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Entfesselte Energien (Band 1)

Entfesselte Energien (Band 1)

Titel: Entfesselte Energien (Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Collmann
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ich das Wolf-Dieter mitteilen“, schnaubte Tante Amanda.
    „ Ach, lass doch heute Abend!“, suchte die etwas sanftere Eberhardine zu begütigen.
    Tess zwang das Klopfen, das bis in den Hals hinaufhämmerte, nieder und lauschte noch die Antwort der streitbaren Amanda: „Nein, nein. Hardchen, so wichtige Angelegenheiten dulden keinen Aufschub.“
    Tess wandte sich wieder dem schützenden Dunkel zu und fasste sich mit beiden Händen an die Schläfen. Zunächst musste sie den Dingen ihren Lauf lassen, irgendein gangbarer Weg aus dieser heikelen Situation ließ sich im Augenblick nicht entdecken. Man musste reiflich überlegen, ehe man hier handelnd eingriff.
     
    Inzwischen war der Haushofmeister wieder in den Ballsaal zurückgeeilt, um der gnädigen Frau ein flüchtiges Wort zuzuraunen. Von da ging er, so schnell es möglich war, ohne Aufsehen zu erregen, in das Raucherzimmer, wo er den Baron beiseite winkte. Etwas schwerfällig folgte der Herr des Hauses dem Voranschreitenden zu einer Fensternische.
    „ Was gibt’s denn, lieber Gildemeister?“
    „ Herr Baron, ihre Schwestern sind soeben angekommen.“
    „ Ach herrje!“ Eine verzweifelte Geste begleitete diesen Ausbruch. „Weiß es meine Frau schon?“
    „ Ja, ich weiß es schon“, sprudelte die Baronin, die sich hinter dem Rücken des Gildemeisters herangeschlichen hatte. „ Wo harn sie sie gelassen Herr Gildemeister ?“
    „ Ich habe die Damen unten ablegen lassen?“
    „ Und haben sie ihnen klar gemacht, dass wir hier …“
    „ Jawohl. Herr Baron, ich habe den Damen – nahegelegt – hm – ich habe sie in den Gartensaal geführt und sie … – Ich wollte sie erst ein Weilchen ausruhen lassen von der Reise, die – vielleicht beschwerlich gewesen sei.“
    „ Sehr gut, Gildemeister! Und?“
    „ Se hawwe net gewollt !“, sagte die Baronin kurzerhand voraus.
    „ Ja – hm – die Damen sagten, sie hätten – hm – dem Herrn Baron etwas Wichtiges mitzuteilen.“
    „ Was se noch jedes Mal angekindigt hawwe !“
    „ Was machen wir nun?“, fragte der Baron, verzweifelt die Augen von einem zum anderen wandern lassend. – „Wir könnten sie einstweilen …“
    „ Da sin se scho !“, prustete die Baronin und winkte mit den Augen nach der Flügeltüre, durch die man in den Ballsaal schauen konnte.
    „ Um Gotteswillen!“ – Gildemeister, „gehen sie …“
    „ Herr Baron, es ist zu spät!“, hauchte der Gute, Getreue.
    Im nächsten Augenblick standen die beiden verwunschenen und verwünschten – Burgfräulein vor dem entsetzten Bruder und – wurden mit besonderer Freude begrüßt.
    „ Das ist aber prächtig von euch, ihr Lieben, das ihr uns endlich mal besucht!“
    „Und zu so glücklicher Stunde seid gekommen!“, fiel die Baronin ein. „Nein, wie sich das trifft!“
    Die beiden so Angeredeten lächelten etwas säuerlich zu diesem Empfang, nur einen Augenblick, dann steuerte Amanda, die „Liebenswerte“, sogleich zielsicher auf die Hauptsache los:
    „ Wolf-Dieter, sag mir, wo ist deine jüngste Tochter soeben? – Du weißt es nicht?“
    „ Liebe Amanda, ihr werdet Marie-Therese gleich begrüßen können.“
    „ Nein, Bruder! Wir haben sie bereits begr …“
    „ Gesehen!“
    Die Baronin horchte auf und griff ein: „ Glei kommt se widder. S’ war dem Kind nur ebbes schummrig geworde .“
    Tante Amanda lachte bös auf. „O ja, es war ziemlich schummrig da unten im Flur.“
    „ Ein kleines Unwohlsein!“, erklärte der Herr des Hauses, dem es auch anfing, unbehaglich zu werden.
    „ O, es schien der jungen Dame da unten aber ganz wohl zu sein. – Hast du etwas von Unwohlsein bemerkt, Eberhardine?“
    „ Ich werde sie rufen!“, sagte die Baronin – dialektfrei, das war kein gutes Vorzeichen bei ihr. Und durchaus nicht gemütlich war der Schritt, in dem sie den Raum verließ.
    „ Was hast du, Amanda?“, raunte der Baron, der Schwester nähertretend. „Was willst du mir sagen?“
    „ Pass besser auf deine Tochter auf, Wolf-Dieter! Sie geht auf schlimmen Wegen.“
    Der Baron erstarrte. Er schien auf dem Sprunge, sich brüsk abzuwenden.
    „ Nu lass doch bloß!“, suchte Eberhardine die eifernde Schwester zu beruhigen. „So schlimm war’s doch gar nicht.“
    „ Nein, ich will jetzt alles hören!“, befahl der Herr des Hauses hart, ohne sich darum zu kümmern, dass man schon in weiterer Umgebung aufmerksam wurde auf die Gruppe in der Fensternische.
    Tante Amanda flüsterte ihm ins Ohr, böse, lange und mit Eifer. Aber

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