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Entfesselte Energien (Band 1)

Entfesselte Energien (Band 1)

Titel: Entfesselte Energien (Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Collmann
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sie.“
    „ Und mein Vater?“
    „ Ist noch finsterer geworden als früher, er spricht kaum noch mit den Angestellten und den Dienern. Aber, soviel ich höre, will er die Heirat sehr beschleunigen.“
    „ Damit die Amalie nicht auch noch vorher dem ‘‘Säbelbein’’ wegläuft!“ Tess lachte hart auf, brach aber jäh ab, als es an die Türe klopfte. Sie war unwillig über die Störung und entschlossen, niemanden einzulassen. Erst nach weiterem, dringlicherem Klopfen öffnete sie die Türe ein wenig und sah hinaus.
    „ Ich habe eben keine Zeit, Herr Korrens“, erwiderte sie auf einen sehr verbindlichen Wortschwall ziemlich unverbindlich. Korrens war eins der ‘‘bemoosten Häupter’’ aus dem Praktikum.
    „ Aber Baroness, ich komme in einer ganz wichtigen Sache, die keinen Aufschub duldet.“ Seine weiten, strahlend hellen Hosen bebten vor Erwartung einer geneigten Antwort.
    „ Selbstverständlich ist ihre Sache viel wichtiger, als das, was wir hier besprechen.“ Sie wies auf ihren Freund und stellte leichthin vor: „Herr studiosus chemistriae Sellentin! – Herr candidatus chemistriae Korrens!“
    Herr Korrens verneigte sich tief, was er nicht ungern zu tun schien, denn auf dem Schädeldach des kleinen, etwas korpulenten, äußerst elegant gekleideten Herrn offenbarten sich ganze Reihen von ehrenvollen Narben aus der Zeit seiner ersten Semester.
    Tess spitzte schon die Lippen zu einer kleinen Bosheit über diese etwas unsanft enthaarte, einer Melone nicht unähnliche Hauptfläche, unterdrückte sie aber, da sie nicht auch damit noch Zeit vergeuden wollte. „Was gibt’s, Herr Korrens?“, fragte sie ungeduldig, „fassen sie sich kurz!“
    „ Es sind zwei Dinge, gnädiges Fräulein, die ich – die man mir aufgetragen hat, ihnen mitzuteilen. Natürlich nur, wenn – äh – wenn ich hier nicht störe. Sonst kann ich auch …“
    „ Zwei Dinge? Erstens!“
    „ Von unserem geplanten Ausflug muss etwas durchgesickert sein, denn …“
    „ Aber, mein Lieber, mit dem Ausflug drängt’s doch noch nicht so, wir haben hier viel eiligere Dinge.“
    Doch diesmal ließ sich der Interviewer, der angehende Reporter nicht wieder ins Bocksho rn jagen, er fuhr unbekümmert über den Einwand fort: „Denken sie mal, gnädiges Fräulein. Frau Regierungsrätin Beinhölter will sich jetzt bei uns einladen.“
    „ Na, wenn sie Spaß an uns jungen Leuten hat, warum nicht!“
    Aber hier winkte auch Franz sehr entschieden ab. „Sie ist fürchterlich“, raunte er Tess zu, „sie muss bei jedem Frühschoppen, bei jedem Exbummel, der irgendwo in Tübingen steigt, dabei sein, betrinkt sich nach Strich und …“
    „ Ä-bä!“, machte Tess. „Aber was kann ich dabei tun? Ich kann ihr doch nicht die Leviten lesen.“
    „ Ja, gnädiges Fräulein, ich weiß, es ist ein heikeles Amt, doch wir meinten, dass sie als Dame und – hm – eben am ehesten – ?“
    „ Ach so! Reizend finde ich das.“
    „ Vielleicht kann ich da“, fiel Franz Sellentin ein, „auf Umwegen einen Riegel vorschieben.“
    „ Tu das, Franz!“, atmete Tess auf, wurde sich aber sofort der großen Intimität gegen den ‘‘krassen Fuchs’’ bewusst und gab dem hohen Semester, der ganz entsetzt von einem zum anderen schaute, eine kleine Erklärung ab, – die ihn aber nicht befriedigte. Wesentlich kühler kam er zum nächsten Punkt. Er nahm eckigere Haltung an, als er fortfuhr:
    „ Herr Dr. Riemenschneider hat heute in einem Café, wo er nur mal telefonieren wollte, ein Telegramm erhalten …“
    „ Im Café, ein Telegramm?“
    „ Ja, es war ihm ein Bote von dem Institut her nachgelaufen. Er hat das Telegramm ohne sichtliche Bewegung gelesen und ruhig fortgesteckt, aber wir wissen von einem Bekannten seiner Schwester, dass es in sehr ehrenvolles Angebot eines Berliner Atomforschers enthielt; der uns unseren …“
    „ Riemenschneider wegnehmen will??“ Tess flammte auf. „Ich weiß, wegen seiner neusten Arbeiten über die Atomkernstruktur. O, da haben wir aber auch noch ein Wörtchen mitzureden.“
    „ So, jetzt sind sie wieder sie selbst, gnädiges Fräulein“, stellte der feine Herr mit großer Befriedigung fest.
    „ Darüber müssen wir allerdings beraten“, sagte Tess nachdenklich, mehr zu sich selbst.
    „ Ich denke, dass wir auf dem Ausflug mal eine Attacke auf ihn machen können“, meinte Herr Korrens.
    „ Der Ausflug kommt uns wie gerufen“, jubelte Tess, „schwerlich hätten wir sonst Gelegenheit gefunden, mal ein

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