Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)
dabei haben ihre Farben verrückt gespielt. Das gab mir zu denken, also bin ich ihnen gefolgt, als sie nach dem Kreis zu zweit in die Mensa gingen.«
Aphrodite lachte. »Hölle noch mal, Shaylin, du bist keine Prophetin, du bist ein Spionage-Ass. Und dann? Sag bloß nicht, zwischen den beiden ging’s ab.«
Ich biss mir auf die Lippe, um nicht loszuschreien.
»Fast. Die zwei sind total ineinander verknallt. Sie hat ihm Blut aus dem Finger gesaugt.«
»Na, bei Zoey kommt das schon ziemlich nahe dran. Oh je. Das stimmt so gut wie überein mit dem, was ich gesehen hab. Und lass mich raten – dann wurden ihre Farben irre? Also, konfus und frustriert und angepisst?«
»Absolut. Vor allem, nachdem sie –«
Ich hatte genug gehört.
»Ihr hört sofort auf!«
, brüllte ich und stieß die Tür so heftig auf, dass sie gegen die Wand prallte. Mein Gesicht brannte, genau wie meine Brust.
»Oh-oh«, sagte Aphrodite.
Shaylin wich sofort vor mir zurück. »Es ist nicht wie du denkst, Zoey!«
»Ach?
Was soll ich denn denken, wenn ich höre, wie du Aphrodite erzählst, dass du mir nachspioniert hast!
« Ich dachte nicht mehr. Ich reagierte nur noch. Die Faust um den glühenden Seherstein geschlossen, hob ich die andere Hand. Alles in mir schrie danach, Shaylin so richtig einen Denkzettel zu verpassen.
Aus meiner Hand schwirrte ein blauer Feuerball und riss Shaylin von den Beinen. Sie schrie auf, landete auf dem Rücken, bekam einen Moment lang keine Luft und rang nach Atem. Dann fing sie an zu weinen.
Mir war das schnuppe. Ich fühlte mich gut. Shaylin hatte es verdient.
Da baute sich Aphrodite vor mir auf. »Aufhören. Sofort!«
Ich verengte die Augen. »Ihr habt hinter meinem Rücken über mich geredet!«
»Ja, und ich sage dir auch gleich, warum. Aber zuerst kriegst du dich wieder ein. Bring diese abstruse Austickeritis unter Kontrolle und beruhige dich. Und
zwar jetzt
.« Über die Schulter warf sie einen Blick auf Shaylin. »Du gehst zurück in den Keller, und
zwar jetzt
.«
Weinend rappelte Shaylin sich auf und hastete an mir vorbei.
»Was ist sie – deine persönliche kleine Schoßprophetin?«, wollte ich wissen.
Statt mir zu antworten, sah Aphrodite Shaylin nach, bis die verschwunden war, dann stemmte sie die Hände in die Hüften und funkelte mich an. »Wie bitte? Erst brichst du mit deinem verfickten Stein Shaylin fast das Kreuz, dann scheißt du mich an? Bei dir ist da oben echt was locker.«
»Stein?« Ich blinzelte sie an und blickte dann an mir herunter. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich den Seherstein so fest umklammerte, dass er sich schmerzhaft in meine Handfläche gebohrt hatte. Kaum fühlte ich den Schmerz, da wurde der Stein kalt. Ich ließ ihn los. Ich fühlte mich so konfus, dass ich mein Denken schnell darauf fixierte, was mich so aufgeregt hatte – dass Shaylin Aurox und mir nachspioniert hatte. »Ich will über keinen blöden Stein reden, und ich scheiße dich nicht an. Ich will wissen, wofür du dich verdammt nochmal hältst, dass du mir nachspionieren lässt.«
»Ich hatte eine Vision. Aus deiner Perspektive. Darin kam eine Szene mit Aurox vor, die sehr ähnlich war wie das, was Shaylin mir erzählt hat.«
»Wann hattest du diese Vision?«
»Vor ein paar Tagen. Aber das ist egal. Wichtig ist –«
»Es ist egal, dass du mir eine Vision über mich tagelang verschwiegen hast?«
»Nein. Wichtig ist, warum. Und warum ist, dass ich auch gesehen habe, wie du die Beherrschung verlierst und diesen verfickten Stein nicht mehr unter Kontrolle hast. Und genau das ist gerade passiert.«
»Nein, das ist nicht passiert. Ich hatte den verfickten Stein hervorragend unter Kontrolle. Ich wollte Shaylin umnieten, und genau das hat er getan.«
Aphrodite schüttelte den Kopf. »Hallo? Hör dir bitte mal selber zu. Ja, ich verstehe, dass du sauer über das bist, was du gerade belauscht hast. Aber die normale Zoey hätte deshalb nie Shaylin weh tun wollen. Oh, übrigens hätte die normale Zoey auch nie ›verfickter Stein‹ gesagt.«
»Die
normale
Zoey hätte sich nie träumen lassen, dass eine ihrer besten Freundinnen hinter ihrem Rücken über sie redet und ihr nachspionieren lässt!«
»Ich hatte vor, dir von der Vision zu erzählen. Ich hatte auch vor, dir von Shaylin zu erzählen. Ich musste nur den richtigen Zeitpunkt abwarten.«
»Weißt du was, Aphrodite? Dieser Zeitpunkt wäre gewesen, bevor du mich ausspionieren lässt und über mich herziehst. Oh, scheiß doch drauf.« Ich wollte
Weitere Kostenlose Bücher