Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entfesselt

Entfesselt

Titel: Entfesselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
Vom Netzwerk:
Ottavio streute gereizt Salz auf seine Hafergrütze, wie es früher üblich war.
      »Was für große und gefährliche Magie?«, fragte Daisuke. Ottavio sah frustriert aus. »Das scheint niemand genau zu wissen. Man könnte es wohl am ehesten damit vergleichen, als würde jemand ein riesiges Waffenarsenal anlegen. Jemand scheint auf dunklen Pfaden sehr viel Macht anzusammeln. Aber ich konnte nicht herausfinden, wer das tut oder wieso. Und du hast das von Simon gehört?« Diese letzte Frage war an River gerichtet.
      Sie nickte. »Simon ist ein Freund von uns, der in Kanada lebt«, klärte sie uns auf. »Er gehört keinem der Häuser an, ist aber sehr alt und ziemlich mächtig. Er wurde angegriffen, konnte sich aber erfolgreich zur Wehr setzen.«
      »Kannte er seine Angreifer?«, fragte Rachel.
      River schüttelte den Kopf. Sie wirkte besorgt. »Er sagte, dass er nicht einmal beschwören könnte, dass sie menschlich waren.« »Moment mal - dass sie menschlich waren?«, wiederholte ich. »So groß ist die Auswahl doch nicht. Es müssen Unsterbliche gewesen sein - also Menschen. Er ist doch sicher nicht vom Yeti oder von Aliens angegriffen worden, oder?« Oder Geistern.
      River und Ottavio tauschten einen Blick und ich dachte, oh mein Gott, es gibt Aliens und niemand hat es mir je gesagt. Vielleicht sind wir die Aliens. Vielleicht sind alle Unsterblichen-  
    »Sie müssen nicht unbedingt menschlich gewesen sein«, sagte Ottavio zögernd.
      »Was?«,Brynne wirkte schockiert.
      »Es gibt Dinge, die schlimmer sind als Menschen«, sagte Joshua und starrte auf seinen Teller.
      »Jetzt machst du mir Angst«, sagte Brynne. Sie legte die Gabel hin und verschränkte die Arme.
      »Nicht jeder glaubt daran«, versicherte River ein wenig gereizt. »Böse Geister«, erklärte Roberto, der kein bisschen beunruhigt zu sein schien. Er schaufelte sich noch mehr Hafergrütze auf den Teller und griff nach Butter und Salz. »Sie sind weder tot noch lebendig. Es gab immer Märchen über böse Menschen, die sich mit ihnen verbünden und sie dazu bringen, das zu tun, was sie wollen. Vielleicht überwältigen aber auch die bösen Geister ihre menschlichen Partner.«
      »Ach, diese Ammenmärchen«, sagte Brynne. »Willst du damit sagen, dass sie wahr sind?«
       River machte eine ungeduldige Handbewegung, als wünschte sie, dass Ottavio nicht davon angefangen hätte.
      »Diese bösen Geister gibt es nicht wirklich«, behauptete Solis energisch. »Niemand hat gesagt, dass es sie gäbe.«
      River sah ihn an. »Ich kenne niemanden, der an sie glaubt.« Wir alle merkten natürlich, dass die Frage, ob sie wirklich existierten, elegant umschifft wurde.
      »Unsere Gefahr geht von echten Menschen aus«, sagte Daniel.
      »Dem stimme ich zu«, sagte Asher. »Wir brauchen diese dunklen Mächte keinen unbekannten Wesen zuzuschreiben. Hier handelt es sich um eine oder mehrere Personen, die menschlich genug sind, um Machtgier zu empfinden.«
      Genau in diesem Moment wurde die Tür zur Küche aufgestoßen. Wir schauten überrascht auf. Es war Anne, die blass und aufgeregt wirkte. Ich hatte nicht einmal gemerkt, dass sie nicht mit uns beim Frühstück gesessen hatte.
      »Alle Pflanzen, die wir gesetzt haben, sind tot«, sagte sie. »Aber nicht durch Frost. Alles im Treibhaus, all meine Setzlinge. Alle Bohnen und der Kohl in den Frühbeeten. Sogar die Pflänzchen, die ich in der Scheune gezogen habe.«
      »Wieso? Was ist damit passiert?«, fragte Lorenz.
      »Das ist noch nicht alles«, fuhr Anne fort, ohne auf seine Frage einzugehen. »Im Kartoffelkeller - wo wir die Möhren, Rüben und Kartoffeln für den Winter eingelagert haben. Zum Glück haben wir alles fast aufgebraucht, denn was noch da ist, ist verrottet und voller Maden.«
      »Ich habe erst gestern Kartoffeln geholt«, sagte Jess mit seiner kratzigen Stimme. »Die waren in Ordnung.«
      »Und ich habe vor ein paar Tagen Walnüsse aus dem Keller geholt«, sagte Anne. »Da war noch alles in Ordnung. Die Vorräte müssen in den letzten vierundzwanzig Stunden verdorben sein.«
      »Aber was ist mit unserem Schutzzauber?«, fragte ich. »Diesen superstarken Beschwörungen? Wie konnte etwas diesen Schutz durchdringen?« Oh. Vielleicht, weil ich den Zauber gestört, den Schutzwall geschwächt hatte.
      »Ich glaube nicht, dass das geschehen kann«, meinte Asher. »Vielleicht ist das hier schon vor längerer Zeit ausgelöst worden, schon vor dem Schutzzauber.«
     

Weitere Kostenlose Bücher