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Entfesselte Energien (Band 1)

Entfesselte Energien (Band 1)

Titel: Entfesselte Energien (Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Collmann
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weisen.“
    „ Das ist sehr interessant. Aber was haben die jenseits des Teiches für ein Interesse an …“
    „ An seinen Versuchen?“ Tess sah den Freund etwas kritisch an, worüber er rot wurde.
    „ Ich rede dummes Zeug, Tess. – Aber eine andere Frage, die mich schon einige Zeit beschäftigt: Wie ist’s eigentlich mit Ebersbach? Er ist so unzugänglich, ich werde nicht klug aus ihm.“
    „ Ich halte ihn für einen ganz tadellosen Kerl; absolut zuverlässig.“
    „ Merkwürdig kühl ist er zu mir, seitdem Riemenschneider mich … – Glaubst du, dass er viel an seiner Karriere schraubt?“
    „ In dem Sinne? Nein, das ist ausgeschlossen. Er ist herb, vielleicht auch ein bisschen verbittert. Das ist kein Wunder, oder?“
    „ Ja, aber solche Leute werden auch leicht – neidisch.“
    „ Ist er nicht. Bestimmt nicht! Viel eher ist es möglich, dass du ihm – nun, zu offen bist, zu – unbesonnen. Wollen mal sagen: zu jung, zu offenherzig. – Das darfst du ihm nicht übel nehmen! Er wird dich schon besser kennenlernen.“
    Franz dachte nach. „So ähnlich wird’s hoffentlich sein. Obwohl ich mich in seiner Nähe nie ganz wohlfühle.“
    „ Verschiedenheiten des Wesens! Gegensätze ziehen sich an! Was sich neckt, dass liebt sich! Du wirst überhaupt noch merken Franz, vielfältige Charaktere sind die Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Vorhaben. Als ich mal mit meiner Schwester an der Riviera war, bildeten wir bei unseren Ausflügen fast immer eine Gruppe von zehn bis zwölf Leuten: Verwandte, Freunde und gute Bekannte. Wenn ich diese Menschen der Reihe nach durchging, die waren alle zehn verschieden, da waren nicht zwei von derselben Art, nicht einmal meine Schwester und ich. Und doch sind wir gut zusammen ausgekommen. Und in Berlin – in London – in Genf, es war überall dasselbe.“
    Franz wurde über diese Ausblicke, die ihm Tess gab, ganz klein; berghoch ragte das noch vor ihm auf. Ein ganz wehes Heimweh zog ihn zurück zu den Ställen und Gärten, zu den Wäldern. Aber dieses Heim gab’s ja nicht mehr – zumindest für ihn.
    Tess spürte sogleich, wohin ihn seine Träume zogen, die ihn traurig machten, die ihn klein machten. Sie ergriff seine Hand, fest und kameradschaftlich. „Komm, wir bleiben zusammen! Lass uns nach vorne blicken und nicht zurück, das lähmt uns nur.“
    Er sah sie lange an, in seinen Augen stieg etwas aus der Tiefe empor. Dann drückte er ihr die Hand und ging.

 
     
     
     
     
     
     
     

     

7 . Kapitel
     
     
     
     
    Schon früh machte sich Tess auf, heute hatte sie ihr festlichstes Kleid an, heute durfte nicht getrauert werden. Mochten die Menschen draußen hinter den Fenstern denken, was sie wollten! Unterwegs traf sie Korrens und Wedekamp, auch in Full Dress. Wie die Auguren lächelten die Drei sich zu. Herzliche Begrüßung.
    „ Feiner Tag heute!“
    „ So musste er sein – für ‘‘Ihn’’!“
    „ Kinder’s, es wird brillant.“
    Mit Wonne nahmen die beiden, heute nicht so gesetzten höheren Semester dieses grüngoldene, strahlend schöne Burgfräulein in ihre Mitte.
    „Geben sie auf alles gut Acht!“, raunte sie nach rechts und nach links.
    „ Alles für Perikles!’’, sei das Feldgeschrei!
    „ Eleleu! Eleleu!“, riefen die alten Griechen.
    „ Und Tod dem Gerber Kleon!“
    „ Dem Neidigen, dem Schwarzen!“
    „ Dem scheeläugigen Hagen!“
    „ Unser Perikles wird’s ihm schon zeigen!“
    „ Keine Bange!“, sagte Wedekamp, „einen blendenden Vortrag hat er ausgearbeitet.“
    „ Der steigt heute?“
    „ Woher weißt du das?“
    „ Meine Schwester verkehrt doch mit Lore Riemen – äh, Lore Sehlenbried. Hingeworfen hat ers, einmal durchgelesen, das genügt ihm.“
    „ Tja glänzend!“
    „ 100 zu 1 stehen die Wetten.“
    „ Eberbach meint zwar …“
    „ Der Wackes muss immer unken!“
    „ Was meint Ebersbach?“, fragte Tess interessiert.
    „ Die Geheimräte, die ollen Köppe hätten zusammengesessen und …“
    Korrens stieß den Kameraden hinter dem Rücken seiner Dame freundschaftlich in die Rippen.
    „Sprechen sie weiter!“, gebot Tess.
    „ Sie sollen sich unterhalten haben über Riemenschneiders geheime Versuche, dass er mit staatlichen Mitteln …“
    Wieder gab es Rippenstöße.
    „Bitte, weiter!“, rief Tess scharf.
    „ In der Nacht seine Privatversuche …“
    Tess blieb stehen. „Gemeine Verleumder!“ Sie setzte an, zu einer gepfefferten Rechtfertigung und – brach mit wegwerfender Handbewegung

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