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Entfesselt

Entfesselt

Titel: Entfesselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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seinen Mund zu erreichen.
      Er küsste mich, jedoch sichtlich zurückhaltend.
      Ich rückte etwas weg, weil ich nicht wusste, was ich davon halten sollte. »Dann ... fallen wir also nicht übereinander her?« So bin ich eben: total cool und kein bisschen beleidigt.
      »Doch, tun wir«, sagte er, aber es klang nicht überzeugt. »Wir tun es auf jeden Fall.« Das hörte sich schon besser an. »Ist dir der Vordersitz eines kalten Trucks nicht gut genug?« Er sah auf mich herab und plötzlich tauchte ein bernsteinfarbenes Funkeln in seinen Augen auf, das mich erschauern ließ. »Fürs Erste schon«, sagte er. »Aber nicht auf Dauer.« Sofort tauchten in meinem Kopf verschiedene Szenarien auf, von denen keines in einem Truck stattfand - aber den Atem verschlugen sie mir dennoch.
      »Es ist nur - das hier fühlt sich so anders an. Seine Stimme klang in der Stille beinahe rau.
      »Was meinst du?«
      Er zuckte schief mit den Achseln, weil eine seiner Schultern auf dem Sitz lag. »Ich bin alt. Wir sind alt. Wir waren mit vielen zusammen. Zu vielen, um sich an alle zu erinnern.«
      Toll. Genau, was ich hören wollte.
      »Ich hatte nicht mit so was gerechnet«, fuhr er fort und runzelte die Stirn, als wäre es meine Schuld. »Meine erste Vermutung war, dass es rein körperlich ist, dass es einfach zu lange her ist, seit ich ... mit jemand zusammen war, und dass ich deswegen nicht von dir lassen konnte. Aber so ist es nicht.« Er hörte sich an, als könnte er es selbst nicht begreifen.
      »Ich weiß, was du meinst«, sagte ich und spürte, wie sich seine Brust unter meiner Hand hob und senkte. »Ich habe auch nicht geglaubt, dass ich jemals wieder etwas mit einem Mann anfangen würde.« Bei dem Gedanken an die vielen Trennungen und heimlichen Abgänge nach einer Liebesnacht atmete ich unwillkürlich aus. »Und dann ausgerechnet mit dir. Wer hätte das gedacht?«
      Eine Seite seines Mundes hob sich. »Stimmt. Aber ... ich will den Grund dafür kennen.»
      »Der Grund ist, dass ich total anbetungswürdig bin, ganz einfach.«
      »Nein, das ist es nicht.« Er fing wieder an, mich zu küssen, und sein Mund fühlte sich auf meinem stark und sicher an. Ich schmiegte mich an ihn, genoss seine Wärme, legte ein Bein über seine Hüfte und hielt ihn an mich gedrückt. Minuten vergingen, unsere Küsse wurden leidenschaftlicher und wir atmeten hastiger. Ich spürte seine Hände überall auf mir. Sie zogen mich an ihn und fuhren über meine Hüften, meine Beine, meinen Arm. Dann zog ich ihm das Hemd aus der Jeans und seine Hand glitt unter meinen Pullover. Meine Finger fanden die Narbe auf seiner Brust ohne Mühe und ich fuhr mit den Fingerspitzen über sie, während unsere Küsse rauer und fordernder wurden.
      Seine Hand auf meiner Brust erschreckte mich. Ich sog scharf die Luft ein und zog mich eine Sekunde lang zurück. Er hörte nicht auf, ließ mich aber nicht aus den Augen, während seine Finger über die sanfte Rundung glitten, als wollte er sie sich für immer einprägen.
      »Wunderschön«, wisperte er.
      Ich konnte nicht atmen.
      »Wunderschön.« Wir küssten uns wieder und verloren uns in frustrierenden Empfindungen, fluchten und lachten, als er sich den Kopf am Türgriff stieß oder ich mit dem Ellbogen den Schalthebel rammte.
      Als wir eine ganze Weile später nach River's Edge zurückkehrten, schlichen wir ins Haus wie Teenager, denn die Fenster waren dunkel und alle schliefen bereits. Mit den Schuhen in der Hand stahlen wir uns auf Socken die Treppe hoch und küssten uns vor meiner Zimmertür ein letztes Mal ganz, ganz leise.
      Ich schloss meine Tür hinter mir, immer noch total durcheinander, atemlos und überglücklich und ein wenig ängstlich, und konnte kaum erwarten, was als Nächstes kam.
      Erst als ich in meinem schmalen Bett lag und immer noch hingerissen den Abend Revue passieren ließ, wurde mir bewusst, dass ich dieses tolle erste Date und alles, was danach kam und was mich wieder verletzlich gemacht hatte ... mit Eileif gehabt hatte - dem Sohn von Erik, dem Blutrünstigen, dem Mörder meiner Familie.
      Diese Tatsache blieb mir in der Kehle stecken wie ein Hühnerknochen und ließ mich enttäuscht und noch verwirrter zurück, als ich es vor unserer Aktion im Truck gewesen war.
      Ich rollte mich unter der Bettdecke zusammen. Meine Vergangenheit würde mich niemals loslassen.

6
 
      Frühstücksdienst zu haben war entschieden besser, als zu melken oder die Eier aus dem

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