Enteignet: Warum uns der Medizinbetrieb krank macht (German Edition)
mich, dass die Innere Abteilung gut ist. Außerdem hatte ich panische Angst vor einem Schlaganfall und dachte, in einer Praxis sind die vielleicht nicht auf alles gefasst.
Also, sie sagten im Krankenhaus, sie würden gerne noch nachsehen, ob durch den hohen Blutdruck innere Organe geschädigt sind. Und weil ich so glücklich war, dass der Blutdruck wieder unten war, habe ich mich damit einverstanden erklärt.
Mein erster Eindruck war positiv. Man sagte, ich sollte das Medikament weiternehmen, die Beschwerden wären wahrscheinlich ein einmaliger Ausreißer, eventuell psychosomatisch, man wüsste es nicht. Dann haben sie einen Ultraschall gemacht und dabei festgestellt, dass ich eine Geschwulst zwischen Bauchspeicheldrüse und Magen und eine an der Niere habe.
Nein, ich war vorher nicht misstrauisch. Als sie von Ultraschall sprachen, habe ich nicht die Bremse gezogen, denn ich war doch so glücklich, dass es mir wieder gut ging, dass mir nicht mehr schwindelig war, dass ich wieder alleine gehen konnte. Ich war mit allem einverstanden, und Ultraschall ist ja auch nichts Schlimmes. Da kommt man ja in keine Maschine und gar nichts, und deswegen …
Der Arzt kam jedenfalls rein und sagte: »Ja, also wir haben da was festgestellt. Wir können nicht sagen, ob gut- oder bösartig; das muss weiter abgeklärt werden. Wir haben hier nicht alle Maschinen im Haus. Wir können nur eine Darmspiegelung machen, eine Magenspiegelung …« Dann kam ich in eine Röhre. Danach hieß es: »Darm und Kopf und so weiter alles ohne Befund. Jetzt muss eine Gewebeprobe entnommen werden, und das können wir hier nicht. Dazu müssen Sie in die Uniklinik.«
14 Tage hat diese erste Phase gedauert, und eigentlich wurde ich hauptsächlich herumgefahren, von Krankenhaus zu Krankenhaus. Für die verschiedenen Untersuchungen.
Ich habe wahrscheinlich nicht genug gefragt, weil ich in diese Maschinerie geraten war: jeden Tag woanders hin … Und diese Ärzte, diese Radiologen, haben immer gesagt: »Hm. Also wir wissen nicht, was es ist … es muss abgeklärt werden.«
Sie wackelten mit dem Kopf hin und her, und ich kam in die nächste Maschine. Ich war mehr irritiert als alarmiert. Ich hatte die Sache nicht unter Kontrolle.
Eigentlich müsste man jemanden haben, der die richtigen Fragen für einen stellt. Ich hatte zwar viel Besuch, aber keiner ist auf die Idee gekommen, dass man sich vielleicht mal einschalten müsste. Alle dachten, ich hätte das im Griff. Und ich dachte das selbst auch. Aber als Laie, erst recht als Betroffener, ist man nicht fähig, für sich selber zu sprechen, zu fragen, Entscheidungen zu treffen. Ich habe das alles über mich ergehen lassen, alles mitgemacht.
Der eine Punkt, an dem ich anfing, mich bedroht zu fühlen, kam nicht. Ich bin eher hineingeglitten. Noch mehr Ultraschall im nächsten Krankenhaus; dort wurden wieder diese Knubbel festgestellt. Die Ärzte meinten am Anfang nur, sie müssten ihren OP -Plan dahingehend ändern, dass sie mich beide – also sowohl der Urologe als auch der Bauchchirurg – gemeinsam operieren.
Sonntags war ich noch zu Hause, und montags bin ich mit all meinen Unterlagen vom A-Krankenhaus rein. Schon am Dienstag fielen die bösen Worte: Krebs und Metastasen. Ich war geschockt, habe aber sofort laut gesagt: »Das kann nicht sein, dass ich das habe, weil ich mich sehr gut fühle. Es ist ja auch noch nicht abgeklärt, deswegen werde ich ja aufgeschnitten. Ich glaube das einfach nicht.« Den Herd konnten sie nicht feststellen, aber sowohl der Urologe als auch der Bauchchirurg erklärten: »Es sind eindeutig Metastasen.«
Am Dienstagabend wurde ich auf die OP vorbereitet, die schon Mittwoch stattfinden sollte. Jetzt wurde es ganz massiv. Da kam der reizende Bauchchirurg zu mir: »Wenn wir den Magen wegnehmen, dann formen wir einen neuen aus einer Darmschlinge.« – »Wieso den Magen wegnehmen?« Sie stotterten herum, bei Metastasen und einer so großen Geschwulst müsste man halt den Magen entfernen, wäre aber nicht schlimm, wird mit einer Darmschlinge rekonstruiert. Hat er mir dann aufgemalt. Ich saß da, völlig erstarrt.
In fünf Minuten lief das ab. Ich habe immer nur gesagt, ich habe das nicht, ich fühle mich gut, das kann nicht sein. Aber er hat das als Zweckoptimismus ausgelegt, sich verabschiedet und mir vorher noch kurz erklärt, wie die OP laufen wird. Dass nämlich der … Urologe vorne öffnen und die Niere entfernen wird. Und dann käme er hinzu und würde die Geschwulste an
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