Gedanken urteilsfrei zu betrachten, einfach als Ereignisse im Bewusstsein), berichteten anschließend 37 Prozent über Rückfälle; in der mit konventionellen Mitteln behandelten Kontrollgruppe waren es 66 Prozent.
    Viele Meditierende erleben Übungen als besonders hilfreich, die ihnen klarmachen, dass Depression eigentlich aus etlichen Strängen besteht, zum Beispiel Ärger, Verlust und Schuld. Beim Herauslösen dieser verschiedenen Stränge können quälende Gefühle aufkommen, aber wenn Sie einmal gesehen haben, dass Depression nicht ein riesenhaftes, fest gefügtes Ding ist, sondern aus wechselnden Zuständen besteht, können Sie besser damit umgehen. Außerdem wächst durch die Meditation Ihr Mitgefühl, und Sie werden alles, worauf Sie in sich stoßen, auch das Schmerzliche, nachsichtiger und freundlicher betrachten. Bei hartnäckiger und schwerwiegender Depression lege ich Ihnen ans Herz, sich einen qualifizierten Meditationslehrer zu suchen und auch professionelle Hilfen anderer Art in Anspruch zu nehmen.
    Oft wird empfohlen, einfach bei dem Gefühl zu bleiben, das gerade vorhanden ist; ein andermal heißt es wieder, dass wir an diesen Gefühlen etwas ändern können, etwa durch Spaziergänge in der Natur, Entspannungsübungen und so weiter. Das kommt mir etwas widersprüchlich vor.
    Die Grundausrichtung der Achtsamkeitspraxis besteht darin, dass wir einfach auf das achten, was gerade geschieht, um dadurch eine andere Beziehung zum Erlebten zu bekommen, sodass wir es nicht ablehnen oder verabscheuen, aber auch nicht davon überwältigt werden. Achtsamkeit impliziert also eigentlich Balance. In der Realität ist Achtsamkeit freilich nicht immer so einfach. Vielleicht sind wir sehr müde, oder wir finden die Balance einfach nicht durch unsere üblichen Mittel – Rückkehr zum Atem, inneres Vermerken oder eine andere Technik – oder unsere Achtsamkeit weist zu viele Lücken auf. Da gibt es dann andere Mittel, mit denen wir in die Balance zurückfinden können, um wieder achtsam zu sein. Es ist völlig in Ordnung, diese Mittel zu nutzen, anstatt bei der Achtsamkeitsmeditation zu bleiben. Manchmal denken wir: Ich schaffe es einfach nicht, richtig zu meditieren. Aber so ist es ja gar nicht. Stehen Sie auf, machen Sie einen Spaziergang, sehen Sie sich in der Natur um, machen Sie ein paar Dehnübungen oder irgendetwas, das Ihnen hilft, ruhig zu werden und einen klaren Blick zu bekommen – bis Sie dann wieder in der Lage sind, sich einfach dem zuzuwenden, was Sie gerade erleben.
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher