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Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)

Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)

Titel: Entfesselt: House of Night 11 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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Geistes zu töten. Darauf bezog sich der Ausdruck
ane li sgi
, den die Alte vor ihrem Tod gedacht hatte – Tod, verursacht durch den Geist eines mächtigen übernatürlichen Wesens.
    Der Mann der alten Cherokee hatte Neferet unfreiwillig gelehrt, ihre Gabe noch besser einzusetzen. Er war weniger tapfer gewesen als seine Frau. Im Bestreben, sich zu retten, hatte er sich Neferet geöffnet. Durch die Erinnerungen, die er willig mit ihr teilte, erfuhr Neferet mehr über die Tsi Sgili. Aus den Stammessagen in seinem Gedächtnis las sie heraus, dass es möglich war, in jemandes Geist einzudringen und dessen Gedanken und Energie bis zur Neige auszusaugen – sich daran zu laben, bis das Herz des Opfers versagte. Jemandem die Energie zu rauben war so viel befriedigender, als ihm einfach das Blut abzuzapfen. Und so viel effektiver.
    Je mächtiger Neferet wurde, desto mehr Macht gewannen auch ihre Träume von dem geflügelten Unsterblichen Kalona. Im Schlaf liebte er sie. Nicht so, wie all ihre unzulänglichen Vampyr- oder Menschenliebhaber es versucht hatten. Kalona übernahm ihren eigenen Körper und gewann Lust aus Schmerz, Schmerz aus Lust.
    Und immer beschwor sein Flüstern Visionen herauf, in denen sie beide als Götter auf Erden regieren und für die Vampyre eine neue Zeit der Aufklärung einleiten würden. In denen sie seine Göttin wäre und er ihr mächtiger, leidenschaftlicher Gefährte, der in Bewunderung zu ihr aufsah.
    »Doch zuerst musst du mich erlösen«
, hatte er gewispert, während sein eisiges Feuer sie auf köstliche Weise versengte.
»Folge dem Lied nach Tulsa. Dort wirst du Mittel und Wege finden, die Prophezeiung zu erfüllen und mich zu befreien!«
    Neferet hatte auf ihn gehört. Aber oh, sie fand so viel mehr als einen Weg, ihn zu befreien. Sie entdeckte den Weg zu ihrer eigenen Befreiung!
    Das wurde ihr erst bewusst, nachdem sie ihr eigenes House of Night in Besitz genommen hatte. In dem Grund, auf dem es stand, pulsierte eine Macht, die in ihr widerhallte. Schon 1927 war das so gewesen, und zu Beginn des neuen Jahrtausends hatte sich nichts daran geändert.
    Doch sosehr die uralte Macht in der roten Erde sie anlockte, es war der Tod ihrer ersten Jungvampyrin, der ihr Schicksal wahrhaft besiegelte.
    Natürlich hatte Neferet schon vor ihrem Amtsantritt als Hohepriesterin des House of Night von Tulsa den Tod zahlloser Jungvampyre miterlebt. Oft war sie gerufen worden, um einem Jungvampyr mit Hilfe ihrer Gabe das Dahinscheiden zu erleichtern. Für ihre Fähigkeit, das Leid der Jungvampyre zu lindern, deren Körper sich gegen die Wandlung wehrten, wurde sie hochgeschätzt. Niemand ahnte je, dass sie ebenso viel nahm, wie sie gab. Oh, die Jungvampyre erkannten es. In ihren letzten Augenblicken, wenn Neferet sie in den Armen hielt, begriffen sie, dass sie sich ihre Energie aneignete. Natürlich waren sie in diesem Moment längst nicht mehr in der Lage, diese Erkenntnis mit jemandem zu teilen.
    Als nun die junge Oberprimanerin, die sich Crystal nannte, mitten in Lenobias erster Pferdekunde-Stunde begann, sich das Lebensblut aus dem Leib zu husten, wurde sofort nach Neferet geschickt – nicht nur in ihrer Funktion als Hohepriesterin, sondern auch wegen ihrer schmerzlindernden Gabe.
    »Zur Seite! Platz! Lenobia, bring die Schüler in die Sporthalle, und sag Dragon Lankford Bescheid, dass er Krieger mit einer Trage für das Kind schickt«, hatte Neferet befohlen, während sie auf den Reitplatz geeilt war. Dann hatte sie sich Crystal zugewandt. Die Jungvampyrin war auf dem Belag aus Sand und Torf zusammengesunken, wand sich in Krämpfen und blutete aus Augen, Nase, Mund und Ohren.
    Neferet kümmerte sich nicht um Blut und Schmutz. Sie zog die Jungvampyrin in die Arme, beruhigte sie dank ihrer lindernden Magie und begann, in Crystals Geist einzudringen und ihr ihre Lebensenergie zu rauben. Auf das prickelnde Einschießen der Macht war sie gefasst gewesen. Sie war nicht auf das reine, köstliche Geschenk gefasst gewesen, das der Tod ihrer ersten eigenen Jungvampyrin für sie bereithielt.
    In ihrem Fuchsbau erzitterte Neferet in der Erinnerung an jenen großartigen Augenblick.
    Aus blutunterlaufenen Augen hatte Crystal zu ihr aufgeblickt. »Nein!«, hatte sie gehustet und mühsam hervorgestoßen: »Ich kann noch nicht sterben!«
    »Sicher kannst du das, Liebes. Es ist an der Zeit. Ich bin hier.«
    »Bleiben Sie bei mir?«, hatte das Mädchen geschluchzt.
    »Du bleibst bei mir«, hatte Neferet geflüstert und

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