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Entfesselte Energien (Band 1)

Entfesselte Energien (Band 1)

Titel: Entfesselte Energien (Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Collmann
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Hilfsbereite folgten dieser Gruppe.
    Tess flammte auf. „Das ist doch abgekartetes Spiel!“ zischte sie Franz zu.
    Dieser Ansicht mussten wohl viele unter den Anwesenden sein, es kam keine rechte Stimmung, keine Aufmerksamkeit mehr in die Versammlung. Erst am Schluss des Vortrags besann man sich wieder darauf, dass es ja Riemenschneider war, der da geredet hatte, und bereitete ihm eine stürmische Ovation. Leider stand draußen ein Wagen für ihn bereit, sonst hätte man ihn bestimmt im Zuge nach Hause geleitet.
    Die fünf Verschwörer standen noch eine Weile beisammen.
    „Haben sie irgendetwas bemerkt Herr Ebersbach?“, fragte Tess, während Franz sich fast hineinbohrte in das Gesicht dessen, den er falsch beurteilt haben sollte.
    „ In dem Sinne nichts, Fräulein von Leudelfingen; mit Blicken verschlungen wurde ‘‘Er’’ ja von fast allen, ob er von irgendwoher besonders beäugelt wurde, konnte ich nicht feststellen.“
    „ Aber was anderes haben wir feststellen können“, rief Korrens dazwischen und Wedekamp bestätigte es energisch.
    „ Die Vorhangstange?“, fragten Tess und Franz zugleich.
    „ Die ganze Affäre mit dem Fenster?“
    „ War oberfaul!“
    „ Klar, dass das so kommen sollte!“
    „ Und die Frau!?“
    „ Anstellerei!“
    „ Die können immer auf Kommando umfallen.“
    Ebersbach zuckte ungläubig die Achseln.
    „Na, brauchten da sechsundzwanzig mitzulaufen?“, schrie Wedekamp.
    „ Vier!“, stellte Ebersbach gelassen fest, vier Finger in die Höhe haltend.
    „ Schon viel zu viel!“
    „ Mit denen, die sie trugen, waren’s übrigens neun!“
    „ Sechs!“, korrigierte Ebersbach, ohne eine Miene zu verziehen.
    Franz warf der Freundin einen bedeutsamen Blick zu.
    „Lasst uns gehen!“, mahnte Tess abschließend.
    „ Aber alle pünktlich um zwei an unserem Hause sein!“, kommandierte Korrens mit seiner scharfen Stimme. 
    Man zerstreute sich. Tess und Franz gingen noch eine Weile zusammen, schweigend, jeder hing seinen Gedanken nach.
    „ Was sagst du jetzt zu Ebersbach?“, warf er endlich barsch zu ihr hinüber.
    „ Dass ihm das auf die Nerven fällt.“
    „ Was?“
    „ Dies Gequatsche!“
    „ Die Begeisterung?“, fragte er schneidend.
    „ Die überspannte, ja!“
    Der Hüne blieb stehen.
    „Komm, lass uns weitergehen!“, meinte sie gelassen.
    Zögernd folgte er. „Ich verstehe dies nicht ganz!“, sagte er betont.
    „ Wenns drauf und drankommt Franz, lässt Ebersbach sich eher noch sein gesundes Bein dazu abhacken, ehe er auch nur einen Millimeter von dem Wege der Treue abweicht.“
    Franz wurde rot, er wusste selbst nicht, warum. „Hoffentlich behältst du einmal recht!“ Weiter konnte er im Augenblick nichts erwidern. Als er sich von Tess getrennt hatte, fiel ihm erst ein, dass er auch noch etwas anderes hätte sagen können: Treu war zuhause die alte Babettsch auch, aber doch war sie ein Ekel, ein alter Drache, die alles schikanierte, was jung und sonnig war und in die Welt hineinlachte. Solch eine Giftkröte wird auch einmal das Hinkebein. Krachend schlug der lange ‘‘Renommierfuchs’’ oben in seiner Bude die Tür ins Schloss und warf sich auf das Sofa, dass es in allen Sprungfedern ächzte, dass die Wirtin draußen auf dem Flur die Hände über dem Kopf zusammenschlug. „ Jessas, was isch es Heid wiede !“
    „ Macht euren Kram doch alleine!“, brummte er noch einmal, dann schnarchte er ein und im Schlaf gewann wieder sein gutes Siegfriedherz die Oberhand. Wie ein großes Kind lag der Bub da, ein Bein über die Sofalehne, den anderen ‘‘Staken’’ kilometerweit in die Bude gestreckt.
    Aber am Nachmittag war er der Erste an der Kneipe auf dem Österberg. Kurz nach ihm kam Tess. Sie begrüßten sich wieder froh und herzlich wie sonst. Tess war klug, sie rührte nicht mehr daran.
    „ Vetter Leo ist nicht gekommen!“, sagte sie traurig.
    „ Wollte er heute kommen?“
    „ Eben zum Fest!“
    „ Ah so, er sollte mit …“
    „ Was meinst du. Riemenschneider und der Generalstäbler!“
    „ Darf er es ihm preisgeben?“
    „ Für wen sollte es denn sonst sein, wenn nicht für die Armee!“
    „ Hast du zuhause hinterlassen, wohin sie ihn schicken sollen, wenn er ankommt?“
    „ Ach nein, das habe ich vergessen!“ Tess schlug sich gegen die Stirn.
    „ Einen Moment!“ Franz lief sofort zurück, dies nachzuholen.
    Tess dankte ganz überschwänglich, als er wieder den Berg heraufkeuchte, ehe noch irgendjemand von den Festteilnehmern gekommen

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