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Entfernung.

Entfernung.

Titel: Entfernung. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Streeruwitz
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rechten Fuß bereit, vom Laufband auf den Boden. Sie wollte nicht ungeschickt erscheinen. Sie taumelte dann doch vom Laufband weg. Zum nächsten. Stand auf dem Band. Ließ sich tragen. Sie stand still. Starrte vor sich hin. Ließ die Schultern fallen. Hielt die Tasche und den Rucksack mit beiden Händen vorne. Am Ende des Bands stieg sie mit dem linken Fuß auf den Boden. Schwang den Rucksack wieder über die Schulter. Rechts. Es tat weh da. Ein leichtes Ziehen im Oberarm. Sie stieg die Rampe zur Tür hinauf. Vorsichtig. Sie konnte sich nie erinnern, in welche Richtung diese Türen aufgingen. Immer vorsichtig auf diese Türen zuging. Immer eine kleine Sorge, diese Türen ins Gesicht. Die Türen schwangen in ihre Richtung auf. Sie ging durch. Nach rechts. Schwenkte nach links. Hier Leute. Auf dem Weg zum Bahnhof hinunter. Ticketautomaten. Getränkeautomaten. Die großen Fensterscheiben zum Supermarkt. An der Wursttheke eine lange Schlange. Wurstsemmelkäufer. Mittagspause. Sie ging. Der Boden leicht bergan. Das Gehen anstrengend. Menschen kamen ihr entgegen. Eine Gruppe Männer in grauen langen Jacken mit gelben Signalstreifen und »Vienna airport« stumpfrot aufgedruckt. Sie gingen auf den Supermarkt zu. Eine Frau mit einem Rollkoffer. Sie hastete an Selma vorbei. Überholte sie keuchend. Stürmte auf die Rolltreppe zu. Stand dann keuchend auf der Rolltreppe. Menschen trugen ihre Koffer die Stiegen neben der Rolltreppe herunter. 2 AUA-Stewardessen schlenderten auf die Stiegen zu. Die tomatenroten Uniformen im fluroreszierenden Licht lilastichig. Die Frauen redeten miteinander. Waren in ein Gespräch vertieft. Sahen vor sich auf den Boden. Hörten einander zu. Sie gingen im Gleichschritt. Sie setzten ihre rot bestrumpften Beine im gleichen Schritt nebeneinander. Stiegen so die Stufen herunter. Alle anderen mussten rund um sie ausweichen. Sie gingen. Bemerkten niemanden. 3 Männer stürmten die Rolltreppe herauf. Sie drängten sich an Selma vorbei. Stießen sie aus dem Weg. Die Männer. Alles dunkel an ihnen. Die Kleidung. Die Haare. Die unrasierten Gesichter. Sie sprachen aufgeregt miteinander. Rochen nach Rauch und ungewaschener Kleidung. Sie feuerten einander in einer slawischen Sprache an. Es klang russisch. Selma war nicht sicher. Sie verschwanden nach oben. Selma stand auf der Rolltreppe. Ließ sich hinauftragen. Sie bewegte sich nicht. Sie stieg von der Rolltreppe. Langsam. Ging langsam weiter. Ging an den Schaltern der Mietwagenfirmen vorbei. An der Gepäckaufbewahrung. Sie musste sich durchkämpfen. Menschen aus allen Richtungen. Gingen. Liefen. Drängten sich durch die Menge. Standen. Ein Paar in einen Kuss vertieft. Die Menge an ihnen anstieß. Sie wurden geschoben und gestoßen. Die beiden blieben verschlungen. Aneinander geklammert. Selma wich aus. Sie wollte nur keine Berührung. Mit diesen ineinander verkrallten, aneinander festgesogenen Menschen. Die selig geschlossenen Augen der Frau. Das Gesicht des Mannes. Über die Frau gebeugt. Die Haare fielen ihm über die Augen. Seine Augen nicht zu sehen. Selma ging weiter. Ekel. Ihr war das ekelhaft. Sie wollte Menschen nicht so sehen. Sie wollte nicht zusehen müssen. Sie wollte keine Vorführung von Ekstasen. Die gutmütigen Lächeln der Vorbeihastenden an diesem Paar. Auf der Rolltreppe zur Abflughalle. Zwei Flugkapitäne stiegen an ihr vorbei die Stufen hinauf. Eilten oben davon. Schwenkten die Pilotenkoffer. Waren in der Menge verschwunden. Selma kam oben an. Die Halle voll. Lange Schlangen vor den Eincheckschaltern. Vor den Ticketschaltern. Polizisten. In Paaren. In Ecken. Lässig lehnend. Durch die Menge streifend. Die Maschinenpistolen im Anschlag. Reden. Lachen. Schreien. Kinderweinen. Quietschende Koffer. Gehen. Selma ging zu den Business-Schaltern. Links. Die Schlangen dort nur kurz. 4 oder 5 Personen. Personen quer durch die Halle liefen. Hasteten. Koffer nachzogen. Große Taschen schleppten. Selma musste ausweichen. Zur Seite treten. Platz machen. Sie wurde angestoßen. Stolperte über eine Tasche auf dem Boden. Ein junger Mann stellte sich ihr in den Weg. Ob sie nicht schauen könne. Selma drängte sich an ihm vorbei. Sie antwortete nicht. Sie stellte sich hinter einer Gruppe Japaner an. Sie hoffte, dass alle Vorurteile stimmten und die Japaner so höflich waren, alles in Ordnung zu haben. Alles rasch zu erledigen. Aber sie war in die falsche Reihe geraten. Neben ihr. Auf beiden Seiten rückten die Reisenden auf. An ihr vorbei. Checkten ihre

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